„Danke sagen und Zeit schenken“

veröffentlicht am 07.07.2017

Schüler/innen des Bernhard-Strigel-Gymnasiums demonstrieren szenisch, wie wichtig es ist, einander Zeit zu schenken. Fotos: Sonnleitner  

10 Jahre Süddeutsche Kinderhospiz-Stiftung und Kinderhospiz St. Nikolaus

Memmingen (as). Wie vor zehn Jahren anlässlich der Gründung des Kinderhospizes Sankt Nikolaus begrüßte Marlies Breher, Vorstandsvorsitzende der ebenfalls vor zehn Jahren gegründeten Süddeutschen Kinderhospiz Stiftung, die Gäste im gut gefüllten Stadttheater zum Jubiläumsempfang.  Thema des Abends war die „Zeit“, die gerade dort Mangelware ist, wo der Wohlstand gedeiht und der wir stets nur hinterherrennen, solange wir sie uns nicht bewusst nehmen und auch anderen schenken.

Nach einer Gedenkminute für die bereits verstorbenen kleinen und jungen Patienten des Kinderhospizes blickte Maries Breher, die 2015 mit der Bundesverdienstmedaille für ihr Engagement ausgezeichnet wurde, „mit großer Dankbarkeit“ auf zehn Jahre erfolgreiche Stiftungsarbeit zurück. Dank dieser Arbeit konnten in Sankt Nikolaus bereits 463 Familien mit unheilbar und lebensverkürzend erkrankten Kindern liebevoll ein Stück auf ihrem schweren Weg begleitet werden.

Der bayerische Kinderbuchautor und Schauspieler Christian Jungwirth trug Texte zum Thema "Zeit" vor.

Da Zeit hat in einem Kinderhospiz eine besondere Bedeutung hat, stand der Abend unter dem Motto: „Danke sagen und Zeit schenken“. Breher dankte allen Kolleginnen und Wegbegleitern und sprach den ehrenamtlichen Begleiter/innen ihr Anerkennung aus. Zwei von ihnen, beide selbst betroffene Mütter, sprachen über das Gefühl des Vermissens, das für immer bleibt, und das Glück, in anderen Betroffenen eine Stütze zu finden.

Wie wichtig es für die betroffenen Familien ist, Kraft schöpfen und auch einmal Raum für sich und die Geschwisterkinder zu haben, stellen drei Mitarbeiter des Kinderhospizes szenisch auf der Bühne dar. Es geht um den 13-jährigen sterbenskranken Amadeus, der in Begleitung seiner Schwester und seiner Mutter im Kinderhospiz war. Alle drei haben aufgelistet, was sie dort erleben durften und wofür sie endlich Zeit fanden.

Jette (Regine Vogel) in dem Monolog „Schlafen Fische?“, der ab Oktober im Stadttheater zu sehen ist.

„Schlafen Fische?“

„Wie geht tot sein?“ - In einem Dialog, der eigentlich ein Monolog ist, erinnert sich Jette (Regine Vogel) an ein Gespräch mit ihrem verstorbenen Bruder Emil. „Schlafen Fische?“ heißt der ebenso traurige wie humorvolle Monolog, der den Tod eines geliebten Menschen aus kindlicher Perspektive zeigt. Chefdramaturgin Anna Verena Freybott, Regisseur Thomas Ladwig und Schauspielerin Regina Vogel stellten das Stück für Kinder ab zehn Jahre vor, das am 22. Oktober Premiere feiert.

Der Pianist und Singer/Songwriter Murat Parlak beeindruckte mit gefühlvoll interpretierten Pop-Balladen und Jazz-Improvisationen.

„Wir haben immer mehr Uhren und immer weniger Zeit“ - Der bayerische Kinderbuchautor und Schauspieler Christian Jungwirth trug nachdenklich stimmende, weise und erbauliche Texte zum Thema "Zeit" vor wie „Mensch und Zeit“ von Eugen Roth oder die Allegorie von der Traurigkeit (Inge Wuthe), die ihrerseits traurig und mutlos am Wegrand sitzt, weil die Menschen sie „meiden wie die Pest“ und sich lieber ablenken oder betäuben, anstatt sich mit ihr auseinanderzusetzen. „Wenn ich nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen“ sagt die Traurigkeit, die schließlich von der Hoffnung (in Gestalt einer kleinen, alten Frau) aus ihrer Einsamkeit erlöst wird.  

Für stimmige, musikalische Gestaltung des Festabends sorgte der Pianist und Singer/Songwriter Murat Parlak. Er beeindruckte das Publikum mit sehr gefühlvoll interpretierten Pop-Balladen und Jazz-Improvisationen auf dem Keyboard und schloss seinen Vortrag mit "My way" von Frank Sinatra.