Das Unplanbare planbar machen: Klinikum digital mit Rettungsgdiensten vernetzt

veröffentlicht am 27.07.2016

An einer Ankunftstafel, wie man sie normalerweise nur von Flughäfen her kennt, können die Mitarbeiter der Memminger Notfallklinik sehen, wann welcher Rettungsdienst einen Patienten mit welcher Erkrankung bringt. Foto: Häfele/Pressestelle Klinikum Memmingen

Memmingen (dl). Als erstes Krankenhaus im Allgäu hat das Klinikum Memmingen Anfang Juli eine elektronische Datenübermittlung eingeführt, durch die das Krankenhaus mit den Rettungsdiensten digital vernetzt wurde. Dadurch kann schon vor Eintreffen des Patienten die bestmögliche Behandlung vorbereitet werden.

Im Anmeldebereich der Memminger Notfallklinik hängt ein sogenanntes Arrival-Board (Ankunftstafel), wie man es sonst nur von Flughäfen oder Bahnhöfen her kennt. Auf dem Bildschirm wird anonymisiert angezeigt, wann welcher Rettungswagen einen Patienten mit welcher Erkrankung bringt. Anhand eines Ampelsystems wird in den Farben grün, gelb und rot die Dringlichkeit der Erkrankung sowie der entsprechenden Behandlung angezeigt. Auf einen Blick kann das Personal somit erfassen, welche Patienten vom Rettungsdienst angemeldet wurden und wie schwer erkrankt diese sind.

Zeit- und Informationsvorsprung

„Jetzt haben wir die Chance, schon vor Eintreffen des Patienten alles für seine bestmögliche Behandlung vorzubereiten“, freut sich der ärztliche Leiter der Memminger Notfallklinik, Dr. Rupert Grashey. „Dadurch entsteht ein erheblicher Zeit- und vor allem Informationsvorsprung.“

Basis für die Voranmeldung bildet die Ausstattung aller bayerischen Rettungsdienstfahrzeuge mit tragbaren Computern, sogenannte Tablets. Mit diesen kann man die Karte der Krankenkasse auslesen, alle Daten dokumentieren sowie Bilder zur Dokumentation eines Unfalls machen.

„Alle Befunde der medizinischen Geräte des Rettungsdienstes wie EKG, Blutdruck oder Atmungsüberwachung werden automatisch an diesen Computer übertragen“, erklärt Dr. Grashey. Die Daten sowie das Behandlungsprotokoll werden dann in die Klinik übertragen.

Umgehende Diagnostik

Alle Details können von verschiedenen Arbeitsplätzen abgerufen werden, ob in der Notfallklinik oder auf der Intensivstation. So kann beispielsweise das EKG schon vorab durch einen Kardiologen ausgewertet werden und bei Vorliegen eines Herzinfarkts der Herzkatheter zur sofortigen lebensrettenden Therapie vorbereitet werden. Bei einem Schlaganfall wird der Computertomograph (CT) bereitgehalten, um eine umgehende Diagnostik und Behandlung einzuleiten.

„Auch  Patienten mit Problemkeimen sind sofort erkennbar“, erläutert die pflegerische Stationsleiterin der Notfallklinik, Veronika Schlichting. „Für sie kann jetzt schon vorab ein Zimmer gesucht werden, um andere vor einer Infektion zu schützen.“

Die Notfallklinik am Klinikum Memmingen ist bisher das einzige Krankenhaus zwischen Augsburg und Bodensee, das die elektronische Datenübermittlung eingeführt hat.