"Ich vertraue auf meinen eigenen Stil" - Ein Gespräch mit dem frisch nominierten OB-Kandidaten Manfred Schilder

veröffentlicht am 23.01.2017

CSU-Kandidat Manfred Schilder im Gespräch mit der Lokalen. Foto: Radeck

Memmingen (dl). Die Memminger CSU-Fraktion hat heute Abend einen Kandidaten aus ihren Reihen für die Oberbürgermeisterwahl am 19. März nominiert: Der CSU-Stadtrat Manfred Schilder erhielt 64 von 64 Stimmen der wahlberechtigten CSU-Mitglieder im Engelkeller (Bericht folgt). Lokale-Redakteurin Antje Sonnleitner unterhielt sich im Vorfeld mit Schilder über seine Motivation, sich für das Amt des Rathauschefs zu bewerben, und seine Ziele für Memmingen.

Herr Schilder, als "Memminger" wären Sie ja auch schon im Oktober-Wahlkampf prädestiniert für das Amt gewesen? Wenn nicht schon im Oktober, warum ist die CSU erst jetzt auf Sie zugekommen?

Ich bin schon in der Vergangenheit hin und wieder von Freunden und Kollegen darauf angesprochen worden, ob ich mich nicht für das Amt des Oberbürgermeisters bewerben wolle. Vielleicht war die Zeit damals noch nicht reif für mich. Der Tod von Markus Kennerknecht stellt uns alle in tragischer Weise nun vor eine neue Situation. Ich sehe uns Stadträte dabei in einer besonderen Verantwortung. Wir müssen Sorge dafür tragen, dass es in der Stadt weitergeht. Ich persönlich habe mich daher entschlossen, mich jetzt dieser Verantwortung zu stellen und die Herausforderung einer Kandidatur anzunehmen.

Sicherlich ist es nicht leicht, die Nachfolge eines Mannes anzutreten, der von vielen als „Hoffnungsträger“ gesehen wurde. Ist das ein Hemmschuh für Ihre Kandidatur?

Nein. Markus Kennerknecht ist sehr gut angekommen und wurde von allen Fraktionen im Stadtrat als Oberbürgermeister wahrgenommen, der mit neuem Schwung an die Themen herangeht. Sein tragischer Tod war ein großer Schock für uns alle. Diese Situation erfordert einen sensiblen Umgang. Doch ich bin zuversichtlich und vertraue auf meinen eigenen Stil. Ich freue mich über das Zutrauen von Freunden und Kollegen, und besonders auch über den Rückhalt in meiner eigenen Familie

Sie sind vielfältig engagiert, neben diversen Lehraufträgen sind Sie unter anderem Vorsitzender von Schaffenslust e.V.. Ist die Förderung ehrenamtlichen Engagements ein wichtiges Anliegen für Sie?

Ja, unsere Gesellschaft driftet auseinander, ist stark konsumorientiert. Umso wichtiger wird es, Freundschaft und Miteinander zu pflegen - wie es in unseren Vereinen automatisch geschieht. Hier findet auch Integration ohne erhobenen Zeigefinger statt. Ich möchte den Stellenwert des Ehrenamts für die Gesellschaft deutlich machen, hier fehlt es oft an Wertschätzung.

Die Stadträte waren bislang Ihre Kollegen – wie erreichen Sie, dass diese Sie als ihren „Chef“ akzeptieren?

Ich sehe mich nicht als Chef, vielmehr als Primus inter Pares. Ich bin ein Gestalter, will etwas bewegen - im Team, nicht als Einzelkämpfer. Im Stadtrat würde ich die Rolle des Moderators übernehmen. Dazu gehört auch, die eigene Meinung zurückzunehmen. Am Ende muss eine Entscheidung stehen, die mehrheitsfähig ist und die vor allem nicht ausgesessen werden darf.

Inwiefern könnten Sie Ihre beruflichen Qualifikationen als Regionalgeschäftsführer Allgäu der Industrie- und Handelskammer (IHK) und als Hochschul-Dozent in das neue Amt einbringen?

Meine berufliche Erfahrung ist für das Amt des Oberbürgermeisters zweifellos wertvoll, ich möchte aber betonen, dass ich kein Oberbürgermeister nur für die Wirtschaft sein will - so maßgeblich diese für den Wohlstand der Stadt auch ist. Soziale Themen sind genauso wichtig. Dazu gehört, bezahlbaren Wohnraum für junge Familien und Strukturen für die Integration zu schaffen. Die Menschen in Memmingen sollen sich hier wohl fühlen.

Wo setzten Sie die Schwerpunkte Ihrer Arbeit als Rathauschef?

Neben den bekannten Themen wie IKEA-Ansiedlung, Gestaltung des Bahnhofsareals, soziale Stadt oder Zukunft des Klinikums, will ich die Herausforderungen der Zukunft annehmen und gestalten. Dazu gehören beispielsweise die zunehmende Digitalisierung und die Schaffung der dazu erforderlichen Infrastruktur. Auch die Stärkung des Tourismus in Memmingen ist mir wichtig. Eines meiner persönlich wichtigsten Anliegen ist allerdings die Bildung der jungen Menschen. Memmingen ist heute schon ein attraktiver Schulstandort, den es weiter auszubauen gilt. Auch das Memminger Hochschulzentrum gilt es weiter zu fördern.

Wo sehen Sie Memmingen in sechs Jahren?

Meine Vision ist die Schlagzeile „Memmingen überspringt die 50.000 Einwohner-Grenze“. Unsere Unternehmen brauchen leistungsfähige Mitarbeiter, eine lebendige Stadt braucht junge Familien, damit Memmingen ein Ort ist und bleibt, wo es uns gut geht.

Ihre persönlichen Freunde und politischen Kollegen schätzen besonders Ihre ausgleichende Art.  Welche Gründe gibt es darüber hinaus für die Memminger Bürger/innen, Sie am 19. März zu wählen?

Ich bin ein Mann aus ihrer Mitte, bin in Memmingen geboren, bin hier zur Schule gegangen und lebe hier. Ich weiß, welche Erwartungen und Vorstellungen, aber auch welche Sorgen und Nöte die Menschen in der Stadt haben. Außerdem bin ich ein Realist, stehe mit beiden Beinen auf dem Boden. Wie gesagt lege ich viel Wert auf das Miteinander, bin ein „Vereinsmeier“ im positiven Sinne (schmunzelt), was sich auch in meinem ehrenamtlichen Engagement widerspiegelt.

Was machen Sie gern in ihrer Freizeit?

Ich bin durch und durch Familienmensch, verbringe möglichst viel Zeit mit meinen Angehörigen und meinen Freunden. Außerdem liebe ich Sport, insbesondere Laufen, Nordic-Walking und Skifahren.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schilder!

Info zur Person: Der 59-jährige Memminger Manfred Schilder ist seit Ende 2012 Regionalgeschäftsführer Allgäu der Industrie- und Handelskammer (IHK). Neben seiner Tätigkeit für die IHK war der Betriebswirt außerdem knapp vier Jahre als Geschäftsführer beim Allgäu Airport in Memmingen beschäftigt.

Seit 2014 sitzt Schilder für die CSU im Memminger Stadtrat, ist dort Finanzreferent. Schilder engagiert sich in verschiedenen Ehrenämtern, u.a. als Vorsitzender des TV Memmingen und ist nebenberuflich als Dozent in der Weiterbildung tätig.

Schilder ist verheiratet, Vater zweier erwachsener Kinder und zweifacher Großvater.