"O Wunder" - am 30. September beginnt eine neue Ära am Landestheater Schwaben

veröffentlicht am 22.08.2016

Die künftige Intendantin Dr. Kathrin Mädler (2.v.re) mit ihrem Stellvertreter Peter Kesten, Chefdramaturgin Anne Verena Freybott, (li.) und Silvia Stolz, Leiterin Kommunikation. Foto: dus

Memmingen (as). „O Wunder“ - mit dieser biblisch anmutenden Verheißung beginnt Dr. Kathrin Mädler ihre Intendanz am Landestheater Schwaben. Gemeinsam mit ihrem Team gab sie im Rahmen einer Pressekonferenz einen Ausblick auf die neue Spielzeit 2016/17. Ab 30. September stehen 17 Premieren auf dem Programm, darunter vier Uraufführungen und eine deutschsprachige Erstaufführung.

Nach der fast 20-jährigen Ära von Walter Weyers soll nun ein frischer Wind wehen am Landestheater. Mehr zeitgenössisches Theater will Mädler machen, neue Formate wie eine „Bürgerbühne“ und Projekte mit „Themen, die uns alle umtreiben“ auf die Bühne bringen. Vor allem will sie die Menschen mit einbinden. Nicht zuletzt durch Extras wie Matineen, Publikumsgespräche und Feste, durch daen Salon „Lean in“ mit interessanten Frauen aus dem Allgäu oder die  Late-Night-Reihe „Wunder des Monats“ soll das Theater zum Ort gemeinsamen Erlebens werden.

Das Spielzeitmotto „O Wunder“ steht für ein Theater, das berühren und bewegen, anstecken und anregen will. Und für einen Spielplan, der auf eine krisenhafte  Zeit reagiert:„Alles fliegt auseinander Angst, Verzagtheit, Enge machen sich breit“, so Mädler. Hiervon erzählt das wütende Stück „Ich bin das Volk“, das Franz Xaver Kreuz 1993 anlässlich der damaligen Anschläge auf Asylbewerber-Heime schrieb (Premiere am 22. April 2017). In „Zwischen den Dingen sind wir sicher“, eine Uraufführung der jungen Autorin Laura Naumann, versuchen drei Geschwister die Reste sozialen Lebens in einer apokalyptischen Welt zu bewahren. (1. Oktober 2016 im Studio).

Politik und Utopie

„Wir dürfen nicht auf Wunder warten, wir selbst müssen sie geschehen machen, jetzt. Und was könnte ein besserer Ort dafür sein als das Theater“, schreibt die Intendantin im Vorwort zum neuen Spielzeit-Heft.  Auf dem über sechzig Seiten umfassenden, schlicht gestalteten Programm prangt das neue Logo: ein schwarzer, fünfzackiger Stern als politisch-kämpferische und gleichzeitig poetisch-sinnliche Ansage. „Der Stern trägt auch Utopie in sich, die Theater formulieren kann, große Geschichten, die einen verblüffen und überraschen“, sagte Mädler im Rahmen eines BR2-Interviews.

Ihr Debüt als Spielleiterin gibt die neue Hausherrin gleich zu Saisoneröffnung mit „Peer Gynt“, dem  Prototyp des zeitgenössischen Egomanen.  Neben diesem werden auch andere klassische Dramen wie Shakespeares „Romeo und Julia“ und Theodor Fontanes „Effi Briest“ auf ihren Aktualitätswert überprüft.

Unterhaltung pur

Doch Theater darf auch amüsieren.  „Out of Allgäu“, das „Muhsical“ von Michael Barfuß, der am 23. Dezember im Großen Haus uraufgeführt wird, verspricht Unterhaltung pur. Ein neues Format ist das gemeinsam mit der Memo Kunsthalle konzipierte Komödiensolo „NippleJesus“ von Nick Hornby das am 17. Februar in der Kunsthalle Premiere feiert. Die irrwitzige Kultkomödie „Der Messias“ wird zur Weihnachtszeit und an Silvester für Heiterkeit sorgen.

Junges Theater

Die neue Intendantin strebt einen kontinuierlichen Ausbau des Jungen Theaters an. Neben dem Weihnachtsmärchen „Peterchens Mondfahrt“ in moderner Fassung und einem Stück für die lokalen Kindergärten stehen drei Produktionen für Jugendliche auf dem Spielplan. Spannend und provokativ ist der Perspektiventausch im Klassenzimmerstück „Krieg“ nach dem Buch von Jana Teller: Der Krieg findet in Europa statt. Wer kann, flieht in den Nahen Osten oder nach Afrika (Premiere 16. Oktober).

Neben den bekannten Theaterabonnements wird es auch neue Formen geben wie das „Familien-Abo“, die "Junge Flatrate" oder das "Alles-Drin-Abo".

Doch zunächst einmal lädt das neue Ensemble alle Interessierten am 17. September zu einem Theaterfest voller großer und kleiner Wunder ein.

Das neue Spielzeitheft ist online einsehbar unter www.landestheater-schwaben.de