"Öffnet euer Herz" - Sehenswertes Wallenstein-Theater auf dem Marktplatz

veröffentlicht am 28.07.2016

Hochmütig gibt sich der gefeierte und gefürchtete kaiserliche Feldherr Albrecht Wenzel Eusebius ) von Wallenstein (Bernd Klotz) bei seinem Einzug in die Stadt Memmingen im Jahr 1630. Fotos: Andreas Marx

Memmingen (as). Ein Genuss im schönen, historischen Ambiente des Marktplatzes ist das diesjährige Wallenstein-Theaterstück, geschrieben von Stefan Ranke und inszeniert von Ralf Weikinger. "A G'frorner bin i ...oder die Suche nach dem Glück" versetzt die Zuschauer auf den Rängen am historischen Marktplatz in das Jahr 1630 zurück, die Zeit, „da Wallenstoi mit seina Truppa staht vor der Stadt“ - mit einer Fülle von Anordnungen im Gepäck.

Der Stadtbüttel (Werner Manz) soll mit den Statisten auf den Publikumsrängen „des mit dem Jubla“ üben, damit "Euer Liebden" sich in Memmingen willkommen fühlt. Doch willkommen sind er und seine Truppen nicht, die Bürger fürchten Willkür, Randale und „Drangsal für die Weiber“.

Wacker wehren sich die Memminger gegen die Willkür des streitsüchtigen, überllaunigen Obristen Francesco Caretto di Grana (Dr. Holger Hoffmann) der sich in ihrem beschaulichen Städtchen bald langweilt und seine Vorstellung von „Zucht und Ordnung“ mit dem „Recht von Schwert und Spieß“ einführen will. Das „aufblas‘ne Gackerle“  ist ein Widersacher des weitaus menschenfreundlicheren Regimentchefs Graf von Gallas (Andreas Möntmann). Dieser lässt sich mit dem kriegsmüden Soldaten und Ex-Müller Christoph Geisberger (Klaus Gropper) auf eine Wette ein:

Kann ein langjähriger Soldat wieder zu einem normalen bürgerlichen Leben zurückfinden? Kann ein „G’frorner“, ein Veteran, der zu viele Schlachten erlebt hat, seinen Seelenfrieden wiederfinden und zu Frau und Tochter, die ihn verloren glauben, zurückkehren?

„Krieg macht kalt, Krieg macht hart"

„Krieg macht kalt, Krieg macht hart -  öffnet euer Herz“, lautet die Botschaft des Stückes. „Was man nicht kennt, das muss schnell weg“ - sie bezieht sich auch auf die heftige und grausame Ablehnung des Fremden, das in Gestalt der schwedisch stämmigen Fenja und ihrer Tochter Hanne (der Familie Christoph Geisbergers, gespielt von Alexandra Menz und Constanze Hoffmann) in die Stadt kommt. - Eine Anspielung auf die aktuell anstehende Flüchtlingsintegration?

So wird gezankt und Kriegsrat gehalten, bis der Nachtwächter (Alfons Karg) kommt – nein, nicht ganz: Vorher wird noch der Abzug eines Wallensteins (Bernd Klotz) eingeläutet, der erfrischend vernünftig und friedfertig daherkommt und seine Absetzung durch Kaiser Ferdinand II freudig entgegennimmt. "Selbst Kaiser und Könige müssen sich den Mächten des Himmels beugen", reagiert der Generalissimus gelassen.

Ein spannendes Stück Historie

Die Theatertruppe beugte sich den Wetterlaunen nicht - musste doch bereits die Premiere wegen heftiger Regenschauer abgebrochen werden - und verteilte stattdessen Plastikcapes. Derart geschützt, harrten die meisten Zuschauer bis zum Schluss aus.Und das hat sich gelohnt, bekamen sie doch ein gut konzipiertes, spannendes Stück Historie mit stimmungsvoller musikalischer Untermalung zu sehen, gewürzt mit Charme, Witz und frechen Anspielungen auf das heutige Memmingen -  hervorragend und glaubwürdig gespielt von einem großen Aufgebot an Darstellern.

Begeisterten Applaus erntete auch die junge Gauklertruppe aus Kaufbeuren mit Akrobatik und Feuerzauber auf dem Kopfsteinpflaster.

Weitere Hinweise unter www.wallenstein-mm.de/programm/veranstaltungen/historie/theater-auf-dem-marktplatz

Das Wallenstein-Theater ist noch am 29., 30. und 31. Juli auf dem Marktplatz zu sehen.