Stadtsiegel für Richard Goßner: Zinngießer zum 80. Geburtstag geehrt

veröffentlicht am 27.10.2016

Richard Goßner nutzte seine Ehrung, um Dr. Ivo Holzinger, dem dienstältesten Oberbürgermeister Deutschlands, ein originelles Abschiedsgeschenk zu überreichen: Einen großer Steinkrug mit einem dreigeteilten Zinndeckel mit den Symbolen für Kinderfest, Fischertag und Wallenstein. Foto: Pressestelle Stadt Memmingen


Memmingen (dl). Richard Goßner hat jetzt mit dem Stadtsiegel eine der höchsten Auszeichnungen der Stadt erhalten. Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger ehrte ihn für sein Lebenswerk anlässlich seines 80. Geburtstages. Goßner, einer der letzten Zinngießer in Deutschland, schwärmt noch heute: „Ich habe es nie bereut, diesen Beruf erlernt zu haben. Das Handwerk der Zinngießer ist ein wunderschöner, kreativer Beruf“.

„Seit über 300 Jahren gibt es eine Zinngießerei in der Kalchstraße“, begrüßte Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger Richard Goßner und seine Familie sowie die Ehrengästen im Rathaus. „Vor 134 Jahren hat Ihr Großvater das Geschäft übernommen“, stellte Dr. Holzinger fest. Er lobte Goßners außerordentliches Engagement und dankte ihm für sein großartiges künstlerisches Lebenswerk.

Dr. Holzinger schwärmte für die Geschenke aus Zinn, „welche hervorragende und langlebige Erinnerungsstücke sind“. Auf der ganzen Welt, gerade auch in den Partnerstädten, seien Handwerksstücke von Richard Goßner, der mittlerweile seit 67 Jahren seinen Beruf ausübe, verteilt, so das Stadtoberhaupt weiter.

Geschenke für den russischen Präsidenten

Goßners Großvater hatte bereits für den amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt einen Elefanten in Form eines Kerzenleuchters gegossen. Richard Goßner selber hat schon Geschenke für den russischen Präsidenten Wladimir Putin oder den Bürgermeister aus Moskau gefertigt.

„Der Krug des Fischerkönigs wird von Richard Goßner gestaltet und bei den alle vier Jahren stattfindenden Wallensteinfestspielen ist die Familie Goßner fester Bestandteil des historischen Handwerkermarktes“, erklärte Dr. Holzinger. Das liebevoll gestaltete Schaufenster seiner Ehefrau Hannelore hätte in Memmingen schon einen „Kultstatus“ erreicht, stellte der Rathauschef fest.

„Zinn ist das Silber des Bürgers"

Goßner bedankte sich recht herzlich für die vielen Lobesworte und sagte: „Zinn ist das Silber des Bürgers. Weltweit wird es geschätzt, nur in Deutschland ist es aus der Mode gekommen“. Umso mehr freue er sich, dass sehr viele Touristen zu ihm in den Laden kommen und seine Werke in der ganzen Welt bekannt machen.

Richard Goßner lernte 1950 mit 14 Jahren das Handwerk der Zinngießer und der Glaser bei einem ehemaligen Gesellen der Zinngießerei Goßner, der sich in  Günzburg selbständig gemacht hatte. Zusätzlich machte er eine kaufmännische Ausbildung. 13 Jahre lang war er als Industriekaufmann im Baugewerbe in Memmingen tätig. Schon während dieser Zeit unterstützte er seine Mutter im Laden und half beim Gießen. Sie war Witwe und als einzige selbstständige Zinngießerin in Deutschland in dem Handwerksberuf tätig. Nach dem Tod der Mutter 1984 übernahm er das Geschäft und führte so eine lange Tradition weiter.

Richard Goßner ist der einzige Zinngießer in Schwaben. In Deutschland gibt es noch 22 Personen, die diesen Beruf ausüben.