Thementag im Memminger Jugendhaus: „Gleichberechtigung noch nicht erreicht"

veröffentlicht am 05.12.2016

Hannelore Güntner, Mitbegründerin der „IMMA“, Deutschlands größtem Mädchenprojekt und Vorstand der Bundes- und Landesarbeitsgemeinschaft Mädchenpolitik Bayern (rechts), mit Danii Arendt vom Münchner Mädchenprojekt „amanda“ bei der Veranstaltung im Jugendhaus: Foto: Jugendhaus

Memmingen (dl). Zum Thema „Geschlechterreflektierte Arbeit mit Kindern und Jugendlichen“ fand kürzlich im Jugendhaus Memmingen eine Veranstaltung für interessierte Pädagoginnen und Pädagogen aus verschiedenen Kindertagesstätten und Jugendhilfeeinrichtungen statt. Fast 30 Besucher/innen folgten der Einladung der Veranstalter.

Gewinnen konnte man für die Veranstaltung namenhafte Referentinnen, zum einen Hannelore Güntner, Mitbegründerin der „IMMA“ – Deutschlands größtem Mädchenprojekt und Vorstand der Bundes- und Landesarbeitsgemeinschaft Mädchenpolitik Bayern, sowie Frau Danii Arendt, die beim Münchner Mädchenprojekt „amanda“ tätig ist und sich ebenfalls bei der LAG Bayern als Vorstandsfrau einen Namen gemacht hat.

In ihren Ausführungen ging es Hannelore Güntner und Danii Arendt auch darum, die pädagogischen Fachkräfte aus den verschiedenen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe zu ermutigen, den (pädagogischen) Blick auf die Geschlechtergerechtigkeit hin zu fokussieren.

"Selbstbestimmung für viele Frauen noch nicht erreicht“

„Gleichberechtigung, wie sie in der Bayerischen Verfassung verankert ist, wurde in der Realität noch nicht erreicht. Mädchen und junge Frauen sind von alltäglichen und strukturellen Einschränkungen, von Sexismus und Gewalt betroffen“, so Güntner. „Sie sind von dieser, nicht nur abstrakten Gefahr in hohem Maße in ihrer Lebensgestaltung eingeschränkt“. Frau Arendt ergänzte: „Selbstbestimmung ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, ein Leben nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen gestalten zu können. Auch das haben wir in Deutschland für viele Frauen noch nicht erreicht.“

Die LAG Mädchenpolitik Bayern setzt sich daher mit einem Forderungspapier an bayerische Politiker für konkrete Maßnahmen ein, wie z.B. die ökonomische Unabhängigkeit von Frauen. „ Die Berufswahl junger Frauen ist nach wie vor auf wenige Berufsfelder mit geringen Verdienst- und Aufstiegschancen beschränkt“, meint Referentin Güntner.

"Erstklassige Frauen statt zweitklassige Männer"

Auch Alexander Mück, der als Gastgeber und Leiter des Jugendhauses an der Veranstaltung teilnahm, sieht das ähnlich: „Ich halte Frauen nicht per se für die besseren Führungskräfte, aber wir können es uns nicht leisten, Spitzenpositionen mit zweit- und drittklassigen Männern zu besetzen, wenn erstklassige Frauen zur Verfügung stehen.“ Mit diesen Worten stieß er auf die Zustimmung der Zuhörer.

In der anschließenden Diskussion waren sich alle Anwesenden einig:  Auch im 21. Jahrhundert gibt es in Deutschland in Sachen Gleichberechtigung noch vieles zu tun. Veranstaltungen wie diese sind dabei ein wichtiger Schritt hin zu mehr Geschlechtergerechtigkeit.

Info: Organisiert wurde der Abend von Claudia Fuchs, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Memmingen und Elke Werner, Pädagogin im städtischen Jugendhaus. Beide engagieren sich seit Jahren im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit sowie im Arbeitskreis „Jugendliche“ für den Abbau von geschlechtsspezifischen Benachteiligungen und die Umsetzung von Maßnahmen, die die Bedürfnisse und Interessen junger Mädchen und Jungen der Stadt berücksichtigt.