Wenn der Mensch stört - „Gute Arbeit“ in der digitalisierten Arbeitswelt

veröffentlicht am 26.10.2016

Thomas Vašek bei seinem Vortrag über die Arbeit in der Zukunft. Fotos: Radeck

Memmingen (rad). Der Showroom der Goldhofer AG war proppenvoll, die Besucher erwartungsvoll. Die diesjährige Highlight-Veranstaltung der Wirtschaftsjunioren Memmingen/Unterallgäu und der IHK Schwaben stand unter dem Thema „Work-Life-Bullshit“. Referent war der Philosoph,  Journalist und Buchautor Thomas Vašek.

Über Fragen wie „Wie sieht der Arbeitsplatz der Zukunft aus?“, „Was ist das Geheimnis ‚guter Arbeit‘?“  und über weitere Themen rund um die Arbeit in der gar nicht so fernen digitalisierten Berufswelt hat der 48-jährige Österreicher philosophiert und sich seine ganz eigenen Gedanken gemacht.

Die passende Einleitung dazu hatte Maxi Weiss, Sprecherin der Wirtschaftsjunioren, parat: „Stellen Sie sich vor, es klingelt an Ihrer Haustür und vor der Tür steht ein Pizzaboten-Roboter, der in einem Fach die warmen Pizzas bereithält, in einem anderen Fach die gekühlten Getränke.“ Utopische Zukunftsvisionen? Mitnichten, im „berühmt-berüchtigten“ Silikon Valley ist derartiges und noch viel mehr bereits Usus. Der Mensch, oder besser, die menschliche Arbeitskraft, spielt zunehmend die Nebenrolle in der digitalisierten und von immens schnellem Wandel geprägten Wirtschaft.

Maxi Weiss, Sprecherin der Wirtschaftsjunioren, fand die passenden Begrüßungsworte.

Neue Konzepte für „gute Arbeit“

Vašek nimmt den Begriff „Work-Life-Balance“ unter die Lupe und empfindet die häufig proklamierten Über- wie Unterforderungen im heutigen Arbeitsleben als „Bullshit“. Der Titel eines seiner Werke lautet denn auch „Work-Life-Bullshit“ und trägt den Untertitel „Warum die Trennung von Arbeit und Leben in die Irre führt“.  „Arbeit gehört zum Leben“, erklärt der Referent, weil „wir viel Zeit unseres Lebens damit verbringen.“ Studien belegen, dass sich ein Mensch ohne Arbeit entfremdet, Apathie und Depression seien die Folge. Seine logische Forderung ist daher, „gute Arbeit für gutes Leben“ zu schaffen. Nicht mehr Freizeit, sondern neue Konzepte für „gute Arbeit“ müssten gefunden werden.

„Menschen sind dann zufrieden, wenn sie ihre menschlichen Fähigkeiten entfalten können“, so Vašek, der dazu eine deutliche Meinung vertritt: „Arbeit ist dann gut, wenn sie meinen Fähigkeiten gerecht wird und mir ermöglicht, meine Fähigkeiten weiterzuentwickeln.“

Computer als gleichwertige Partner

Er sieht einen „Machtkampf“ zwischen Menschen und Maschinen voraus, die Lösung bestünde in einem Nebeneinander: „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass es Software geben wird, die besser ist als wir und dass es Formen von Arbeit geben wird, in denen der Mensch sogar stört“, so Vašek und empfiehlt, „dass wir uns nicht über intelligente Computer erheben, sondern sie als gleichwertige Partner betrachten. Aber, wir Menschen müssen diejenigen sein, welche die Bedingungen dafür vorgeben“.