Zwei „Urgesteine“ der Stadtverwaltung gehen in Ruhestand

Manfred Mäuerle und Paul Schmidberger verabschiedet

veröffentlicht am 20.07.2017

Bei der feierlichen Verabschiedung (von links): Bürgermeister Dr. Hans-Martin Steiger, Manfred und Silvia Mäuerle, Oberbürgermeister Manfred Schilder, Paul und Karin Schmidberger und Bürgermeisterin Margareta Böckh. Mäuerle arbeitete 38 Jahre bei der Stadt Memmingen, Paul Schmidberger 44 Jahre. Zum Abschied erhielten sie einen Schickler-Stich, eine Stadtansicht aus dem Jahr 1697. Fotos: Alexandra Wehr/ Pressestelle Stadt Memmingen

Memmingen (dl). Mit Sozialreferatsleiter Manfred Mäuerle und Personalamtschef Paul Schmidberger treten „zwei Urgesteine der Memminger Stadtverwaltung“ in den Ruhestand, beschrieb Oberbürgermeister Manfred Schilder bei einer Feier zur Verabschiedung im Rathaus.

Mäuerle und Schmidberger seien Persönlichkeiten, die sich über Jahrzehnte für die Stadt Memmingen eingesetzt hätten und mit denen das Sozialreferat und das Personalamt geradezu identifiziert werde, betonte der OB. Das Sozialreferat übernimmt Jugendamtsleiter Jörg Haldenmayr, die Amtsleitung für Kindertageseinrichtungen Bernhard Hölzle. Die Leitung des Personalamts liegt ab Oktober bei Ulrich Götzeler.

In Form von Interviews mit den beiden angehenden Ruheständlern ließ Oberbürgermeister Schilder viele Erinnerungen und Erfahrungen von Mäuerle und Schmidberger bei der Feier aufleben. Es grenze an ein Wunder, dass er 1979 überhaupt eingestellt worden sei, erzählte Manfred Mäuerle, der aus Isny stammt. „Ich war der Erste in der Memminger Stadtverwaltung, der seine Ausbildung in Württemberg gemacht hatte.“ Beim Vorstellungsgespräch habe seine Ausbildung jenseits der Ländergrenze manche Verwirrung gestiftet. „Wir haben ständig aneinander vorbei geredet“, erinnerte sich Mäuerle, der 38 Jahre bei der Stadt arbeitete, davon 35 Jahre im Sozialreferat.

"Selbst nicht zu den Musterknaben gehört"

Als Jugendlicher, erzählte er, habe er selbst nicht zu den Musterknaben gehört. „Vielleicht habe ich deshalb immer ziemlich viel Verständnis für aufmüpfige Jugendliche und für verhaute Typen aufgebracht. Im Sozialreferat darfst du nicht empfindlich sein, und du musst mit den Leuten reden, wie dir der Schnabel gewachsen ist.“ Mäuerle sei mit viel Herzblut auf die Menschen zugegangen, würdigte Oberbürgermeister Schilder. „Im Sozialreferat kommt es darauf an ein offenes Ohr zu haben und jeden ernst zu nehmen“, betonte Schilder.

Mäuerle erinnerte sich an besondere Herausforderungen, beispielsweise als Anfang der Neunziger Jahre viele DDR-Bürger oder später auch viele Asylbewerber in Memmingen untergebracht und versorgt werden mussten. Als er 2005 die Leitung des Sozialreferats übernommen hatte, habe es einschneidende Veränderungen im Sozialsystem. Die Hartz-IV-Reform kam und genauso eine grundlegende Änderung im Bereich der Kindertageseinrichtungen mit dem Bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz. Sehr gerne blicke er auf das Projekt „Soziale Stadt“ zurück, dessen Leitung er 2005 übernommen hat. „Man hat so viele Möglichkeiten zu gestalten“, resümierte Mäuerle mit Blick auf die Arbeit im Sozialreferat.

In den kommenden Monaten möchte er erst einmal  „entschleunigen“, sprach Mäuerle über seine Pläne für die Zukunft. Mehr im Freibad schwimmen, unter der Woche in die Berge gehen und mit dem Fahrrad die Gegend erkunden werden seine ersten Vorhaben sein. Längerfristig stehe dann eine Reise nach Neuseeland an.

Dienstältester Beamte der Stadt

Paul Schmidberger kam 1973 zur Stadtverwaltung und ist heute der dienstälteste Beamte der Stadt, informierte Oberbürgermeister Schilder. Von Anfang an war Schmidberger im Personalamt tätig. 1977 übernahm er die Leitung der Besoldungsstelle. Seit 1989 ist er Leiter des Personalamts. In seinen 44 Jahren im Personalamt habe sich das Personalwesen in vielem geändert, resümierte Schmidberger. Früher wurde hierarchischer geführt, heute dagegen würden Umsetzungen innerhalb der Stadtverwaltung gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern überlegt. Teilzeit habe es in den 70er Jahren noch so gut wie gar nicht gegeben, heute gebe es dagegen alle Modelle zwischen 8 und 39 Stunden in der Woche, verbunden mit einem wesentlich höheren Frauenanteil unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung.

Vom Oberbürgermeister auf Höhen und Tiefen in der täglichen Arbeit angesprochen, nannte Schmidberger die Absagen, die ein Personalchef den Bewerbern zurückschicken müsse. „Menschen in Existenznöten abzuweisen, ist sehr schwierig“, betonte der langjährige Personalamtsleiter. Sehr viel Freude mache es, wenn eine Personalentscheidung sich als goldrichtig erweise, wenn ein neuer Kollege oder eine neue Kollegin sich auch menschlich am Arbeitsplatz integriere.

„Und was macht in Zukunft einer, der bisher zwölf Stunden am Tag im Personalamt gearbeitet hat?“, fragte Oberbürgermeister Schilder. In Zukunft will er sich mehr Zeit nehmen für seine beiden Enkelkinder, erzählte Schmidberger. In seinem Garten werde er die Zeit genießen, mehr Klarinette spielen und die dörfliche Gemeinschaft in Haslach bei Rot a.d. Rot pflegen.

Unser Vorschaubild: Oberbürgermeister Manfred Schilder verabschiedete Sozialreferatsleiter Manfred Mäuerle (Mitte) und Personalamtsleiter Paul Schmidberger (rechts) in den Ruhestand. Mäuerle arbeitete 38 Jahre bei der Stadt Memmingen, Paul Schmidberger 44 Jahre. Zum Abschied erhielten sie einen Schickler-Stich, eine Stadtansicht aus dem Jahr 1697. Fotos: Alexandra Wehr/ Pressestelle Stadt Memmingen