Feine Skizzen mit "Kritzeleien"

Ehemaliger Stadtplaner kehrt mit Kunstausstellung zurück

veröffentlicht am 21.07.2017

Auch Radierungen aus der Werkstatt der Kölner Künstlerin Ulrike Göppl-Münz wie diese handkolorierten Blüten sind in der Ausstellung zu sehen. Fotos: Sonnleitner

Memmingen (dl). Noch bis 20. Juli ist die Ausstellung „Fundevogel“ im Memminger Antoniersaal zu sehen. Sie zeigt eine Auswahl der Skizzenbücher des in Berlin geborenen ehemaligen Wahl-Memmingers Hans Christoph Bender. Begleitet werden die Zeichnungen von Aquarellen und Radierungen der Kölner Künstlerin Ulrike Göppl-Münz.

Nur mit Handschuhen anzufassen: Die Skizzenbücher von Hans Christoph Bender.

Hans Christoph Bender kehrt mit seiner ersten Ausstellung an eine alte Wirkungsstätte zurück: Der Architekt Bender war in den 1970er und 1980er Jahren der verantwortliche Stadtplaner im Memminger Rathaus. Danach ging der gebürtige Berliner nach Erfurt, um beim Aufbau der neuen Bundesländer mitzuwirken. Nun präsentiert der ehemalige Memminger Amtsleiter sich in der ehemaligen Heimat von einer anderen Seite: als akribischer Beobachter und rastloser Zeichner.

Als Chronist im Alltags und auf Reisen bringt Bender Unterschiedlichstes leicht hingeworfen zu Papier: Reiseeindrücke, Schiffe, Bohrtürme, Intérieurs und Küstenlinien, Landschaften, aber auch Tiere, Technisches und Menschliches, wobei er das Moment des Skurrilen im Ausgedachten und Geschauten findet.

Reiseeindrücke aus Italien, skizziert von Hans Christoph Bender.

Sinn für (Selbst-)Ironie

„Wenn ich wieder so viel Blau verbrauche, wird die Farbe knapp“, ermahnt der Künstler sich selbst in seiner Skizzenreihe „Auf dem Bootsdeck“. Hans Christoph Benders Randbemerkungen sind nicht darauf angelegt, seine aquarellierten feinen Federzeichnungen philosophisch zu überhöhen. Betont lakonisch gehalten, betonen die „Kritzeleien“ das rasch Hingeworfene, Provisorisch-Momenthafte der „Denkzettel“, wie  Benders seine Skizzenblätter nennt. Auf seiner Seereise zu Englands Küstenstädten hält er seine Eindrücke fest und kommentiert sie in Form eines Reisetagebuchs, wobei er einen ausgeprägten Sinn für Selbstironie erkennen lässt.  

„Dieses Dromedar ist absichtlich auf dem Kopf, wichtige Übung zum Porträtmalen“, kommentiert er beispielsweise eins seiner Aquarelle und verrät auch, dass „man mit Abstrahieren so seine Probleme hat“. In seinen „Randbemerkungen“ produziert Bender sich nicht als Künstler, sondern als ein Lernender, als einen, der auf dem Weg ist. Das hat Charme.

Ein Landschaftsaquarell der Kölner Künstlerin Ulrike Göppl-Münz.

Aquarelle und Radierungen von Ulrike Göppl-Münz

Dazu passt auch, dass er die für ihr Werk bereits mehrfach ausgezeichnete Kölner Kunstpädagogin Ulrike Göppl-Münz dem Publikum anlässlich der Vernissage als die „Versiertere“ präsentierte. Die mit Bender bekannte Kölner Künstlerin bereichert die Ausstellung mit Stadtansichten (auch von Memmingen und Ottobeuren) und Landschaftsimpressionen, entstanden auf Reisen u. a. in die Toskana, nach Korsika, Sizilien und in jüngster Zeit auch ins Allgäu. Was sie mit Bender verbindet, ist ihre ausgeprägte Beobachtungsgabe. Ihre Sammlung ausgefeilter Aquarelle und Radierungen nähert sich dem Tagebuchcharakter der Skizzenbücher.

Warum die Ausstellung „Fundevogel“ heißt? Nein, mit Grimms Märchen hat das nichts zu tun, „das klingt einfach gut“, meint Bender.

Die Ausstellung im Antoniersaal, Martin-Luther-Platz 1, ist Dienstag bis Samstag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr, Sonntag von 10 bis 16 Uhr zu sehen. Infos auch beim kulturamt@memmingen.de, Telefon: 08331/850-131.

Unser Vorschaubild zeigt eine aquarellierte Skizze Hans Christoph Benders. "Dieses alte Kriegsschiff ist harmlos und ist nur der Graphik wegen hier", kommentiert der Künstler seine Zeichnung.