“Mit Zuversicht und Tatkraft“ - Interview mit Oberbürgermeister Manfred Schilder

veröffentlicht am 25.03.2017

Memmingens neuer Oberbürgermeister Manfred Schilder. Foto: Alexandra Wehr/Pressestelle Stadt Memmingen

(as). „Die Dinge mit Zuversicht und Tatkraft anpacken“ will Memmingens neuer Oberbürgermeister Manfred Schilder. Die Lokale sprach mit dem frisch gewählten Stadtoberhaupt über seine Vorstellungen und Ziele.

Herr Schilder, der Wahlausgang war recht knapp - sind Sie zufrieden mit den 51,5 Prozent der Stimmen oder hatten Sie mit einem eindeutigeren Ergebnis gerechnet?

Nein, nach einem fairen und offenen Wahlkampf waren Dr. Friedrich Zeller und ich auf Augenhöhe. Ich habe keinen Riesenunterschied erwartet. Ich freue mich, dass es geklappt hat, bin allerdings enttäuscht über die geringe Wahlbeteiligung. Vielleicht haben wir es in der Vergangenheit nicht verstanden, die Dinge zu erklären und die Menschen mitzunehmen. Die Bürger erfuhren dann Neuerungen, die ihr direktes Umfeld betreffen, aus der Zeitung.

Glauben Sie, dass die Parteizugehörigkeit eine Rolle gespielt hat? Bzw.: Wie haben Sie selbst die Chancen auf einen politischen Wechsel im Rathaus nach rund 50 Jahren SPD-Oberbürgermeister in Memmingen eingeschätzt?

Ich denke, die Parteizugehörigkeit hat nur  sehr unterschwellig eine Rolle gespielt.  Im Vordergrund standen wohl eher persönliche Attribute wie Empathie und Sympathie.

Könnte es Probleme mit dem Stadtrat geben, wenn mit Ihnen und Frau Böck nun zwei CSU-Mitglieder  das Regiment im Rathaus führen?

Nein, Margareta Böckh wurde für 6 Jahre vom Stadtrat zur 2. Bürgermeisterin gewählt. Sie wirkt ausgleichend über Parteigrenzen hinweg und hat die Übergangszeit seit dem Tod von Markus Kennerknecht mit Bravour gemeistert.

Für sie beginnt nun mit 59 Jahren ein völlig neuer Lebensabschnitt, geprägt von langen Arbeitstagen und wenig Freizeit – wie steht Ihre Familie, besonders Ihre Frau dazu, Sie in Zukunft mit so vielen Menschen teilen zu müssen?  

Durch meine bisherige Arbeit, die diversen Ämter und Ehrenämter, ist meine Frau es gewohnt, mich nicht dauernd um sich zu haben. Doch auch als Oberbürgermeister darf und muss man Freiräume in Anspruch nehmen, Rückzug und Halt in der Familie suchen.

Zurück zum Arbeitsalltag: Hier stehen einige Projekte ganz oben auf der Agenda. Welche sehen Sie als besonders dringlich und gehen diese zuallererst an?

Wir haben sehr viele wichtige Themen vor uns. Da ist zum Beispiel  das Klinikum, das im letzten Jahr ein hohes Defizit ausgewiesen hat. Hier müssen wir uns Gedanken über die zukünftige Konzeption machen. Die Planung für IKEA sind zum Ende zu bringen, weil wir das den Menschen und Investoren schuldig sind. Gleiches gilt für das Bahnhofsareal, hier gibt es bereits Konzepte und Vorstellung von Investoren. Wir brauchen einen funktionierenden ÖPNV und eine Lösung für den innerstädtischen Verkehr am Weinmarkt. Das hängt alles zusammen. Alles in allem viel zu tun.

Was ist Ihrer Ansicht nach in Memmingen in den letzten Jahren zu kurz gekommen oder, anders gefragt, wo sehen Sie den größten Nachholbedarf?

Ich möchte den Dialog mit den Bürgerausschüssen verbessern und die Menschen frühzeitig  einbinden. Viele Bürger fühlten sich mit ihren Anliegen in der Vergangenheit nicht genügend wertgeschätzt und wahrgenommen. Dialog und Transparenz im Vorfeld erspart Erklärungen und Rechtfertigungen im Nachhinein.

 Wenn Sie an die bevorstehende Amtszeit denken - worauf freuen Sie sich am meisten und wovor haben Sie den größten Respekt?

Am meisten freue ich mich auf die Begegnung mit den Menschen, die vielfältig und bereichernd sein wird. Meine Tür wird hierfür offen sein. Ich denke, mit mir kann man gut auskommen. Respekt, empfinde ich vor der Gesamtaufgabe und der Verantwortung für die Menschen, die hier in Lohn und Brot stehen. Die Stadt ist der größte Arbeitgeber, dieser Verantwortung gilt es gerecht zu werden.

In einem Interview mit der Lokalen vor der Wahl sprachen Sie davon, auf Ihren eigenen Stil zu vertrauen. Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?

Auf einen Nenner gebracht: Ich bin kooperativ, beharrlich und konsensfähig. Als Teamplayer setze ich auch auf Widerspruch, um die besten Lösungen zu erarbeiten. Ich will meine eigene Meinung nicht a priori stellen, sondern erst einmal die anderen fragen „Wie denkt ihr darüber“?

Wie zuvor bereits Markus Kennerknecht sprach auch Herr Dr. Zeller davon, die Stadtverwaltung modernisieren zu wollen. Wie denken Sie darüber?

In der Stadtverwaltung gibt es viele engagierte Menschen mit hohem Sachverstand, doch muss der Dienstleistungsaspekt noch mehr in den Köpfen verankert werden. Sinnvoll ist ein barrierefreies und zentrales Bürgerbüro als zentrale Anlaufstelle, wo die Menschen ihre Tagesthemen erledigen können und wo auch Fragen beantwortet werden.

Vielen Dank für das interessante Gespräch, Herr Oberbürgermeister!