
Kaufbeuren/Memmingen (as). Die sich verschärfende Lage in Serbien und eine Anfrage des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) hat die Hilfsorganisation humedica bewogen, Ärzte und Pflegekräfte zu entsenden, um den Flüchtlingen vor Ort durch mobile medizinische Einsätze Hilfe zu leisten. Vier der sechs ehrenamtlichen Helfer sind am heutigen Freitag mit Fahrzeugen aufgebrochen, zwei kurzentschlossene Mediziner starteten vom Allgäu Airport aus nach Belgrad. Erstes Ziel ist der serbische Ort Horgos.
Wolfgang Groß, Geschäftsführer der Hilfsorganisation humedica in Kaufbeuren, bezeichnete die Situation an der serbisch-ungarischen Grenze als "zunehmend dramatisch". Entsprechend gut ausgestattet ist das Helferteam: Das medizinische Material reicht für die Erstbehandlung von etwa 3.000 Patienten aus.
Für humedica sei dieser Einsatz ungewohnt, erklärt Pressesprecher Steffen Richter im Rahmen einer Pressekonferenz am Allgäu Airport. Die weltweit tätige Hilfsorganisation sei es gewohnt, statische Situationen wie nach einem Erdbeben vorzufinden. “Doch in diesem Fall ist alles in Bewegung. Die Menschen suchen sich den günstigsten Weg. Diese spezifische Situation und die komplexen bürokratischen Prozesse in Europa erfordern eine sehr gründliche Vorbereitung“, erklärt Richter. Seit einer Woche erforscht darum ein zweiköpfiges Erkundungsteam die Region.
Die Dynamik der Flüchtlingsströme erfordert größtmögliche Flexibilität von den Helfern, die zunächst ein provisorisches Lazarett in Horgos errichten wollen. Je nachdem, wie die Lage sich entwickelt, werde man dort bleiben oder sich „mitbewegen“ und unter freiem Himmel medizinische Versorgungsstationen aufbauen. Wahrscheinlich wird es weitere Einsatzorte an der serbisch-kroatischen Grenze geben.
"Die Menschen sind in einer verzweifelten Lage"
Berührt vom Schicksal der Flüchtlinge, hat Heike Faßbender aus Wermelskirchen sich spontan entschlossen, zu helfen. Es sei ihr erster medizinischer Einsatz mit einer Hilfsorganisation vor Ort, berichtet die 51-jährige Pflegerin vor ihrem Abflug. Der Allgemeinmediziner Leo Oks war vor 20 Jahren bereits in afrikanischen Staaten wie Kenia, Tansania und Uganda als Helfer tätig. Die aktuelle Flüchtlingskrise mache ihn besonders betroffen: „Das geschieht ja quasi hier bei uns vor der Tür“, erklärt Oks den Pressevertretern. Die Menschen dort sind in einer verzweifelten Lage, dort an den Grenzen werde viel zu wenig für sie getan.
Viele Flüchtlinge sind seit Wochen unterwegs und sehr erschöpft. Neben jahreszeittypischen Krankheiten wie Erkältungen und Grippe sowie Magen-Darm-Infektionen seien auch chronische Krankheiten wie Diabetes zu behandeln, erklärt Richter. humedica habe Kontakt zu anderen Einrichtungen in Serbien. Bei den Flüchtlingen handele es sich meist "um gut situierte Menschen, die recht gut Englisch sprechen". Doch um etwaiger Sprachlosigkeit vorzubeugen, ist auch ein arabisch und ungarisch sprechender Helfer mit an Bord. "Wir haben den Auftrag, Menschen in Not zu helfen und den nehmen wir sehr ernst", erklärt Richter abschließend.
Die Hilfsaktion basiert auf privaten Spenden. humedica bittet um weitere finanzielle Unterstützung zugunsten der Flüchtlingshilfe auf folgendes Spendenkonto:humedica e.V., Stichwort „Flüchtlingshilfe“, IBAN: DE35 7345 0000 0000 0047 47, BIC: BYLADEM1KFB.