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Butter bei die Fische: "Iller-Strategie" soll Flora und Fauna regenerieren

veröffentlicht am 09.07.2014

Peter Strobel, Geschäftsführer BEW; Landrat Hans-Joachim Weirather Rechte Reihe von vorne:  Umweltminister Dr. Marcel Huber; LEW-Vorstandsmitglied Norbert Schürmann; Prof. Frank Pöhler, Leiter Wasserkraft der BEW. Foto: Sonnleitner Linke Reihe v. vorne: Stefan Binzer, AZ, Peter Strobel, Geschäftsführer BEW; Landrat Hans-Joachim Weirather. Rechte Reihe v. vorne: Umweltminister Dr. Marcel Huber; LEW-Vorstandsmitglied Norbert Schürmann; Prof. Frank Pöhler, Leiter Wasserkraft der BEW. Foto: Sonnleitner

Memmingen/Unterallgäu (as). Das Bayerische Umweltministerium und die Lechwerke AG haben eine Vereinbarung zur nachhaltigen Wasserkraftnutzung an der Oberen Iller geschlossen. Die sogenannte „Iller-Strategie“ enthält ein bayernweit einmaliges, umfangreiches ökologisches Maßnahmenpaket zum Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt an der Oberen Iller. Ein umfangreiches Monitoring-Programm, das die Wirksamkeit der Maßnahmen systematisch überprüft, macht die "Iller-Strategie" zum Vorbildprojekt für das gesamte bayerische Donau-Einzugsgebiet.

„Heute ist ein besonderer Tag“, begrüßte LEW-Vorstand Norbert Schürmann die Gäste anlässlich einer Illerbefahrung an Bord des LEW-Bootes. Geladen waren Vertreter der Fischerei in Bayern, der Regierung von Schwaben sowie der LEW und ihrer Tochtergesellschaft Bayerische Elektrizitätswerke (BEW) - Betreiber der bislang 35 Wasserkraftwerke an Donau, Günz, Lech und Wertach.

"Wasserkraftnutzung und Umweltschutz in Einklang"

Umweltminiter Marcel Huber und LEW-VOrstand Fleischman unterzeichnen die "Iler-Strategie2 Umweltminister Marcel Huber und LEW-Vorstandsmitglied Norbert Schürmann unterzeichnen das Abkommen "Iller-Strategie". Foto: Sonnleitner

Feierlicher Abschluss der Besichtigungstour war die Unterzeichnung der "Vereinbarung zur nachhaltigen Nutzung der Wasserkraft" durch den bayerischen Umweltminister Dr. Marcel Huber und LEW-Vorstand Norbert Schürmann. Sie soll garantieren, dass ökonomische und ökologische Interessen gleichermaßen gewahrt werden. „Die Vereinbarung verbindet aus unserer Sicht ökologische und ökonomische Belange in vorbildlicher Weise“, so Schürmann. „Wir zeigen damit, dass Wasserkraftnutzung und Umweltschutz gut in Einklang zu bringen sind.“

Um den Stromverbrauch in Deutschland (2013 waren es 528 Terawattstunden) bis 2022 ohne Kernenergie zu gewährleisten, brauche man regenerative Energien, die grundlastfähig seien. Die Wasserkraft sei anteilig ein wichtiges Element der Energiegewinnung, denn sie habe die Vorteile, gut prognostizierbar und regulierbar zu sein. Zudem habe sie eine hohe Lebensdauer und einen hohen Wirkungsgrad. So erzeugen die fünf von der BEW betriebenen Wasserkraftwerke an der Iller zwischen Altusried und Lautrach jährlich Strom für rund 34.000 Privathaushalte. Doch sie rauben auch vielen Fisch- und Vogelarten den Lebensraum.

Fischwanderhilfen und Umgehungsbäche

Das Problem: Wenn Flüsse „zerhackt“ und aufgestaut werden, leiden Flora und Fauna. Dir Folge kann ein hohes Artensterben sein. Hier soll ein großes Fischschutzkonzept abhelfen, das gemeinsam mit der Fischereifachberatung des Bezirks Schwaben erarbeitet wurde. Naturnahe Fischwanderhilfen sollen die Iller an Wasserkraftwerken wieder durchgängig machen. An einigen Stellen wird das Wasser gezielt ausgeleitet, so dass parallel zur Iller „Umgehungsbäche“ entstehen. Durch diese Maßnahme sollen die Auen revitalisiert werden. Außerdem wird das Geschiebemanagement, das bisher durch Staustufen verhindert wurde (siehe Info), durch Aufweitungen der Ufer und Aufschütten von Kies verbessert.

„Durch die Fischbrille betrachtet“

Dr. Oliver Born, Fachberater Fischerei Bezirk Schwaben, erinnerte an den kritischen Zustand der Fischbestände in der Iller. Viele Arten seien bereits ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Bayernweit stünden 90 Prozent der 64 Fischarten auf der roten Liste. „Die Wanderhilfe ist daher dringend erforderlich, um Lebensräume und Laichplätze für Jungfische zu schaffen“, so Born. Überlebenswichtig sei es auch, Kies in die Staustufen einzubringen: „Jungfische brauche flache, kiesige Uferbereiche zum Überleben“.

Handlungsbedarf besteht auch, was eine Nachrüstung der Turbinen betrifft. So erzeugt Wasserkraft zwar sauberen Strom, doch in den Turbinen verenden zahllose Fische.

Die LEW hat sich das Umweltpaket einiges kosten lassen. Über fünf Millionen Euro hat der Stromerzeuger in naturnahe Fischwanderhilfen investiert. Für das Monitoring-Programm sind über drei Millionen Euro veranschlagt. Im Gegenzug verlängert der Freistaat die Genehmigung der LEW zur Wasserkraftnutzung bis 2056.

Info: Geschiebe nennt man die Feststoffe, die das Gewässer mitführt. Wird der Geschiebehaushalt eines Fließgewässers durch menschliche Eingriffe gestört, erodiert  das Flussbett. Durch die daraus resultierende Absenkung des Grundwasserstandes bilden sich die Auwälder entlang des Fließgewässers zurück.