
Memmingen (as). „Einsteigen! Türen schließen!“ - Solche Lautsprecher-Ansagen sind nicht nur am Memminger Bahnhof zu hören, sondern auch im Garten-Bahnhof der Familie Scharf in Dickenreishausen. Verpasste Anschlüsse gibt es hier allerdings nicht. Auch keine Verspätungen – die wenigen Ärgernisse sind kleine Schadensfälle durch Fallobst vom Zwetschgenbaum...
„Die Familienbahner“ nennen sie sich: Fünf Männer aus drei Generationen der Familie Scharf warten und betreiben die idyllische Eisenbahnlandschaft, die mit ihren 12 x 10 Metern einen großen Teil des Gartens hinter dem Einfamilienhaus einnimmt.
Manfred Scharf, der sich als „alter Modellbahner“ bezeichnet, hat die Grundausrüstung 2002 einem Bekannten abgekauft – für seine Enkel. Eigentlich. Das Eisenbahngelände rund um den Zwetschgenbaum wurde dann aber doch „größer als geplant“ - und ist heute mit so vielen Details liebevoll ausgestattet, dass man sich kaum satt sehen kann.
Stolze Loks auf 140 Meter Schiene

Zahlreiche stolze Dampflokomotiven verkehren, digitalisiert, also computergesteuert, auf rund 140 Schienenmetern mit einer Spurweite von 45 Millimetern (Gartenbahngröße). Prunkstücke der Sammlung neben der Öchsle-Bahn sind Lokomotiven aus dem Erzgebirge und dem Harz. Auch Modelle aus Österreich sind vertreten, vorwiegend aus dem Zillertal. Bedient wird der Bahnverkehr von einem Schaltpult aus – ihre Befehle und Signale erhalten die Loks per Funk.
Nicht nur Kinder sind fasziniert von dem Zauber, der von Miniaturwelten ausgeht. Auch Erwachsene können sich ihm nicht entziehen. Und das Miniaturwunderland der Scharfs ist ein intaktes kleines Universum. Die Gebäude darin wie die Maxhütte und den Bahnhof Michelbach, hat Manfred Scharf nach seinen Enkeln benannt. Ein schmaler Fluss, umsäumt von bonsaigroßen Bäumchen und Büschen, fließt mitten durch die malerische Landschaft und mündet in einen Fischteich. Für die Harzer Bahn darf natürlich der Brocken nicht fehlen, an dessen Felswänden sich einige Bergsteiger emporhangeln.
Das Glück der kleinen Dinge

Auch hier sind es die kleinen Dinge, die das Modelleisenbahnerglück perfekt machen: Die Figuren der Wartenden am Bahnsteig, die Passagiere in den Abteilen, die Waggons, die Kohle oder Holz geladen haben, die Manschgerl der Feuerwehrmannschaft oder jene, die Biergarten oder Freibad bevölkern. Ein Schäfer ruht im Sternenmoos. Zu seinem 75. Geburtstag bekam Manfred Scharf einen stolzen (50 cm hohen) Maibaum geschenkt.
Schnee und Eis können der Gartenbahn-Landschaft wenig anhaben, gefürchtet ist jedoch der Vandalismus des Zwetschgenbaumes. Sein Abwerfen reifer Zwetschgen hat bereits zu Entgleisungen geführt. Hin und wieder bricht auch ein Marder in das Idyll ein: „Die fahren auf die Weichmacher in den Figuren ab“, erklärt Albert Scharf.
Zu tun ist immer etwas – Gleisstücke müssen ausgetauscht, die Figuren neu bemalt, Spuren von Feuchtigkeit und Schmutz beseitigt werden. Und ein neues Projekt ist auch schon in Planung: Die Feuerwehrmannschaft brauchte eine digitale Wasserkanone…
"Großer Bahnhof" an Fahrtagen
Die Scharfs teilen die Freude an ihrem Hobby gern mit anderen. An den „großen Fahrtagen“ haben heuer bereits etwa 150 Modellbau-Fans von 8 bis 80 Jahren die Gartenbahn besichtigt. „Dann ist hier Party“, schmunzelt Albert Scharf. „Großer Bahnhof“ ist auch an den Abenden angesagt, an denen die Familie ihre Gartenbahn-Idylle in stimmungsvolles Licht taucht.
Terminabsprache unter Telefon 08331/ 89767, E-Mail: manfred-scharf@t-online.de
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