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„Das Ende der Dummheit“ - 520 Wochen in die Zukunft mit Lars Thomsen

veröffentlicht am 02.11.2015

Thomsen1 web Wo stehen wir in 520 Wochen? Zukunftsforscher Lars Thomsen wagte einen Blick in die nächsten zehn Jahre. Fotos: Radeck

Memmingen (rad). Wie sieht unsere Welt in zehn Jahren aus? Was sind die maßgeblichen Trends und Entwicklungen in den kommenden 520 Wochen? Zum Thema "Unternehmen Zukunft: Mensch-Maschine-Medien" hat der renommierte Trend- und Zukunftsforscher Lars Thomsen auf Einladung der Wirtschaftsjunioren Memmingen/Unterallgäu  referiert.

Gut 200 geladene Gäste haben sich in der „MINI-Halle“ des Autohauses Reisacher eingefunden, um den Worten von Lars Thomsen, einem der weltweit führenden Zukunftsforscher, zu lauschen.

„Wir haben zwar keine fliegenden Autos, wie im Film ‚Zurück in die Zukunft‘ im Jahr 1985 beschrieben. Aber wir sind eigentlich viel weiter – oder hat jemand Flachbildschirme, Handys oder ähnliches in den Filmen entdeckt?“, begann Thomsen seinen Blick in die Zukunft erst mal mit einem Ausflug in die Vergangenheit. Um dann aber ganz flugs zum Thema zu schwenken. 520 Wochen Zukunft, welche maßgeblichen Trends und Entwicklungen werden wir bis in die Zeit kurz vor Weihnachten 2025 erwarten dürfen?

"Künstliche Intelligenz" möglich und unausweichlich

Anhand sogenannter Tipping Points (TP), Punkte, die Industrie und Gesellschaft komplex verändern können, nimmt er die Zuhörer mit auf die Zeitreise. Einen dieser TPs bezeichnet er als „Das Ende der Dummheit“. Thomsen beendet das hörbare Staunen im Publikum mit der Erklärung, dass damit die Computer gemeint seien. „Die lernen nicht, weil die Rechenleistung bislang zu schwach ist“, sagt er. Doch in absehbarer Zukunft werde diese sich exorbitant steigern. „Künstliche Intelligenz“ sei möglich und unausweichlich. Es werde normal sein, dass Autos computergesteuert fahren. Dass Routinearbeiten - worunter Thomsen 80 Prozent der Arbeiten im Haushalt subsummiert - von Humanoid Robots (menschenähnlichen Robotern) erledigt würden. Doch dies gälte nicht nur für den privaten Bereich, sondern auch für das Arbeitsleben. Enorme Märkte seien zu erschließen, als Beispiele nennt er den Roomservice in Hotels und Arbeiten in der Industrie am Band.

WJ 1web Unser Bild zeigt von links Gerhard Pfeifer, stv. Präsident der IHK Schwaben und Vorsitzender der Regionalversammlung Memmingen/Unterallgäu, Julia Eberhardt (Sprecherin der Wirtschaftsjunioren), Referent Lars Thomsen, Maxi Weiss (stv. Sprecherin Wirtschaftsjunioren) und Peter Reisacher (BMW Reisacher).

Das Dilemma: Genau diese Arbeitsstellen fallen dann für den Menschen weg. „Ja, das ist sicherlich ein Problem, auf das ich momentan keine Antwort habe“, sagt der Zukunftsforscher in der abschließenden Fragerunde. Er warnt davor, dass sich eine Arbeitskrise, eine der größten Gefährdung der näheren Zukunft, entwickeln könne. Eine „Maschinensteuer“ – wie schon länger von Arbeitsrechtlern gefordert - welche die Mindereinnahmen des Staates kompensieren soll, bringt Thomsen als einen der Lösungsansätze ein.

Grenzen festlegen!

Thomsens These: In den nächsten zehn Jahren wird die nötige Rechenleistung für künstliche Intelligenz erreicht. „Die Politik ist dann gefordert, die Leitlinien, die Grenzen festzulegen“, erklärt er. Er erklärt aber nicht, welche Auswirkungen ein Überschreiten dieser Grenzen haben könnte. Könnte das Hollywood-Horrorszenario, in welchem Maschinen die Macht über den Menschen haben, Wirklichkeit werden?

Ein anderer, vielleicht noch viel prägnanter und greifbarerer Tipping Point ist der der Energiewende und der elektrisch angetriebenen Fahrzeuge. „Elektromotoren sind in absehbarer Zeit günstiger als Verbrennungsmotoren“, hier setzt Thomsen eine Zeitspanne von 200 Wochen an. „90 Prozent der Energie werden beim Elektromotor in Bewegung umgesetzt, bei den Verbrennungsmotoren sind es nur 15 Prozent – und die Manager nennen das dann öko“, lächelt der Zukunftsexperte. Das bisherige Problem der Speicher sei in absehbarer Zeit in den Griff zu bekommen. Weil sich die Kapazitäten vertausendfach und die Preise deutlich fallen würden, meint Thomsen.

Talente werden Mangelware

Als „Werte“ bezeichnet er einen weiteren TP: „Es wird die Zeit kommen, wo wir die Knappheit der Talente erkennen.“ In den Industrieländern gibt es (jetzt schon) zu wenig eigenen, qualifizierten Nachwuchs. Es gäbe immer weniger junge Menschen, die mit einem Unternehmen in die Zukunft gehen wollen. „Daran gilt es zu arbeiten“, so Thomsen, schon jetzt müssten sich die Unternehmen um Nachwuchskräfte bemühen, ja beinahe schon bewerben. Daher lautet seine Prognose, dass Firmen den künftigen Arbeitnehmern besondere, nämlich vor allem menschliche und soziale Werte, bieten müssten.