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"Der Himmel so blau" - Landestheater Schwaben stellt neue Spielzeit vor

veröffentlicht am 06.05.2015

Intendant Walter Weyers, Oberspielleiter Peter Kesten und Theaterpädagogin Claudia Schilling Landestheater-Intendant Walter Weyers (2.v.rechts), Oberspielleiter Peter Kesten (rechts),  Theaterpädagogin Claudia Schilling (links)  und Joséphine Weyers, Leiterin des Büros für Öffentlichkeit, präsentierten den neuen Spielplan auf der Cafehausbühne. Foto: Sonnleitner

LTSMemmingen (as). „Der Himmel so blau“ - dieser Vers aus Heinrich Heines "Buch der Lieder" überspannt als Motto gleichsam den neuen Spielplan des Landestheaters Schwaben, der nun von Intendant Walter Weyers, Oberspielleiter Peter Kesten und Theaterpädagogin Claudia Schilling vorgestellt wurde. Es ist die letzte Spielzeit für Walter Weyers, der 2016 in den Ruhestand geht. Er leitete das Landestheater Schwaben 17 Jahre lang.

Selbstredend beschreibt der "blaue Himmel" nicht den Allgäuer Frühling, sondern steht metaphorisch für einen weiten Bedeutungshorizont als "hochgespannter Bogen der Hoffnung und Verheißung"  - einerseits. Und andererseits für einen leeres, nicht näher definiertes und unbeschriebenes Firmament.  Lebt nicht der Mensch, trotz aller Planung, letztendlich ins Blaue hinein? Das blaue Himmelsgewölbe sei eine Chiffre für das tagtäglich neu zu konstituierende Daseins, erklärt Walter Weyers. "Von den Schwierigkeiten und der Hoffnung, die damit verbunden sind, erzählt das Theater.“

Neuer Spielplan - Großes Haus

Dementsprechend vielfältig, abwechslungsreich und anspruchsvoll liest sich der "Fahrplan" für die Spielzeit 2015/16. Er beginnt am Großen Haus mit einem Geschenk: Das Allgäuer Autorenduo Volker Klüpfl und Michael Kobre schickt seinen Kommissar Kluftinger diesmal auf die Bühne. „Wetterleuchten“ heißt das Theaterstück, das die beiden Krimiautoren für das Landestheater geschrieben haben. Zwischen „Kreizkruzifix“ und „Halleluja“ soll der kauzige Kluftinger den Tod eines Paters in der Ottobeurer Basilika aufklären (Premiere: 25. September).

In Anton Tschechows Stück „Drei Schwestern“ beschreibt der russische Dichter psychologisch scharfsinnig, realistisch und zutiefst menschlich die vergebliche Suche nach dem Glück in der russischen Provinz (Premiere: 16. Oktober).

„Was tun gegen einen Geist, der zugleich überall und nirgends ist und sich nur selten zeigt?“ (Die Frage, die sich in dem Märchenstück „Till und die Tiere“ von Walter Weyers und Peter Kesten stellt, ist quasi Programm.) Der kleine Till hat sich im Wald verirrt. Um den bösen Streichen eines launischen und ungehobelten Waldgeistes zu entkommen, muss er sich mit den Nöten der tierischen Waldbewohner auseinandersetzen (Premiere: 15. November).

„Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry ist bekannt. Doch Walter Weyers und der renommierte Jazz-Komponist Wolfgang Lackerschmid haben die Motive der Erzählung zu einem Musical verarbeitet. Das Ergebnis: Eine ebenso unterhaltsame wie poetische Liebeserklärung an das Leben (Premiere: 4. Dezember).

Ein weniger glückliches Ende nimmt "Der Besuch der alten Dame" in Friedrich Dürrenmatts grotesker Tragikomödie. Auf Rachefeldzug in ihrer Heimatstadt, sprengt die Millionärin Claire Zachanassian die ehrbare Fassade der Kleinstadt Güllen. Die hässliche Fratze von Habgier, Verrat und Korruption kommt zum Vorschein (Premiere: 29. Januar 2016).

„Was treibt uns an, lässt uns scheitern und erneut hoffen und begehren?“ – Anhand von vier erotischen Episoden begibt sich der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss in seinem Stück „Vier Bilder der Liebe“ auf eine Art Spurensuche (Premiere: 8. April 2016).

„Die Rosenkriege“ beschließen den Zyklus am Großen Haus. In seiner Inszenierung der so genannte York-Tetralogie über die englischen Rosenkriege aus der Feder des jungen Shakespeares will Intendant Weyers entlarven, welche Faktoren in einer Kultur zu Verfall und Gewalt führen. Und dass die Geschehnisse der Renaissance auch heute noch aktuell sind – im Irak, in Syrien sowie in der NS-Zeit (Premiere: 24. Juni 2016).

Neue Spielzeit - Caféhausbühne

„We had joy, we had fun“ lautet die Ansage auf der Caféhausbühne. Die Revue „Seasons in the Sun“ ist eine Reise zu den wilden, bunten und rauschhaften 70er Jahren und verspricht mit Hits wie „Daddy Cool“, „Lady in Black“ oder „Kung Fu Fighting“ auf jeden Fall „Good Vibrations“ (Premiere: 9. Oktober).

Weniger gute Gefühle wie Fremdsein und Einsamkeit beschreibt das Jugendstück „Meine Mutter Medea“ von Holger Schober (ab 14 Jahre). Statt ihrer abwesenden Helden-Eltern kommen die Kinder Eriopis und Polyxenos zu Wort. Ihre Perspektive der Heimatlosigkeit führt aus dem Mythos heraus in die Gegenwart (Premiere: 27. November).

"Zukunft oder: Ich habe noch nicht so viel Angst“ heißt das Klassenzimmerstück von Rainer Lewandowski. Jule ist fertig mit der Schule und stellt über das Internet die Weichen für ihr Berufsleben. Das Gefühl von Freiheit weicht dem der Ungewissheit. Alles ist möglich - aber was geht? Und wie weit muss sie sich verbiegen, um im Berufsleben zu funktionieren? (Premiere: 19. Februar 2016).

Aufführungen im Studio

Herbert Achternbusch darf nicht fehlen im zeitgenössischen Theater. Das Leben in der Provinz als „Brutstätte der Verlorenheit alles Menschlichen im Stumpfsinn“ ist auch hier wieder Thema. Das bizarre Stück „Susn“ spielt im Bayerischen Wald. Eine Frau zieht Bilanz. Unterm Strich bleiben: Alkohol, der Herrgott und viel Hoffnungslosigkeit. Ihr Selbstgespräch ist eine obsessive Abrechnung mit verlogenen Konventionen und zugleich ein poetisches Plädoyer für Menschlichkeit (Premiere: 2. Oktober).

Das von Marlene Müller-Haas für das Landestheater dramatisierte Stück „Vater hat Lager“ spielt in den 50er Jahren und basiert auf einer Erzählung der Niederländerin Carolina Klop alias Carl Friedmann. Es geht um eine Familie, die fortwährend mit Geschichten des traumatisierten Vaters aus seiner Zeit im Konzentrationslager konfrontiert wird. Und damit auch um die Frage, wie die große Politik sich auf den „Mikrokosmos Familie“ auswirkt (Premiere: 20. November).

Von subtiler Spannung ist das Drama „Waisen“ des modernen britischen Autors Dennis Kelly. Helen genießt ihr romantisches Abendessen mit Dany. Bis ihr psychisch kranker Bruder Liam auftaucht und die Idylle in einen Albtraum verwandelt. Indem das Paar den Bruder schützt, stellt es sich gegen Recht und Gesetz. Was ist „gut“, was „böse“? Die moralischen Werte verschwimmen… (Premiere: 15. Januar 2016).

Die Spielzeit im Studio schließt mit Heiner Müllers Drama “Philoktet“. Auch in diesem Spiel um Macht und betrogene Betrüger gilt: Der Stoff ist uralt, das Thema zeitlos. Der Feldherr Philoktet wird während der Eroberung Trojas verletzt auf der Insel Lemnos ausgesetzt. Nach zehn Jahren erinnert man sich an den Verstoßenen und will ihn wieder für den Krieg gewinnen. Odysseus schickt den jungen, naiven Neoptolemos, um Philoktets Vertrauen zurückzugewinnen. Weyers sieht in dem Stoff ein Gleichnis für die deutsch-deutsche Geschichte. „Verstrickt in Regelwerke, sind keine sinnvollen Entscheidungen mehr möglich“, so der Intendant (Premiere: 11. März 2016).

Neue Horizonte

Auch für den Intendanten, der nach dieser Spielzeit in den Ruhestand geht, eröffnet sich bald ein "neuer Horizont". Dennoch verbindet er mit diesem Spielplan keine besonderen persönlichen Ansprüche. Das Programm sei von großer Bandbreite - „so, wie wir es immer machen, seit 17 Jahren“, erklärt Weyer und betont, dass es ihm nach wie vor sehr wichtig sei, politische, philosophische gesellschaftspolitische und philosophische Fragen auf der Bühne zu behandeln. Selbst inszenieren wird der scheidende Intendant Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ und die Shakespearschen "Rosenkriege".

Das Spielzeitheft 2015/16 können Sie online durchblättern unter: www.landestheater-schwaben.de/spielplan-zukunft.html

Die Spielzeithefte liegen (noch nicht vollzählig) an der Theaterkasse, in der Stadtbibliothek, in den Ladengeschäften (Fußgängerzone) und in der Stadtinformation aus.

Kartenvorverkauf unter www.vorverkauf@landestheater-schwaben.de oder Telefon 08331/ 94 59-16.