
Austausch von Geschenken beim Besuch von Yurii Nykytiuk, Generalkonsul der Ukraine in München (Mitte), im Memminger Rathaus. Mit Oberbürgermeister Jan Rothenbacher (rechts) und Klaus Holetschek, CSU-Fraktionschef im Landtag, sprach Nykytiuk über die aktuelle Lage in der Ukraine und weitere Hilfsinitiativen für die Partnerstadt Tschernihiw.
Memmingen (as). Ein besonderer Gast trug sich kürzlich in das Goldene Buch der Stadt ein: Yurii Nykytiuk, Generalkonsul der Ukraine in München. Auf Einladung von Klaus Holetschek, CSU-Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag, und Oberbürgermeister Jan Rothenbacher war er in Memmingen zu Besuch.
Neben Gesprächen im Rathaus stand auch der Austausch mit regionalen Unternehmen auf dem Programm. Im Mittelpunkt seines Besuchs: die aktuelle Situation im ukrainischen Kriegsgebiet und die enge Partnerschaft zwischen Memmingen und Tschernihiw.
Die Verbindung zwischen den beiden Städten besteht offiziell seit 2009, die Kontakte reichen jedoch deutlich weiter zurück. Spätestens seit Beginn des Krieges durch den Angriff Russlands im Februar 2022 ist diese Freundschaft von besonderer Bedeutung. Tschernihiw liegt mitten im Kriegsgebiet und leidet schwer unter den anhaltenden Angriffen. Allein in einer Woche seien auf fünf Gemeinden in der Grenzregion 125 Artillerieattacken abgefeuert worden, berichtete Nykytiuk. Zwar würden rund 80 Prozent der russischen Drohnen abgefangen, doch die restlichen Einschläge richteten gravierende Schäden an. „Der Krieg ist schrecklich“, sagte er mit Blick auf die Zerstörung von Infrastruktur, das Leid der Bevölkerung und die ständige Bedrohung durch Luftangriffe.
Von Resignation keine Spur
Und dennoch: Von Resignation sei keine Spur. Wir antworten mit Normalität auf Aggression“, erklärte Nykytiuk. „Die Menschen stehen auf, gehen zur Arbeit, trinken einen Cappuccino im Café, besuchen Theater und Bibliotheken." Dieser Alltag sei nicht nur für die Bevölkerung wichtig, sondern auch für die Soldatinnen und Soldaten an der Front, „die jeden Tag Heldentaten vollbringen“.
Mit Nachdruck sprach der Generalkonsul auch über die Herausforderungen nach dem Krieg: Der Wiederaufbau von Straßen, Gebäuden und Energieversorgung werde Jahre dauern. Zudem brauche die Bevölkerung Unterstützung – nicht zuletzt psychologisch. „Rund 90 Prozent der Menschen in der Ukraine werden professionelle Beratung benötigen“, so Nykytiuk.
„Memmingen hilft:" Rund 263.000 Euro gesammelt
Die enge Verbindung zu Memmingen sei in dieser Situation von großem Wert. Über die städtische Aktion „Memmingen hilft“ sind seit Kriegsbeginn rund 263.000 Euro gesammelt worden, außerdem zahlreiche Hilfstransporte mit Lebensmitteln und Sachspenden. Unternehmer wie Thilo Frommlet und Alex Pade haben dabei maßgeblich mitgewirkt. Auch Bildungseinrichtungen in Memmingen pflegen seit Langem Kontakte nach Tschernihiw und planen gegenseitige Besuche, sobald dies wieder möglich ist.
„Fest und solidarisch an der Seite der Ukraine“
Oberbürgermeister Rothenbacher betonte die Wichtigkeit, die Zusammenarbeit mit der Partnerstadt weiter auszubauen – besonders in den Bereichen Energieversorgung, IT und Wiederaufbau. Bayern stehe „fest und solidarisch an der Seite der Ukraine“, ergänzte Klaus Holetschek, der seine persönlichen Eindrücke aus einem Ukraine-Besuch schilderte.
"Die Hilfe ist für uns lebenswichtig"
Nykytiuk dankte ausdrücklich für die anhaltende Unterstützung: „Die Hilfe der Bundesregierung, aber auch der Menschen in Deutschland, ist für uns lebenswichtig.“ Auch in der Region Memmingen wird diese Solidarität sichtbar – sei es in Hilfsprojekten oder bei der Integration Geflüchteter.
Am Ende seines Aufenthalts machte Nykytiuk deutlich: Trotz der Zerstörung, trotz der ständigen Bedrohung bleibe die Bevölkerung hoffnungsvoll. „Wir kämpfen nicht nur um unser Land, sondern auch um unsere Zukunft. Und wir wissen, dass wir dabei nicht alleine sind.“