Das VVM-Symposium zeigte Politik und Kommunen innovative Möglichkeiten auf, attraktiven und erfolgreichen ÖPNV für den Bürger zu entwickeln. Foto: privatSchwaben (dl). Der Verkehrsverbund Mittelschwaben (VVM) hat zu einem Symposium „Chancen und Herausforderungen für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im ländlichen Raum“ eingeladen. Rund 120 Zuhörer kamen, um sich darüber zu informieren.
Dabei stand die zentrale Frage, „Wie sieht die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs im ländlichen Raum aus? Wie gehen wir mit den Folgen der demografischen Entwicklung, den stark rückläufigen Schülerzahlen und den wachsenden und veränderten Mobilitätsbedürfnissen älterer Menschen um?", im Mittelpunkt der Redner.
„Es geht darum, den ländlichen Raum nachhaltig attraktiv und lebenswert für seine Bürgerinnen und Bürger zu gestalten“, sagt VVM-Geschäftsführer Dr. Josef Zeiselmair, der die Fragestellungen an acht Fachleute weitergab, die in ihren Impulsvorträgen und Best-Practice-Beispielen Einzelaspekte aus der Thematik in der Sontheimer „Dampfsäg“ vorstellten.
„Die ältere Generation will heute länger und flexibler mobil sein"
Carsten Fregin, Ministerialrat der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern für Bau und Verkehr, beleuchtete die Rolle und Aktivitäten des Freistaats, der 2013 knapp 1,2 Milliarden Euro für Leistungen des ÖPNV aufgewendet hat. „Die ältere Generation will heute länger und flexibler mobil sein und verfügt zunehmend noch selbst über einen Führerschein und ein eigenes Fahrzeug“, so Fregin in Hinblick auf den mit 70 Prozent sehr hohen individuellen Motorisierungsgrad der ländlichen Bevölkerung in Bayern.
Steigende Anforderungen an die Barrierefreiheit
Auch die steigenden Anforderungen an die Barrierefreiheit stehen im Fokus. Fregin wies auf die Regierungserklärung des Ministerpräsidenten Horst Seehofer vom 12. November 2013 hin, in der er versprach „Bayern wird in zehn Jahren komplett barrierefrei – im gesamten öffentlichen Raum, im gesamten ÖPNV“ – ein Punkt, den Cornelia Hesse, Referentin des Bayerischen Gemeindetags, gerne aufgriff. "Hierbei können flexible ÖPNV-Systeme eine wichtige Rolle spielen", so Hesse, die dem VVM klar attestierte: „Hier haben die Schwaben die Nase vorn.“.
Die speziellen Anforderungen an den ÖPNV erläuterte Brigtte Herkert, die sich mit gerontologischen Fragestellungen zur Versorgung älterer Menschen und Menschen mit Behinderung beschäftigt. Sie verdeutlichte, dass vor allem auf die Gruppe der Senioren eingegangen werden müsse, da diese mit dem Wegfall der Infrastruktur in ländlichen Regionen zu kämpfen hätten und oftmals auf den ÖPNV angewiesen seien.
„Wir würden uns wünschen, dass der Fahrgast im ländlichen Raum vom Freistaat ebenso bezuschusst wird wie der Fahrgast auf der Schiene“, sagt Brandner in Richtung Ministerialrat Fregin – die Bahn erhält für jeden Fahrgast von der Staatsregierung 2,31 Euro Förderung. Weil die ÖPNV-Förderung im ländlichen Raum davon weit weg sei, brauche es neue Ideen, um attraktive Verbindungen für den Fahrgast zu schaffen.
Neue Ideen: Bürgerbus und "Pfiffibus"
Eine davon stellte Fabian Dobeschinsky vor, der mit seinem Vater im baden-württembergischen Salach den Bürgerbus initiierte. Mittlerweile ist der „Bürgerbus Salach“ elf Jahre in Betrieb. „Das Modell ist nur möglich, weil Bürger, Verkehrsunternehmen und politische Wille in die gleiche Richtung zielen“, so Dobeschinsky. Ehrenamtliche Fahrer sitzen am Steuer des Bürgerbusses, der für die Mobilität in der Alb-Gemeinde sorgt.
Als weiteres Beispiel für flexible Angebotsformen im ÖPNV stellte Thomas Mügge, Geschäftsführer der D.I.N.G (Donau-Iller-Nahverkehrsverbund-GmbH) den "Pfiffibus" vor, der im südlichen Landkreis Neu-Ulm seit Ende 2013 im Einsatz ist. Der Bus wird ab Weißenhorn-Bahnhof eingesetzt, um weniger lukrative und befahrene Strecken für die Nutzer des ÖPNV erreichbar zu machen. Auch hier dieses Angebot wird von der Bevölkerung dankbar angenommen: „Wir haben bereits jetzt durchschnittlich mit mehr als vier Personen pro Fahrt mehr Fahrgäste als erwartet“, so Mügge.
Einführung flexibler Systeme "sehr sinnvoll"
Die lebhafte Podiumsdiskussion zum Schluss des Symposiums zeigte, dass alle Beteiligten – Anbieter, Politik und Bevölkerung – die Einführung von flexiblen Systemen als sehr sinnvoll erachten. VVM-Geschäftsführer Dr. Josef Zeiselmaier bedankte sich zum Schluss des Symposiums bei den Referenten sowie beim Moderator Dr. Georg Bayerle, der durch den mit Informationen prall gefüllten ÖPNV-Tag in Sontheim führte: „Ich bin sicher, dass mit innovativen ÖPNV-Angeboten der ländliche Raum im Wettbewerb der Regionen auch zwischen den Metropolen München und Stuttgart attraktiv gehalten werden kann“, so Zeiselmair, „und freue mich, dass der VVM hierzu mit dem Symposium einen weiteren Impuls setzen konnte.“