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„Die Ertragslage ist zufriedenstellend“

Trotz Baukrise legt die Siebendächer Baugenossenschaft sehr solide Zahlen vor

veröffentlicht am 05.05.2025
Claudia Knittel Siebendächer

Die gesamtwirtschaftliche Lage ist schwierig, der Wohnungsmarkt auch in Memmingen äußerst angespannt. Doch die Siebendächer ist gut aufgestellt und realisiert derzeit große Bauvorhaben. Vorständin Claudia Knittel zeigte sich zufrieden. Fotos: Sonnleitner

Siebendächer Markus Sonntag

Siebendächer-Vorstand Markus Sonntag skizzierte die bauwirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Jahres 2024.

Memmingen (as). Trotz anhaltender Baukrise, bedingt durch steigende Baukosten, hohe Zinsen und strenge EU-Regulierungen, zog die Siebendächer Baugenossenschaft nun bei ihrer alljährlichen Mitgliederversammlung im kleinen Saal der Stadthalle eine positive Bilanz für 2024.

„Die Ertragslage ist zufriedenstellend“, resümierte Vorständin Claudia Knittel. Der Jahresüberschuss liegt bei 1.077,6 Millionen Euro (Vorjahr: 1.415,7 Mio. Euro). Der Bilanzgewinn beträgt 969.853 Tausend Euro (Vorjahr: 1,274 Mio. Euro). 170.202 Euro wurden an die 2.828 Mitglieder als Dividende ausbezahlt (zwei Prozent). Knapp 800.000 Euro fließen in die Rücklagen. Mit einer Eigenkapitalausstattung von 46,1 Millionen sei die Genossenschaft gut aufgestellt, so Knittel.

Trendwende erst 2026 zu erwarten

Vorstand Markus Sonntag erläuterte die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das vergangene Geschäftsjahr, die auch 2024 von unvermindert hohen Baukosten und Zinsen geprägt waren. Trotz leicht rückläufiger Tendenz befänden sich die Baupreise weiterhin auf sehr hohem Niveau und wirkten sich negativ auf die Investitionsbereitschaft aus. Seit 2019 seien die Baukosten um gut 40 Prozent angestiegen. Mit einer Trendwende sei, so Sonntag, erst 2026 zu rechnen.

1.148 Wohn- und Gewerbeeinheiten

Trotz dieser erschwerenden Faktoren gelang es der Siebendächer Baugenossenschaft, auch im letzten Jahr ihren Wohnungsbestand durch Neubauprojekte zu steigern. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 1.148 eigene Einheiten bewirtschaftet, darunter 1.020 Wohn- und 108 Gewerbeeinheiten, referierte Claudia Knittel. Zum Siebendächer-Bestand gehören außerdem 984 Garagen- und Tiefgaragenstellplätze, 127 davon in der öffentlichen Tiefgarage „Neue Schranne“.

Durchschnittsmiete unter Marktpreis

"Mit 6,77 Euro pro Quadratmeter lag die Durchschnittsmiete aller Genossenschaftswohnungen deutlich unter marktüblichen Mietpreisen", erklärte Knittel.

Viele Anfragen nach Wohnraum

Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in Memmingen bleibe hoch. Claudia Knittel sprach von über 1.000 Wohnungssuchenden auf der Bewerberliste der Baugenossenschaft. Frei wurden im vergangenen Jahr jedoch nur knapp 80 Wohnungen im Genossenschaftsbestand. Mit einer Entzerrung des angespannten Wohnungsmarktes ist auch künftig nicht zu rechnen, denn - bedingt durch hohe Zuwanderung in den starken Wirtschaftsstandort - sei im Landkreis Unterallgäu und in Memmingen auch weiter mit Bevölkerungszuwächsen zu rechnen. Das Bayerische Landesamt für Statistik sagt für Memmingen bis 2042 eine Zunahme von 6,6 Prozent auf dann 48.900 Bewohner voraus.

Fertiggestellte Projekte

In der Waldfriedhofstraße konnten im letzten Jahr zwölf neue Wohnungen an Mieter übergeben werden, In der Kappel 2 wurden acht Wohnungen fertiggestellt.

Im Bau befindliche Projekte

Für die Quartiersentwicklung Leonhardstraße und Bergermühlstraße („LEBE“) wird derzeit ein erster Bauabschnitt mit 50 Wohnungen mit 3.200 Quadratmeter Wohnfläche realisiert. Die Baukosten liegen bei rund 16 Millionen Euro. Erschwerend wirke sich hier allerdings aus, dass die Fördermittel der Regierung von Schwaben für 2025 nicht zur Verfügung stünden, erklärte Sonntag. Er geht davon aus, dass der Fördertopf im nächsten Jahr wieder gefüllt sein werden.

Durch den Abbruch von zwei Häusern in der Dr.-Miedel-Straße wurde ein 3.299 Quadratmeter großes Grundstück für den Bau von 21 neuen Wohnungen frei. Der Bau soll Mitte dieses Jahres beginnen.

Genossenschaftliche Mietwohnungen sollen auch auf dem Grundstück in der Bodenseestraße 40 auf dem Gelände eines stark sanierungsbedürftigen ehemaligen Autohauses und einer Tankstelle errichtet werden. Der Baubeginn ist für 2026 geplant.

Instandhaltung und Modernisierung

Im vergangenen Jahr wurden rund 3,2 Millionen Euro in Instandhaltung und Modernisierung des Wohnungsbestands investiert, so Claudia Knittel. Eine aufwendige energetische Sanierung habe in den beiden Zwölf-Familien-Häusern Laberstraße 19/21 und Eduard-Flach-Straße 48/50 durch Einbau einer neuen Heizzentrale mit zwei Grundwasserwärmepumpen stattgefunden, an die im ersten Bauabschnitt zwölf Wohnungen angeschlossen wurden. Im zweiten Bauabschnitt sollen noch in diesem Jahr weitere zwölf Wohnungen an die Wärmepumpenanlage angeschlossen werden, sodass die beiden Häuser vollständig durch Geothermie beheizt werden. Die Gesamtkosten für die Modernisierung lagen bei etwa 625.000 Euro.

Bau einer neuen Hausmeisterwerkstatt

Der „Regiebetrieb“ der Siebendächer mit derzeit 15 Mitarbeitenden wird weiter ausgebaut. Derzeit entsteht eine neue Hausmeisterwerkstatt in der Waldhofstraße 19 a/b. Die Baukosten liegen bei 2,9 Millionen Euro. Wie Markus Sonntag erläuterte, können mittlerweile Handwerker aus fast allen Gewerken beschäftigt werden. Insgesamt sind derzeit 47 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Siebendächer Baugenossenschaft beschäftigt.

"Unglaublicher Wohndruck"

In seinem Grußwort dankte Oberbürgermeister Jan Rothenbacher der Siebendächer für die "vielen tollen Projekte, auch im Memminger Osten", trotz der schwierigen Situation für die Wohnungswirtschaft realisiert wurden. Rothenbacher kritisierte, dass die Fördertöpfe im kommunalen Wohnbau leer sein, weil ein erheblicher Anteil der Fördermittel des Freistaates an private Träger gehe, die gewinnmaximiert arbeiten. "Dies ist eine sehr negative Entwicklung, die uns alle betrifft", so Rothenbacher. Es herrsche ein unglaublicher Wohndruck. "In Memmingen fehlen hunderte Wohnungen."