
Memmingen (sfü). „Wie wirkt sich die EU auf ihr Unternehmen aus?“. Unter diesem Motto hat das Memminer Europabüro nun schon zum fünften Mal Schüler/innen der weiterführenden Schulen sowie Auszubildende eingeladen, um die entsprechenden Information direkt von kompetenten Referenten zu erfahren.
Richtlinien, Verordnungen und Gesetze. Das verbinden viele Menschen mit der Europäischen Union (EU). Die wohl bekannteste Verordnung und zugleich ein Symbol für Bürokratie und Regulierungswahn ist die vielzitierte Verordnung Nr. 1677/88/EWG, besser bekannt als die „Gurkenverordnung“. Dabei bleibt gerne unerwähnt, dass diese Verordnung zum einem bereits vor sechs Jahren abgeschafft wurde und zum anderen, schon lange vor der Gründung der EU entstanden ist.
Was Vorgaben aus Brüssel und Straßburg in der Realität für Memminger Unternehmen bedeuten, haben die Referenten Harald Post (Vorstandsmitglied der Sparkasse Memmingen-Lindau-Mindelheim) und Renato Ramella (Vertriebsleiter für Europa der Firma Goldhofer) in ihren Vorträgen den rund 360 Zuhörern in der Aula des Vöhlin-Gymnasiums erläutert.
Harald Post räumte in seiner Darstellung der finanzpolitischen Entwicklungen im Euro-Raum ein, dass durch die Währungsunion und andere Maßnahmen wie zum Beispiel das SEPA-Lastschriftverfahren Erleichterungen und mehr Sicherheiten für den einzelnen entstanden sind; doch jede EU-Maßnahme bedeutet auch einen enormen Arbeitsaufwand für sein Kreditinstitut. Eine besondere Herausforderung für den Finanzdienstleistungssektor war und ist die Finanzkrise. „Die Regulierungswut ist eine Folge der Fehler, die in der Vergangenheit zweifellos begangen wurden. Doch sie trifft kleine, risikoarme Institute wie die Sparkasse besonders hart, denn diese neuen Regeln sind eher für Groß- und Privatbanken gedacht. Solche privaten Institute sind, außer in Deutschland und Österreich, mehrheitlich in Europa vertreten und bestimmen deshalb die Regulierungsmaßnahmen“, so Post.
Diese Einblicke in die europäische Finanzwirtschaft ergänzte Renato Ramella in seinem Referat über die Positionierung der Firma Goldhofer im europäischen Wirtschaftsmarkt. „Die EU ermöglicht uns den Zugang zum größten Binnenmarkt der Welt mit über 500 Millionen potentiellen Kunden. Außerdem hat sie uns vieles erleichtert. Währungsrisiken und Wettbewerbsnachteile durch eine zu starke D-Mark sind weggefallen und wir profitieren vom freien Verkehr von Gütern und Personen.“ Auch einheitliche Zulassungskriterien erleichterten den Export für das Unternehmen, so der Leiter für Vertrieb.
Alexandra Störl, Leiterin des Europabüros Memmingen schloss die Veranstaltung, nachdem den Jugendlichen noch die Möglichkeit geboten wurde, sich mit Fragen an die Referenten zu wenden. „Die EU ist nach wie vor ein abstrakter Begriff und findet überall statt, nur nicht hier in Memmingen. Heute haben wir das, was zwischen Brüssel und Straßburg stattfindet, in einen konkreten Kontext gebracht und verständlich darstellen können.“. Das Europabüro Memmingen ist assoziierter Partner des europe direct Netzwerkes und informiert über allgemeine Themen und politische Aktivitäten in Hinblick auf die EU und fungiert außerdem als Bindeglied zwischen Bürger/innen und EU-Institutionen.