
Memmingen (as). Sterben hatte bislang einen recht negativen Ruf. Damit ist jetzt Schluss oder besser: Sense. Auf seiner Imagekampagne, die ihn auch ins Memminger Kaminwerk führt, poliert „der Tod“ nicht nur seine Gerätschaften auf, sondern auch seinen Ruf. Mit seiner Soloshow „Mein Leben als Tod“ hat der bereits mehrfach preisgekrönte Berliner Comedian (der anonym bleiben will) jedenfalls ins Schwarze getroffen.

Das Leben als Tod ist kein Ponyfriedhof, das ist eine der Botschaften des Todes an die knapp 200 Zuschauer im Kaminwerk. Das Gesicht tief in seiner Kapuze verborgen, hat er die dünnen Spinnenfinger zur „Merkel-Raute“ geformt und bietet durchaus einen etwas gruseligen Anblick. Dabei will er doch eigentlich nur gemocht werden. Also gibt „der Tod“ sich betont harmlos und verspielt, spricht mit süßer Kinderstimme, pfeift auf seiner Blockflöte und anderen Überzeugungs-Instrumenten aus dem letzten Loch („ Seht Ihr, es ist nicht schlimm, wenn mal einer flöten geht“) und überzuckert das ganze Kasperletheater mit einer Hand voll glitzerndem Konfetti aus der Tasche seiner Kutte.
So viel "Happy hour" hat er auch bitter nötig, denn seine Fans sterben ihm weg und selbst die größten Vegetarier beißen nur ungern ins Gras. Dabei ist es das Jenseits shoppingtechnisch mit Konzernen wie Schlecker und Quelle „und bald auch Karstadt“ bestens ausgestattet – ja, „dank Berlin gibt es dort sogar einen Flughafen“ und man muss auch nicht mehr lange mit D-Mark bezahlen, denn: „bald kommt der Euro“.
Manipulative Fanpost und flotte Grabsteinsprüche

Als „Mensch wie du und ich“ liest „der Tod“ aus seinem Tagebuch, beklagt sich übermanipulative Fanpost wie die von Jesus, der über sein Comeback verhandeln will, und erheitert das Publikum mit flotten Grabsteinsprüchen von österreichischen Friedhöfen (in Deutschland sind humorvolle letzte Botschaften nicht gestattet).
Aus seiner Zeit als Animateur auf Mallorca hat der musikliebende Tod so manchen schaurigen Schlager mitgebracht und versteht Texte wie „Atemlos durch die Nacht“ durchaus wörtlich. Die meisten Lacher erntet seine Foto-Show mit Schnappschüssen unfreiwillig makabrer Botschaften auf deutschen Straßenschildern (z.B. „ Friedhof - nur Ausstieg“).
„Migrant aus dem Jenseits“
Aus der Tasche seiner „maximal pigmentierten Kutte“ zaubert der „Migrant aus dem Jenseits“ nicht nur praktische Accessoires wie die „Sense-to-go“, sondern auch seine höllische Begleiterin Mauzi, eine "Kami-Katze", dargestellt mit den Fingern der rechten Hand und zwei Augen-Bällen. Natürlich mussten auch zwei Zuschauer aus dem Publikum als “Todes- Kandidaten“ für ein Quiz herhalten.
Insgesamt ein vergnüglicher Abend, der zeigte, dass Sterben nicht nur für Anfänger ein Erlebnis sein kann...