
Memmingen (rad). Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) für Memmingen und Umgebung steht vor einer Runderneuerung. Gutachter sollen nun mit Hilfe der Bevölkerung und des zuständigen städtischen Arbeitskreises prüfen, was machbar ist, damit die Nahverkehrsversorgung auf einen modernen und für ein Oberzentrum angemessenen Standard gebracht werden kann.
Bis spätestens Ende 2017 sollen die Busverbindungen in Memmingen verbessert werden, lautet das erklärte Ziel des Arbeitskreises ÖPNV, dem neben Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger auch die Stadträte Heike Essmann (ÖDP), Maria Schmölzing (CSU), Matthias Ressler (SPD), Heribert Guschewski (CRB), Gottfried Voigt (FW) und Corinna Steiger (Grüne) angehören.
Eine der großen Aufgaben dürfte dabei die oftmals unzureichende Taktung sein. „Zumindest muss in den Hauptzeiten alle halbe Stunde ein Bus fahren“, fordert Heike Essmann, die auch eine umfangreichere Versorgung der Stadtteile fordert. „Viele ältere Menschen wohnen nicht im Zentrum und sind auf eine gute Anbindung, beispielsweise für Arztbesuche in der Innenstadt, angewiesen“, ergänzt Heribert Guschewski. Nur durch ausreichende Busanbindung sei es machbar, möglichst lange in den Ortsteilen zu wohnen.
Was braucht Memmingen?
Die Überlegungen gehen in viele Richtungen. Werden neue Linien benötigt? Braucht Memmingen mehr, dafür aber kleinere Busse - vielleicht sogar die umweltfreundliche Elektro-Bus-Variante? Kann ein vernünftiges Konzept mit den bisherigen Anbietern erarbeitet werden oder wäre ein neu zu gründendes städtisches Unternehmen eine Alternative?
Guschewski ist sich sicher: „Ein funktionierender ÖPNV löst viele Probleme. Die Leute lassen die Autos stehen, dadurch verringert sich der Verkehr. Das würde auch unsere Parkplatznot zum Teil lindern.“
Ähnlich äußert sich auch Oliver Kühne vom Memminger Cineplex-Kino, der an den Wochenenden bis zu 1.000 Kino-Besucher zählt in einem Gespräch mit der Lokalen. Kühne sieht im Nahverkehr ein großes Potential, zumal er generell eine Anbindung an das Industriegebiet in Amendingen vermisst. „Dort arbeiten auch viele Menschen, die vielleicht gerne mit dem Bus fahren würden. Oder eben auch von der Stadt aus ins Kino gehen wollen. Die kommen momentan alle mit dem Auto.“
Allerdings, so schätzt Guschewski, werde es wohl noch gut eineinhalb Jahre dauern werde, bis mittels Verkehrszählungen alle Daten ausgewertet und die Anregungen und Wünsche der Bevölkerung (resultierend aus der Umfrage) zu einem Ergebnis zusammen geführt werden können. Er unterstreicht, dass der dann installierte Fahrplan für voraussichtlich mindestens zehn Jahre Bestand haben werde.
Busverkehr schmackhaft machen
Als eminent wichtig erachtet Matthias Ressler, der Bevölkerung den ÖPNV schmackhaft zu machen. Mit Marketingmaßnahmen und praktischen Hilfsmitteln wie elektronische Fahrplananzeiger, Ticketautomaten, und auch mittels interaktiver Möglichkeiten will Ressler den Memminger Busverkehr ins Bewusstsein der Nutzer rücken. Dazu gehört auch eine einheitliche und einfache Preisgestaltung, eine Anbindung an den Zugverkehr in die Nachbarstädte, insbesondere an das S-Bahn-Konzept „Regio-S-Bahn Donau-Iller“. Außerdem muss Barrierefreiheit gewährleistet sein.
Damit die Bedürfnisse der Bevölkerung bereits in die Planung berücksichtigt werden können, findet noch bis 15. November eine Umfrage im Internet statt, bei der Vorschläge und Wünsche eingebracht werden können (wir berichteten). Den Fragebogen findet man im Internet unter www.memmingen.de/nahverkehr.html. Wer keinen Internetanschluss hat, kann sich auch an die Stadträtin Essmann unter Telefon 08331/ 9412094 wenden.