(as). Ein Jahr ist schnell vorüber – im April 2024 trat der in Ottobeuren und Kempten aufgewachsene Kultur- und Medienwissenschaftler Sebastian Huber die Nachfolge von Dr. Hans-Wolfgang Bayer im Kulturamt an. Die LOKALE bat ihn um ein Fazit.
Herr Huber, Sie sind seit gut einem Jahr im Amt. Wie war Ihr Start an der Spitze der Memminger Kulturverwaltung?
Durch die Organisation des Jubiläumsjahrs war ich sehr schnell mitten im Geschehen. Es ist toll, die Chance zu haben, sich gleich mit so einem großen Projekt einzubringen.
Gab es ein Highlight für Sie, ein Event, das besonders herausgeragt hat?
Ganz besonders war die „Zeitreise 1525“ mit multimedialen Sound- und Lichtshows am 7. und 8. März, die ein breites und vielschichtiges Publikum begeistert und die Thematik des Gedenkjahrs auch weniger historisch Interessierten erschlossen hat. Etwa 10.000 Menschen kamen an beiden Abenden zu den historischen Schauplätzen.
Sie hatten vor einem Jahr als Ziele eine Interessenvertretung Kultur, die Weiterentwicklung der Museen und den Draht zur Jugend formuliert. Gibt es hier Fortschritte und falls ja, in welchen Bereichen - oder hat das Gedenkjahr alle Kapazitäten absorbiert?
Einige Ziele haben im Rahmen des Gedenkjahres Platz gefunden, wie zum Beispiel das offene Forum „Future Hub Memmingen“ für junge Menschen, das durch eine EU-Förderung ermöglicht wurde.
Und die Interessensvertretung Kultur? Wie kann man die Kulturakteure dazu bringen, an einem Strang zu ziehen?
Wir haben die „Lange Nacht der Kultur“ zum Anlass genommen, uns mit allen Kulturakteuren der Stadt auszutauschen, dieser Kreis trifft sich mehrmals im Jahr und könnte weiterentwickelt werden zu einer Interessensvertretung Kultur.
Was bedeutet das konkret?
Es geht darum, dem Kulturleben eine Stimme zu geben in Form eines Gremiums, das die Interessen und Bedürfnisse der Akteure bündelt und nach außen, zum Beispiel dem Stadtrat, kommunizieren kann. Bis jetzt ist es eher so, dass sich die Kulturakteure allein oder in kleinerem Verband durchschlagen.
Ein weiteres zeitnahes Projekt ist die Kulturentwicklungsplanung. Worum geht es dabei?
Wir wollen gemeinsam mit der Stadtgesellschaft und dem Stadtrat überlegen, wie die Zukunft Memmingens als Kulturstandort aussehen soll. Welche Einrichtungen sind uns wichtig? Was sollen diese Einrichtungen liefern?
Sie erwähnten einen Investitionsstau beim Stadtmuseum, der nicht zuletzt dadurch entsteht, dass das Haus nicht der Stadt gehört. Wie lässt sich dieses Dilemma lösen?
Die Stadt hat den Hermansbau nur gemietet. Es gilt zu eruieren, inwieweit sich die Erbengemeinschaft, der dieses Haus gehört, finanziell einbringen kann und möchte. Es wäre jedenfalls nicht in unserem Interesse, dieses für die Stadtgeschichte und den Tourismus bedeutsame Gebäude aufzugeben.
Sie sprachen im Juli letzten Jahre von einer systematischen Kulturförderung. Was hat es damit auf sich?
In vielen Städten wie auch in Kempten gibt eine offene Kulturförderung, einen Fördertopf, auf den sich kulturell Engagierte bewerben können. Hier wird die freie Szene ermächtigt, eigenständige Projekte umzusetzen. Allerdings ist dies angesichts der finanziell angespannten Lage in Memmingen nicht zeitnah zu verwirklichen.
Noch bis 19. Oktober stehen die Freiheitsrechte im Mittelpunkt des Kulturlebens. Lässt sich der Schwung dieser Veranstaltungen nutzen? Wie sieht das Leben nach dem Gedenkjahr aus?
Das Gedenkjahr ist nicht zuletzt eine Experimentierplattform. Wir können verschiedene Formate ausprobieren, die dann vielleicht auch längerfristig interessant sind, zum Beispiel im Rahmen der Memminger Meile. Von Mai bis September läuft der „FREIheitssommer“ in neuer Form mit innovativen Formaten.
Sie haben in einem Interview angedeutet, dass Sie die Aufbruchstimmung und Spontanität vermissen, die Sie während Ihrer Zeit am Goethe-Institut in Mexiko-Stadt erlebt haben. Werden wir einen Hauch davon auf der Memminger Meile spüren?
Durchaus, wir haben eine bunte Vielfalt an Veranstaltungen und werden in diesem Gedenkjahr viel improvisieren, um mit unserem kleinen Team alles zu schaffen. Hier ist spontaner Elan gefragt nach dem Motto: „Wir machen das jetzt einfach.“
Vielen Dank für das interessante Gespräch, Herr Huber!