Memmingen (dl/as). Der jüngste Zollkompromiss zwischen der EU und den USA bringt nicht die erhoffte Erleichterung: Laut einer Blitzumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) erwarten viele deutsche Unternehmen zusätzliche Belastungen – besonders in Bayerisch-Schwaben. Die Folge: Skepsis, Strategiewechsel und eine verstärkte Hinwendung zu alternativen Märkten.
Trotz der politischen Einigung im transatlantischen Zollstreit herrscht bei der Wirtschaft Ernüchterung. Wie eine aktuelle Blitzumfrage des DIHK zeigt, gehen 80 Prozent der befragten Unternehmen von negativen Auswirkungen durch den neuen Zoll-Deal mit den USA aus. Besonders Betriebe mit direktem US-Geschäft befürchten neue Hürden. Laut einer Pressemitteilung der IHK Schwaben rechnen drei Viertel von ihnen mit zusätzlichen Belastungen, während nur fünf Prozent positive Effekte sehen.
Auch Unternehmen aus Bayerisch-Schwaben teilen diese Bedenken. Jana Lovell, Leiterin der Abteilung International der IHK Schwaben, berichtet: „Viele Betriebe erleben die Einigung nicht als Entlastung, sondern als neue Belastung.“ Rund 25 Prozent der schwäbischen Betriebe erwarten allerdings zumindest leichte Vorteile.
Hintergrund ist ein Abkommen vom Juli, bei dem sich die EU und die USA auf einen Basiszollsatz von 15 Prozent verständigten. Dieser gilt seit dem 7. August 2025. Zudem versprach die EU Investitionen und Energieimporte. Für viele Unternehmen ist das politisch nachvollziehbar, wirtschaftlich jedoch problematisch.
Wichtigster Exportmarkt für Bayerisch-Schwaben
Die USA sind nach der EU der wichtigste Exportmarkt für Bayerisch-Schwaben. Rund 600 Unternehmen aus der Region unterhalten enge Handelsbeziehungen dorthin. Schon jetzt spüren 80 Prozent der dort aktiven Betriebe negative Auswirkungen der bisherigen US-Handelspolitik – besonders die anhaltende Unsicherheit und der neue Zollsatz bereiten Sorgen.
Trotzdem planen nicht alle Unternehmen einen Rückzug vom US-Markt. Laut Umfrage wollen 20 Prozent der befragten Betriebe ihre Exportstrategie beibehalten, in Bayerisch-Schwaben sogar ein Drittel. Gleichzeitig suchen viele nach Alternativen: Der europäische Binnenmarkt, der asiatisch-pazifische Raum sowie Länder wie Kanada und Mexiko gewinnen an Bedeutung.
"Handelsbeziehungen breiter aufstellen"
Lovell betont: „Die USA bleiben ein wichtiger Partner, doch Unternehmen müssen ihre Handelsbeziehungen breiter aufstellen.“ Dafür sei eine aktivere Handelspolitik nötig – sowohl mit Drittstaaten als auch innerhalb Europas. Der Binnenmarkt müsse gestärkt und regulatorische Hürden abgebaut werden.