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"Kein öffentlicher Zuschuss, sondern ein Grundstücksgeschäft" - Landrat Hans-Joachim Weirather zum Ergebnis der Bürgerentscheide

veröffentlicht am 26.11.2015

Landrat Hans-Joachim Weirather. Foto: Sonnleitner Landrat Hans-Joachim Weirather freut sich über das Ergebnis der Bürgerentscheide. Foto: Sonnleitner

Unterallgäu (as). Nachdem das Kreistagsbegehren beim Bürgerentscheid die Mehrheit der Stimmen bekam, wird sich nun auch der Landkreis Unterallgäu gemeinsam mit den anderen Allgäuer Landkreisen und kreisfreien Städten sowie dem Landkreis Neu-Ulm mit 7,2 Millionen Euro an der geplanten Grundbesitzgesellschaft II beteiligen. Die Lokale befragte den Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather zum Ausgang des Bürgerentscheids.

Herr Weirather, Sie werten das Ergebnis des Bürgerentscheids als Zeichen für die Region und die Zusammenarbeit im Allgäu?

Ja, ich freue mich, dass die Bürger die allgäuweite Bedeutung des Vorhabens erkannt und unseren Beschluss bestätigt haben, wenn auch knapp (Anm. der Red.: Aufgrund der Pattsituation hat die Stichfrage letztendlich entschieden). Wir können damit die Entwicklung des Konversionsgeländes weiter voranbringen, die Wirtschaftsregion stärken und Arbeitsplätze sichern. (Anm. der Re.: Die Gesellschaft will Flächen nördlich und südlich der Landebahn kaufen und diese als Gewerbegrundstücke vermarkten.)

Ist die niedrige Wahlbeteiligung im Landkreis Ihrer Meinung nach als Zeichen von Desinteresse am Thema zu werten?

Die Wahlbeteiligung im Landkreis Unterallgäu hat mit knapp 26 Prozent meine Erwartungen sogar übertroffen. Mir war im Vorfeld durchaus bewusst, dass die Gegner ihre Anhänger leichter mobilisieren und dass die Bürger, die dem Allgäu Airport wohlgesonnen sind und eine positive gewerbliche Entwicklung auf dem ehemaligen Militärgelände befürworten, nicht gleich bereit sind, wählen zu gehen. Einige von ihnen haben mir sogar mitgeteilt, dass sie Bürgerentscheide grundsätzlich ablehnen, da sie die zuständigen Gremien (in diesem Fall den Kreistag) gewählt haben, um genau solche Entscheidungen zu fällen.

Die Zustimmung war in und um Ihren Wohnort herum auffallend hoch - gab es viele Sympathiewähler?

Dieser Gedanke gefällt mir gut. In der Tat freue ich mich über das tolle Wahlergebnis in der Verwaltungsgemeinschaft Boos. Ganz richtig kann die These von den Sympathiewählern aber nicht sein: Höchste Zustimmung erfuhr das Ratsbegehren nämlich in der Gemeinde Kettershausen, der nördlichsten Gemeinde im Landkreis, also ein großes Stück von meiner Heimatgemeinde entfernt.

Sie sprachen der Allgäuer Zeitung gegenüber von großer nervlicher Anspannung am Wahlsonntag - mit welchem Ausgang hatten Sie gerechnet?  Hätten Sie gedacht, dass es zu einer Patt-Situation kommt?

Wie gesagt: Mir war klar, dass sich die Gegner der Grundstückskäufe leichter mobilisieren lassen und dass die Wahlbeteiligung nicht allzu hoch werden würde. Der Ausgang der Bürgerentscheide war deshalb schwer vorherzusagen. Ich habe mir aber ganz bewusst versucht, über einen schlechten Ausgang keine Gedanken zu machen.

Wie beurteilen Sie das Argument der Gegner vom "Millionengrab" - wird der Airport von öffentlichen Zuschüssen abhängig bleiben?

Dazu muss ich drei Dinge klarstellen: Erst einmal hat der Allgäu Airport bislang weniger öffentliche Zuschüsse erhalten, als jeder andere Regionalflughafen. Zweitens: Das Engagement, das die Allgäuer Landkreise und kreisfreien Städte und der Landkreis Neu-Ulm avisieren, ist kein öffentlicher Zuschuss, sondern ein Grundstücksgeschäft. Drittens steht der Allgäu Airport unter den Regionalflughäfen sehr gut da. Mit den jetzt beabsichtigten Investitionen in eine neue, breitere Start- und Landebahn, eine neue Beleuchtungsanlage und ein neues Instrumentenlandesystem wird er noch attraktiver und hat gute Aussichten auf steigende Passagierzahlen.

Herr Weirather, wir danken Ihnen für das Gespräch.