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Mehr Lebensqualität im Alter: Netzwerk „Altenhilfe und seelische Gesundheit Memmingen/Unterallgäu" gegründet

veröffentlicht am 14.11.2014

Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, Beppo Haller, Vorstand des GPV Memmingenund Unterallgäu, Landrat Hans-Joachim Weirather und Oberbürgermsitr Dr Ivo Holziner unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung für das Netzwerk Altenhilfe und seelische Gesundheit Memmingen Unterallgäu. Fotos: Sonnleitner Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, Beppo Haller, Vorstand des GPV Memmingen/ Unterallgäu, Landrat Hans-Joachim Weirather und Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger (von links) unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung für das "Netzwerk Altenhilfe und seelische Gesundheit Memmingen/ Unterallgäu". Fotos: Sonnleitner

Memmingen (as). Nun ist es beschlossene Sache: Angesichts der Herausforderungen einer immer älter werdenden und gleichzeitig im Alter finanziell zunehmend schlechter gestellten Gesellschaft wurde das Netzwerk "Altenhilfe und seelische Gesundheit Memmingen/Unterallgäu“ auf den Weg gebracht.

Entwickelt wurde das Konzept, das die Lebensqualität der Senioren nachhaltig verbessern soll, vom Landkreis Unterallgäu und der Stadt Memmingen in enger Zusammenarbeit mit dem Bezirk Schwaben und dem Arbeitskreis Gerontopsychiatrie des Gemeindepsychiatrischen Verbundes (GPV) Memmingen/Unterallgäu.

"Individuelle und personenzentrierte Hilfen“

Doktor Streber sieht die frühzeitige Sensibilisierung der jungen Generation für soziale Mitverantwortung, Wertschätzung des Alters und soziale Anerkennung und gesellschaftliche Aufwertung der Altenhilfeberufe als wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgaben Dr. Raimund Streber sieht eine frühzeitige Sensibilisierung der jungen Generation, mehr Wertschätzung des Alters und gesellschaftliche Aufwertung der Altenhilfeberufe als wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgaben.

Bei der Gründungsversammlung im Maximilian-Kolbe-Haus erläuterte der Sprecher des Arbeitskreises, Dr. Raimund Steber, die Hintergründe und Ziele des Netzwerkes, das alle Themen und Handlungsfelder der Altenhilfe integrativ aufgreifen und bearbeiten will. So sollen "individuelle und personenzentrierte Hilfen“ ermöglicht werden.

"Welche generationsübergreifenden und passgenauen Leistungsangebote sind erforderlich, um möglichst lange, möglichst gesund zu Hause selbstverantwortlich und selbstbestimmt leben zu können?", formulierte Dr. Steber die komplexe Aufgabe des Netzwerkes vor dem Hintergrund, dass jeder Vierte über 65 unter einer vorübergehenden oder chronischen psychiatrischen Erkrankung leidet.

Seelische Gesundheit im Alter gefährdeter

Im Fokus der Hilfen stehen darum ältere Menschen, die von psychischen Leiden wie Demenz, Depression oder auch Suchterkrankungen betroffen sind. "Seelische Gesundheit ist im Alter weitaus gefährdeter als in jüngeren Jahren", erläuterte Landrat Hans-Joachim Weirather in seinem Grußwort. Im Ruhestand fehlten strukturierte Tagesabläufe, die Sicherheit geben. Dazu kämen negative Erafhrungen wie die Einschränkung der Mobilität und Trauer über den Tod nahestehender Menschen: "Das alles macht das Leben ärmer und bringt die Psyche ins Wanken", so Weirather. Der Landrat brachte das Anliegen des Netzwerkes auf den Punkt: "Wir wollen nicht nur statistisch älter werden, sondern das Alter mit Lebensqualität erfüllen."

Ambulante Versorgung steht im Vordergrund

Nicht zuletzt in Hinblick darauf, dass sich bereits jetzt 30 Prozent der Rentner eine Heimunterbringung nicht leisten können und Fachkräfte Mangelware werden, steht die ambulante Versorgung im Vordergrund. Um effizienter wirken zu können und Kosten zu sparen, soll die gemeinsame Initiative der Akteure aus Landkreis, Bezirk und Stadt die Aktivitäten bündeln.

Sabine Wenng wie darauf hin, dass mehr barrierefreier Wohnraum geschaffen werden muss Sabine Wenng wies darauf hin, dass mehr barrierefreier Wohnraum geschaffen werden muss.

„In Bayern ist dieses Netzwerk 'Altenhilfe und seelische Gesundheit' einmalig“, erklärte Sabine Wenng von der bayerischen Koordinationsstelle „Wohnen im Alter“. In ihrem Vortrag erläuterte sie die Bedeutung des neuen Netzwerkes vor dem Hintergrund bereits existierender seniorenpolitischer Konzepte in Bayern. Angesichts der Tatsache, dass jeder fünfte in der Altersgruppe zwischen 60 und 90 an Demenz leide (das sind knapp 5.000 Menschen in Memmingen und im Landkreis Unterallgäu) bezeichnete Wenng das Netzwerk als „innovativ und notwendig“.

Die träger- und ressortübergreifende Zusammenarbeit ermögliche es, betroffenen Menschen „flexibel rasch und bedarfsorientiert“ zu helfen, so Wenng. Da Doppelangebote vermieden werden, würden zudem Gelder gespart, die für andere Projekte nutzbar gemacht werden könnten. Wenng betonte den prozesshaften Charakter des Netzwerkes als Grundlage für eine kreative und innovative Entwicklung neuer Angebote.

"Was brauchen ältere Menschen?"

Zentrales Gremium des Netzwerkes ist das zweimal jährlich stattfindende Plenum, ein offenes Diskussionsforum in dem sowohl Akteure, Arbeitskreise und -gruppen, Politiker als auch Betroffene und Angehörige sowie Ehrenamtliche eine Stimme bekommen. Hier sollen Ideen entwickelt werden. Im Mittelpunkt steht die Frage: "Was brauchen ältere Menschen?".

Ein Steuerungsgremium richtet die themenbezogenen Arbeitsgruppen ein und legt Tagesordnungspunkte fest. Zentrale Themenbereiche der AGs sind Pflege, Beratung und Betreuung, Wohnen, Kontakt und Tagesstrukturierung, ehrenamtliches Engagement, Betreuung und Pflege, ambulante häusliche Versorgung, Beratung sowie Prävention (bisher noch Stiefkind, so Steber), Behandlung und Rehabilitation. Aufgabe des Steuergremiums ist auch, Träger und Finanzierungsmodelle für die Umsetzung der Projekte zu suchen.

Musikalisch begleitet wurde die Gründungsversammlung von dem Trio „Blue Ball - Blues & Ballads“.

Info: Unter Telefon 08331/ 850 -448 oder 08261/ 995-493 können Betroffene und Angehörige in Stadt und Landkreis sich anonym zum Thema Demenz beraten lassen.

Der Wegweiser des Arbeitskreises Gerontopsychiatrie ist im Internet abrufbar unter www.unterallgäu.de/demenz.