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„Mit voller Kraft für meinen Wahlkreis“

Neuer Bundestagsabgeordneter Dr. Florian Dorn spricht über seinen Start in Berlin

veröffentlicht am 02.08.2025
Dr. Florian Dorn im Bundestag

Dr. Florian Dorn (CSU) im Bundestag. Foto: Deutscher Bundestag

Memmingen (ta). Nicht nur die Bundesregierung wurde am 23. Februar 2025 neu gewählt, auch ein neuer Wahlkreis wurde geschaffen. Direktkandidat und Wahlkreissieger der CSU ist Dr. Florian Dorn, promovierter Ökonom und bis zur Wahl beim ifo Institut, Institut für Wirtschaftsforschung, tätig. Was der neue Wahlkreis und die verkürzte Vorbereitungszeit für Herausforderungen mit sich brachten und wie die ersten Wochen im Amt waren, verriet uns Herr Dorn im persönlichen Gespräch.

Herr Dorn, was passierte direkt nach der Wahl?

Es ging auf einmal alles sehr schnell. Bereits am Wahlabend bekam ich die ersten Mails mit Bewerbungen für mein geplantes Büro in Berlin. Am Dienstag – zwei Tage nach der Wahl – saß ich bereits in meiner ersten Fraktionssitzung. Es folgten die IT-Ausstattung, die ersten Termine, das Beziehen des Übergangsbüros und ein Drei-Tage-Bootcamp, um die Geschäftsordnung des Bundestages sowie die Sicherheitsrichtlinien des BND (Bundesnachrichtendienst) zu verinnerlichen. Also sehr viel Info zu Beginn.

Das hört sich alles gut organisiert an, war es das auch?

(lacht) Ja und nein. Ehrlich gesagt hat man sich etwas in der Zeit zurückversetzt gefühlt. Alle reden über den Bürokratieabbau, der wird aber gefühlt in Berlin noch nicht gelebt. Obwohl man z. B. wusste, wie viele Abgeordnete kommen werden — und die Zahl hat sich ja auch noch um 105 Abgeordnete verringert — habe ich über drei Monate auf mein endgültiges Büro warten müssen. Anfangs sind wir mit dem Laptop auf dem Schoß zu mehreren in meinem Ein-Zimmer-Übergangsbüro gesessen. Manche Kollegen warten heute noch auf ihr Büro.

Das klingt ein bisschen abenteuerlich. Wie haben Sie sich organisiert? Durch den neuen Wahlkreis konnten Sie ja kein Büro von einem Vorgänger übernehmen und auch kein Personal.

Für mich war es wie ein politisches Start-Up. Mit einem neuen Wahlkreis und sehr kurzem Wahlkampf lag es an mir, Strukturen neu aufzubauen. Ich habe diesen Neustart als Chance gesehen: Es war mir wichtig, nicht nur ein Büro zu eröffnen und einfach jemanden einzustellen – nach dem Motto „Hauptsache, da sitzt jetzt jemand“, sondern ein funktionierendes Team zu entwickeln, das meine Werte teilt und motiviert ist, mit mir an diesen verantwortungsvollen Aufgaben zu arbeiten. Daher habe ich mir am Anfang auch trotz zahlreicher Bewerbungen etwas Zeit für die Mitarbeiterauswahl genommen. Entsprechend habe ich aber zu Beginn noch vieles selbst organisieren müssen, vom Postbotengang bis zur Einarbeitung in die vielen Abläufe der Bundestagsverwaltung – eben alles, was anfällt.

Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie aktuell und warum benötigt man diese im Bundestag überhaupt?

Ab dem 1. Juli habe ich ein Team von fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Eine Person davon arbeitet in meinem Wahlkreis vor Ort und vier in Berlin. Ohne diese Mitarbeiter läuft es nicht, sie sind essentiell, damit der Parlamentsbetrieb gut funktionieren kann. Sie erledigen wahnsinnig viel im Hintergrund Sie koordinieren Termine, bereiten Gespräche und Sitzungen vor und halten den Kontakt zu Bürgerinnen und Bürgern sowie zu Institutionen. Sie halten mir auch den Rücken frei, damit ich selbst inhaltlich an den Themen arbeiten kann – das ist mir sehr wichtig. In Sitzungswochen, also wenn die Abgeordneten im Bundestag arbeiten und debattieren, ist mein Terminkalender oft so voll, dass ich von morgens bis abends von einem Termin zum nächsten eile. Man ist dann stark fremdbestimmt – da ist ein gut organisiertes Team unverzichtbar.

Wie lange ist denn so ein Tag in Berlin als Abgeordneter?

Es gibt etwa zwei bis drei Sitzungswochen im Monat mit etwa 18 Arbeitsstunden täglich. Im September sind es sogar fast vier volle Wochen, da wir zusätzlich noch den Bundeshaushalt für das Jahr 2025 beraten und verabschieden müssen. Ein typischer Tag beginnt oft mit den ersten Terminen um 7 Uhr morgens und endet nicht selten nach Mitternacht. In dieser Zeit eilen wir von Sitzung zu Sitzung, halten Reden, diskutieren Anträge und Gesetzesentwürfe, sind in Abstimmungen aktiv. Aber auch Medienanfragen, Fachgespräche und Besuchergruppen gehören dazu.

Wenn man als Zuschauer die Reden sieht, ist der halbe Sitzungssaal verwaist, die andere Hälfte hängt am Handy. Wie beurteilen Sie diese Außenwirkung?

Die Außenwirkung solcher Plenarszenen bei den Reden ist sicher unglücklich. Hier fehlt es an Aufklärung, warum das so ist. Man muss wissen, dass der Bundestag in erster Linie ein Arbeitsparlament ist, also die Arbeit für die verschiedenen Ausschüsse, Arbeitsgruppen oder zur Redevorbereitung meist parallel zur Plenumssitzung statt- findet. Das heißt, dass ein Teil der Politiker an anderer Stelle im Einsatz ist. Die Reden im Plenum sorgen für Transparenz und machen die Arbeitsergebnisse sichtbar und nachvollziehbar, für Medien und die Öffentlichkeit. Dass so viele Politiker am Handy zu sehen sind ist (meistens) auch Teil der Arbeit. Wir werden so über aktuelle Entwicklungen und Folgetermine auf dem Laufenden gehalten. Oft müssen wir das Handy schlicht zum Arbeiten nutzen – z. B. Texte lesen, bearbeiten, freigeben. Laptops sind bei uns aktuell innerhalb des Plenums noch verboten. Ich denke, wir müssen als Mitglieder des Parlaments noch besser erklären, wie unser Arbeitsalltag aussieht, damit solche Bilder nicht in die Irre führen.

In welchen Ausschüssen sind Sie selbst aktiv?

Ich bin ordentliches Mitglied im Finanzausschuss und im Verteidigungsausschuss und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales, weiter bin ich im Ausschuss für Forschung, Technologie, Raumfahrt und Technikfolgenabschätzung aktiv sowie im Ausschuss für Digitales und Staatsmodernisierung. Dank meiner bisherigen Arbeit als Volkswirt und Wirtschaftsforscher bin ich glücklicherweise in vielen inhaltlichen Themen tief drin und versuche hier mit guter Arbeit mitzuwirken, damit wir schnell die drängenden Themen anpacken können und einen Aufschwung im Land bekommen.

Haben Sie das Gefühl, als einzelner in Berlin etwas bewirken zu können?

(Überlegt) Ja, das denke ich schon. Ich persönlich möchte nicht nur mitlaufen, sondern aktiv mitgestalten und etwas bewirken. Aber das ist kein Selbstläufer. Dafür braucht es Ausdauer, Überzeugungskraft und einen klaren inneren Kompass. Mein Wunsch für mich selbst ist, diesen Willen zu bewahren und voller Kraft für meinen Wahlkreis einzustehen und für die richtige Politik zu kämpfen.

Wenn es etwas gäbe, das Sie verändern könnten, was wäre das?

Dass sich Arbeit und Leistung in diesem Land wieder spürbar mehr lohnen und wir die Weichen dafür stellen, den Wohlstand und unsere Freiheit auch für die nächsten Generationen zu sichern.