
Memmingen (dl). Das Kulturzentrum Kaminwerk bietet auch in diesem Jahr wieder Filmtage an. An vier aufeinanderfolgenden Tagen, von Dienstag, 19., bis Freitag, 22. Januar, sind die Filme „Traumland“ (19. Januar), „The Green Prince“ (20. Januar), „Sehnsucht nach Paris“ (21. Januar) und „Den Menschen so fern“ (22. Januar) zu sehen. Dabei handelt es sich ausnahmslos um Filme, die in den hiesigen Kinos nicht liefen.
Vier Filme an vier Tagen. Das Kaminwerk hat sich wieder einiges vorgenommen. Man war wieder in zahlreichen Programmkinos der Republik unterwegs und hat wieder tolle Streifen ausgesucht, die in den großen Kinokomplexen trotz überragender Qualität keinen Platz gefunden haben. Los geht es mit einem Film über das Schicksal einer jungen Prostituierten.

„Traumland“ - Dienstag, 19. Januar
„Die Prostituierte ist ein blutiges Opfer auf dem Altar der Monogamie“, sagt in „Traumland“ ein älterer Herr und führt auch die Quelle an: Schopenhauer. Wie gemeißelt sticht dieser Satz aus dem Drehbuch zu „Traumland“ hervor. Autorin und Regisseurin Petra Volpe schafft einen berührenden Film mit dem Schicksal einer jungen Prostituierten im Mittelpunkt. „Traumland“ wirkt wie ein moralistisches Lehrstück à la Bertolt Brecht über die Schlechtigkeit der bürgerlichen Welt. Ein Film, der tief unter die Haut geht.
„The Green Prince“ - Mittwoch, 20. Januar
Das Thema der Dokumentation „The Green Prince“ könnte locker den Stoff für einen Agentenfilm aus Hollywood hergeben. In „The Green Prince“ erzählt Regissur Nadav Schirman („No Place On Earth“) die wahre Geschichte des Palästinensers Mosab Hassan Yousef, der zehn Jahre lang für den israelischen Geheimdienst Schin Bet arbeitete – und das als Sohn des Hamas-Mitbegründers Scheich Hassan Yousef. Schirman rekapituliert dieses Kapitel des Nahostkonflikts vor allem über Interviews mit Mosab Hassan Yousef und seinem israelischen Führungsoffizier. Er konzentriert sich dabei voll auf seine Protagonisten und ihre Äußerungen, ohne einen formalen Gestaltungswillen erkennen zu lassen. Faszinierender und packender Einblick in die Welt der Geheimdienste.
„Sehnsucht nach Paris“ - Donnerstag, 21. Januar

Prasselndes Kaminfeuer, frische Luft und duftendes Heu – das romantisch verklärte Bild vom wunderbaren Landleben hat wenig zu tun mit der Realität, die mit anstrengend langen Tagen, unorthodoxen Arbeitszeiten und einem meist eintönigen Alltag einhergeht. So sehnt sich auch die Protagonistin in Marc Fitoussis Tragikomödie „Sehnsucht nach Paris“ nach etwas mehr Abwechslung (und nach ehelicher Aufmerksamkeit). Sie nutzt einen Vorwand, um den heimischen Rinderhof und den besorgten Ehemann einmal für ein paar Tage hinter sich zu lassen und begibt sich in die Stadt der Liebe. Unaufgeregt und einfühlsam begleitet der Regisseur die Protagonistin auf diesem Paris-Ausflug, der zu einer Reise der Selbstvergewisserung wird.
„Den Menschen so fern“ - Freitag, 22. Januar
Daru (Viggo Mortensen), der früher in der französischen Armee diente, soll den Bauern Mohamed (Reda Kateb) zur nächsten Polizeistation zu bringen – dem Mann wird vorgeworfen, ein Dissident und Mörder zu sein, ihm droht die Hinrichtung. Gemeinsam schlagen sich Daru und Mohamed durch das Gebirge, mitten im eisigen Winter, während Reiter und Dorfbewohner sie verfolgen, Blutrache im Sinn. Langsam beginnen die flüchtenden Männer, Verständnis füreinander zu entwickeln. Der französische Regisseur David Oelhoffens übersetzt die existenzphilosophische Fragestellung einer Kurzgeschichte von Albert Camus souverän in einen hochästhetischen Genrefilm mit grandiosen Bildern, perfektem erzählerischen Timing und einem erlesenen von Viggo Mortensen angeführten Darstellerensemble.
Die Filme im Kaminwerk beginnen jeweils um 20 Uhr. Ab 19 Uhr gibt es kulinarische Highlights, die den jeweiligen Filmen angepasst sind.
Wer alle Filme anschaut, bekommt beim letzten Film freien Eintritt und spart sich so sechs Euro. Schüler und Studenten zahlen keinen Eintritt. Mehr Infos unter www.kaminwerk.de.