
Memmingen (as). Die Gründer und Betreiber Thomas Kästle, Matthias Ressler und Rainer Schneider wollen im Sommer 2014 die Reißleine ziehen. Mit den bestehenden Konditionen sind sie nicht einverstanden und jahrelange Bemühungen, sich mit der Stadtverwaltung auf eine neue Basis zu einigen, sind gescheitert. Jetzt hat das Vorstands-Trio einen Arbeitskreis initiiert, dem fünf Stadträte angehören. Das Ergebnis der ersten Tagung ist ein „Antrag zur Zukunftssicherung des Kaminwerks“.
Dass das Projekt „Kaminwerk“ so erfolgreich werden würde, hätten wohl nur die engagierten Gründer bei der Eröffnung vor acht Jahren zu prognostizieren gewagt: Gegründet als kleiner Verein mit dem Ziel, ein attraktives Kulturzentrum v. a. für junge Leute zu schaffen, hat sich das Kaminwerk mit einer halben Million Umsatz und 45.000 Besuchern im Jahr längst zu einem mittelständischen Unternehmen entwickelt.
„Das Kaminwerk ist ein professioneller Betrieb, kein großes Jugendhaus mehr“, so Matthias Ressler. Dennoch, oder gerade deswegen: Die Gründer und Betreiber Thomas Kästle, Matthias Ressler und Rainer Schneider wollen im Sommer aufhören. Hauptgrund: 1.500 Euro versteuerungspflichtiges Honorar für 40 bis 50 Wochenstunden wöchentlichen Einsatzes sei keine Basis für ein langjähriges Engagement. Außerdem sind Modernisierungen fällig, die das Kaminwerk aus eigenem Budget nicht leisten kann.
Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger kann das Problem nicht so recht nachvollziehen: „Das Kaminwerk ist keine städtischen Einrichtung. Der Vertrag fußt auf der Basis, dass es sich um eine ehrenamtliche, freie, selbstbestimmte Organisation handelt - wie das PiK zum Beispiel“, erklärt das Stadtoberhaupt auf Nachfrage der LOKALEN. "Die Stadt hat die Industriehalle für eine Million Euro hergerichtet und einem privaten Kulturverein mietfrei zur Verfügung gestellt - in eigener Verantwortung. "
Thomas Kästle kennt das Argument, aber: „Seit Gründung 2005 hat sich viel verändert, wir müssen eine neue Grundlage schaffen!“ „Wir haben jetzt acht Jahre lang ein Modell aufgezeigt", erklärt Ressler, „Der Bedarf ist da, doch der Aufwand der nötig ist, das Kaminwerk zu leiten, sprengt die Dimension des Ehrenamtes bei weitem." -
Jahrelang sei man mit konstruktiven Vorschlägen auf den OB zugegangen, habe aber nur Ignoranz geerntet. „Jetzt haben wir die Nase voll, irgendwann knallt’s halt“, erklärt Ressler. „Dabei geht es nicht um uns als Personen, der Laden muss so aufgestellt werden, dass er auch ohne uns läuft“, betont Kästle.
Einen Überschuss erwirtschaftet der Verein nicht: Der Umsatz in Höhe von 460.000 Euro im Jahr fließt komplett wieder in Unterhalt des Kaminwerks zurück - ein Nullsummenspiel also.
Was nötig ist, damit das Kaminwerk eine gesicherte Zukunft hat, soll jetzt ein Arbeitskreis, ausloten, bestehend aus den StadträtInnen Petra Beer (SPD), Professor Josef Schwarz (CSU), Alexander Abt (ÖDP), Herbert Diefenthaler (Grüne) und Manfred Bretzel (Freie Wähler). Der AK hat eine unabhängige Studie beantragt: Ein Gutachten soll zeigen, was das Kaminwerk für die Stadt Memmingen leistet.
Zu klären ist auch die rechtliche Basis: Soll das Kaminwerk weiter als Verein aktiv sein? Zu erörtern ist außerdem, wie der künftige Betrieb aussehen soll und wie viel die Stadt in die Ausstattung investieren will. "Man bräuchte außerdem einen Vergleich, wie Häuser in der Größenordnung in anderen Städten betrieben werden“, erklärt Ressler.