
Memmingen (sfü): Im Dezember 1975 wurde der Ausländerbeirat gegründet und Memmingen war somit, neben München, die einzige Stadt in Bayern, die ihren ausländischen Mitbürgern ein Forum bot, um ihre Interessen zu vertreten. Im Ratssaal des Memminger Rathauses wurden nun 40 Jahre erfolgreiche und zukunftsweisende Arbeit des Ausländerbeirates gefeiert.
Zentraler Punkt des Abends war ein Podiumsgespräch über das bisher Erreichte und künftige Herausforderungen des Ausländerbeirates. Unter der Moderation von Katrina Dibah-Lavorante, Soziologin und Projektmanagerin bei „Soziale Stadt West“, tauschten sich Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger, Gerd Böhler als langjähriger Geschäftsführer des Ausländerbeirates, dessen Vorsitzender Commendante Antonino Tortorici und Djavid Abbassi, ein Asylbewerber aus Afghanistan, über Schwierigkeiten und Möglichkeiten in der Migrations- und Integrationsarbeit aus.
Anfangs nur eine Vision
„Der Ausländerbeirat war eine Vision. Wir hätten nie gedacht, dass sich alles so entwickeln würde“, erinnerte sich Gerd Böhler an die Anfänge des Gremiums. Entstanden aus einer Hausaufgabenhilfe für Ausländerkinder, etablierte sich der Beirat schnell in der politischen Landschaft Memmingens; sein Aufgabenspektrum hat sich dabei in 40 Jahren stets erweitert und gewandelt.
„Früher kamen Gastarbeiter nach Deutschland mit einem Arbeitsvertrag in der Tasche und der Absicht, nach ein paar Jahren wieder in ihre Heimat zurückzukehren“, erzählte Antonino Tortorici. „Wir haben hier bei Behördengängen geholfen, Dolmetscher organisiert und bei der Wohnungssuche unterstützt. Heute ist die Situation anders. Manche Ausländer von damals sind heute selbst Arbeitgeber, gut ausgebildet und integriert. Andere kommen hier her, auf der Suche nach Arbeit.“
480 Asylbewerber derzeit in Memmingen
Eine weitere, neue Herausforderung für die Stadt und den Beirat stellt die gegenwärtige Flüchtlingssituation dar. 480 Asylbewerber sind derzeit in Memmingen untergebracht, eine Zahl, die laut Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger bis zum Jahresende noch steigen wird. Diese Menschen gelte es zu integrieren.
„Die Arbeit des Ausländerbeirats hat bewiesen, dass solche Aufgaben zu bewältigen sind, wenn der Wille da ist und der Dialog zwischen allen Beteiligten funktioniert“, so das Stadtoberhaupt. Als Repräsentant dieser 480 Menschen ergänzte Djavid Abbassi die Gesprächsrunde. Der 27-jährige Afghane aus dem Nord-Osten Afghanistans ist seit 15 Monaten in Deutschland. In bemerkenswert gutem Deutsch sprach er über seine Hoffnung, hier eine Ausbildung zum Fachinformatiker zu absolvieren und in Sicherheit und Frieden ein normales Leben leben zu können.
In seiner abschließenden Rede dankte Tortorici allen Unterstützern des Ausländerbeirates. Insbesondere hob er das Engagement der langjährigen, 2007 verstorbenen, Vorsitzenden Gertraude Woller hervor. Auch in Zukunft will der Beirat sich aktiv für die Interessen ausländischer Mitbürger stark machen. So ist beispielsweise das kommunale Wahlrecht für Mitbürger/innen aus sogenannten Drittstaaten ein wichtiger Punkt auf der Agenda.
Musikalisch begleitet wurde die Feier vom Gitarrenduo Juan Moya und Fernando Bentiviglio.