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„Wir lassen unheilbar kranke Kinder und ihre Familien nicht allein“ - Gesundheitsministerin Huml besucht Kinderhospiz

veröffentlicht am 06.08.2014

 im Fahnengarten  Hausleiterin Anita Grimm Hausleiterin Anita Grimm im Gespräch mit dem Landtagsabgeordeten Klaus Holetschek und Gesundheitsministerin Melanie Huml im Fahnengarten. Fotos: Waltl-Jensen/Kinderhospiz St. Nikolaus

Bad Grönenbach (as). Viel guten Willen brachte sie mit bei ihrem ersten Besuch des Kinderhospizes Bad Grönenbach: Melanie Huml, seit Oktober 2013 Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, sprach mit betroffenen Eltern auf dem Gelände des Hospiz, das Familien mit unheilbar und lebensverkürzt erkrankten Kindern betreut. Beim anschließenden Pressegespräch drehte sich das Gespräch allerdings um die konkrete Unterstützung, die der Freistaat für die Kinderhopizarbeit bereithält.

Tief beeindruckt zeigte sich Huml „von dem, was hier geleistet und gelebt wird“. Die Ministerin tritt für einen offeneren Umgang mit dem Sterben ein: „Der Tod darf kein Tabuthema sein, sondern muss als Teil des Lebens begriffen werden - auch bei Kindern.“

BU Michelle mit Krankenschwester Martina Lechner. Ministerin Huml mit Patientin Michelle und Krankenschwester Martina Lechner.

Die Hospizarbeit brauche mehr Beachtung, so die Ministerin, die vor ihrer Politik-Karriere als Ärztin tätig war. In Bayern sterben jährlich 600 Kinder und Jugendliche an unheilbaren Erkrankung. Um die enorme Belastung der Betroffenen zu verringern, setze man auf den weiteren Ausbau der Kinder- und Jugendhospizarbeit, lässt Huml verlauten. „Wir lassen unheilbar kranke Kinder und ihre Familien nicht allein.“

Auf die Frage, warum das Ministerium dann verhältnismäßig wenig Mittel bereitstelle, antwortete Huml, es sei vorgesehen, dass 95 Prozent der jährlichen Kosten über die Kranken- und Pflegekasse abgedeckt würden und lediglich fünf Prozent über Spenden.

Marlies Breher, Vorstandvorsitzende Kinderhospiz im Allgäu, und Geschäftsführerin Sabine Colberg und stellen jedoch klar, dass die Kostenverhältnisse in Sankt Nikolaus andere sind: "Für den Gesamthaushalt 2014 brauchen wir 1,6 Millionen Euro. Davon finanziert der Förderverein eine Million Euro mit Hilfe von Spendengelder. 80 Prozent hiervon wiederum fallen für Personal- und Honorarkosten an." (Das Haus hat 55 Mitarbeiter auf 28 Vollzeitstellen – darunter Pflegekräfte, Psychologen und Psychotherapeuten, Heilerziehungspfleger und ehrenamtliche Helfer.)

Das Kinderhospiz finanziert sich zu 70 Prozent aus Spendengeldern

Zu 70 Prozent müsse sich das Hospiz selber tragen durch Spenden aus der Region - lediglich 30 der von Huml avisierten 95 Prozent würden durch die Kranken- und Pflegekassen beigesteuert, erklärte Colberg. So würden die Aufenthalte der Eltern und Geschwisterkinder komplett durch den Förderverein Kinderhospiz im Allgäu und die Süddeutsche Kinderhospiz-Stiftung finanziert.

„Die Diskrepanz entsteht, weil unklar ist, welche Kosten zuschussfähig sind und welche nicht“, erläuterte Colberg. „Solange dies auf Bundesebene nicht geklärt ist, muss man verhandeln.“

Die Ministerin sieht vor allem die Krankenkassen in der Verantwortung

Marlies Breher, Vorstandsvorsitzende des Vereins Kinderhospiz im Allgäu Marlies Breher, Vorstandsvorsitzende des Vereins Kinderhospiz im Allgäu, bedankt sich für den Besuch der Ministerin. Foto: privat

„Jedes Jahr eine Millionen hereinzuholen, ist immense Arbeit“, meinte Vorstand Dr. med. Georg Fröhlich. Er betonte, dass man keineswegs außertarifliche Gehälter zahle. „Es wird gespart, wo es nur geht.“

Die Ministerin sieht hier eher die Kassen in der Verantwortung: „Wir müssen schauen, dass die Krankenkassensätze sich ein Stück weit nach oben bewegen“, meinte Melanie Huml. Die Einrichtung St. Nikolaus sei einzigartig in Bayern und darum schwer zu kalkulieren. Zudem fehlen die Erfahrungs-werte, denn es handele sich bei der Kinderhospizarbeit um einen noch jungen Bereich.

St. Nikolaus in Bad Grönenbach, 2007 eröffnet, ist das einzige stationäre Kinderhospiz in Süddeutschland. Neben acht behindertengerecht ausgestatteten Zimmern finden in der Anlauf- und Erholungsstätte für Familien mit unheilbar erkrankten Kindern auch deren Eltern und Geschwister Raum. Das Haus begleitet die Familie von der ärztlichen Diagnose ab bis in die Sterbephase hinein und über den Tod des erkrankten Kindes hinaus. Oft zieht solch ein Betreuungsprozess sich über viele Jahre hin. Davon zahlt die Kasse 28 Tage....