
Memmingen (as). Vor zehn Jahren wurde die soziale Grundsicherung „Hartz IV“ eingeführt. Anlässlich dieses Jubiläums zogen Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger und Peter Litzka, Leiter der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen, eine sehr erfreuliche Bilanz: Das Jobcenter Memmingen, ehemals ARGE, kann eine der höchsten Erfolgsquoten bundesweit vorweisen bei der Integration von Menschen in Arbeit.
Das Modell der Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und Agentur für Arbeit habe sich bewährt, erklärten Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger und Peter Litzka, Leiter der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen, übereinstimmend. Von den heute 27 Mitarbeitern des Jobcenters gehören 16 der Agentur für Arbeit, neun der Kommune an. Zusätzlich sind in dem Jobcenter, das vom Dr.-Bernd-Platz im Juli letzten Jahres in die Lindentorstraße 22 zog, zwei Mitarbeiter der Telekom beschäftigt.
Intensivere und individuellere Betreuung
Durch den intensiven Kontakt könne man besser "aus einer Hand" arbeiten, was nicht nur in punkto Organisation von Vorteil ist: Bezieher des Arbeitslosengeldes II (ALG 2), also Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, könnten intensiver und individueller betreut, Vermittlungshemmnisse abgebaut werden. "Wir haben ein großes Netzwerk entwickelt, um die verschiedenen Baustellen die einer Arbeitsaufnahme behindern abzubauen", erklärt Norbert Schreff, Geschäftsführer des Jobcenters Memmingen. So könne man zum Beispiel für einen Klienten, der Schulden habe oder eine Suchtproblematik mit den entsprechenden städtischen Stellen zusammenarbeiten oder einer allein erziehenden Mutter helfen, eine Kinderbetreuung zu organisieren.
"Gerade für junge Leute hat sich sehr viel getan"
Etwa ein Drittel der am Anfang eines Jahres gemeldeten Arbeitslosen finden im Laufe des Jahres einen Job. "Gerade für junge Leute hat sich sehr viel getan", so Litzka, in der Altersgruppe zwischen 15 und 25 beziehen derzeit lediglich 33 die Grundsicherung. "Wir bleiben bei jedem einzelnen dran", erklärt der Arbeitsagenturleiter, Jugendliche müssen sich alle vier Wochen bei ihrem Arbeitsvermittler bzw. Fallmanager einfinden.
Der Erfolg in Zahlen: Bei der Zusammenführung von Sozial- und Arbeitslosenhilfe im Sozialgesetzbuch II zu Beginn des Jahres 2005 übernahm die damalige ARGE die Grundsicherung für 963 arbeitslose Menschen. Diese Anzahl sei in den ersten Jahren kontinuierlich zurückgegangen bis zum Tiefststand von 446 Hatz IV Empfängern im Jahr 2008. Seitdem ist die Kurve, abgesehen von einem überschaubaren Einbruch durch die Wirtschaftskrise, in den Jahren 2009 und 2010 weitestgehend konstant geblieben.
2014 bezogen 440 Arbeitslose in der Stadt Memmingen "Harz IV", der Großteil von ihnen ist zwischen 25 und 55 Jahre alt. Der Regelsatz beträgt derzeit 399 Euro für einen alleinstehenden bzw. alleinerziehenden Erwachsenen, ein (Ehe-)paar erhält 720 Euro im Monat.
1.318 Menschen in Memmingen leben von sozialer Grundsicherung
Derzeit müssen insgesamt 1.318 Personen in "Bedarfsgemeinschaften" (siehe Info) von der sozialen Grundsicherung leben. Im Jahr 2005 waren es 2.363 Menschen. Entsprechend positiv haben sich auch die Ausgaben für das ALG 2 entwickelt. Sie sanken von knapp 5,5 Millionen Euro im Jahr 2005 auf knapp 3,3 Millionen Euro im letzten Jahr .
Info: Beim Arbeitslosengeld II handelt sich um die Grundsicherungsleistung für „arbeitssuchende, erwerbsfähige bedürftige Personen“ auf der Grundlage des SGB II (2. Buch Sozialgesetzbuch). Die soziale Grundsicherung steht auch den Angehörigen eines erwerbsfähigen Leistungsberechtigten zu, also dem Ehe- oder Lebenspartner und den Kindern. Sie alle sind Mitglieder einer so genannten „Bedarfsgemeinschaft“.