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Minimal-invasive Eingriffe ersetzen große OPs - Neuer Chefarzt der Kardiologie erläutert Neuerungen der Herzmedizin

veröffentlicht am 12.11.2013

Der Vortrag von Professor May Das Interesse der Besucher am Vortrag von Professor May bei Eröffnung der Gesundheitstage war groß. Fotos: A. Marx

Memmingen (as). In seinem gespannt erwarteten Eröffnungsvortrag zum Auftakt der Gesundheitsmesse zeigte der neue Chefarzt der Kardiologie am Klinikum Memmingen, Professor Dr. May, die Entwicklung der Herzchirurgie seit 1960 (erste Bypass-Operation) auf. Anhand von Bildern und Diagrammen stellte May dem gespannt lauschenden Publikum im kleinen Saal der Stadthalle neue Medikamente und minimal-invasive Therapiemaßnahmen mittels Herzkatheter vor, welche die Kardiologie in den letzten Jahren revolutioniert haben.

Das Kardiovaskuläre (Herz/Kreislauf-)System sei zwar nach wie vor Todesurache Nr. 1 in Deutschland, doch habe die Sterberate in den letzten 50 Jahren dank rasanter Entwicklungen in der Kardiologie erheblich gesenkt werden können, erläuterte der 45-jährige Kardiologe und Wissenschaftler.

Diese Abbilsung veranschulicht die Entwicklugn der STents Diese Abbildung veranschaulicht die Entwicklung der Stents.  Ein Stent ist ein dehnbares Röhrchen, das die Arterie stützt.

Ein aktueller Meilenstein auf dem Gebiet der koronaren Herzkrankheit (Herzkranzgefäße)  ist das erste Modell eines bioresorbierbaren, also selbst auflösenden, Stents aus Milchsäure (statt, wie bisher, aus Metall) der innerhalb von zwei Jahren im Körper abgebaut wird. Der Katheter-Zugang über das Handgelenk verkürzt die Regeneration und damit den Krankenhausaufenthalt.

Häufigster Herzklappenfehler in Europa und Nordamerika ist die, meist altersbedingte, Verengung der Aortenklappe („Aortenklappenstenose“). Erstaunt verfolgten die Zuhörer, wie bislang inoperable Patienten mit komplexem Herzklappenfehler nun über einen Zugang des Katheters an der Leistenarterie erfolgreich behandelt werden können – in Lokalanästhesie, also bei vollem Bewusstsein. Dieser "kathetergeführte Aortenklappenersatz" zählt zu den großen Innovationen in der Herzmedizin. "Eine solche Prozedur kann große Herzoperationen mit Herz-Lungen-Maschine ersetzen", erklärte Prof. May, der in Erlangen, München und den USA Medizin studierte.

Kathetergestützter Der kathetergestützte Aortenklappenersatz - das Metallgeflecht fixiert die Klappenprothese.

Minimal-invasiv nennt man einen operativen Eingriff mit kleinster Verletzung von Haut und Weichteilen. Beim "kathetergeführten Aortenklappen-ersatz" wird die neue, auf einem sog. Stent (Metallgeflecht) fixierte biologische Klappenprothese mit Hilfe eines Katheters (Röhrchen, dünner Schlauch) über eine Leistenschlagader, also "transfemoral", bis zum schlagenden Herzen vorgebracht und dort entfaltet. Da Langzeiterfahrungen mit katheterimplan-tierbaren Klappenprothesen fehlen,  kommt dieses Verfahren gegenwärtig nur für Patienten infrage, bei denen operative Herzklappeneingriffe nicht bzw. nur mit sehr hohem Risiko durchgeführt werden können.

Außerdem ging Professor May auf zwei Volkskrankheiten ein: Bluthochdruck und Vorhofflimmern. Er erläuterte, dass man auch die 14 Prozent der Patienten, deren Blutdruck durch Medikamente nicht gesenkt werden könne, therapieren könne, indem  die sympathischen Nervenfasern der Niere mittels Radiofrequenzablation gezielt verödet werden.

Als neue gerinnungshemmende Medikamentengruppe gegen das Vorhofflimmern, das zum Schlaganfall führen kann, stellte May "Neue orale Anti Koagulantien (NOAK)" vor, die Macumar ablösen. Die NOAK wirken schneller und haben weniger Nebenwirkungen.