41 Millionen für neues Bad - „eine erschreckende Zahl“

Entscheidung über Bau des Kombibads fällt erst im Herbst

veröffentlicht am 10.07.2019

Die Grafik der Asböck Architekten GmbH zeigt die Ansicht des eventuellen neuen Kombibades von Süden und Osten aus.

Memmingen (as). Wie bereits berichtet, entscheidet der Stadtrat erst im Herbst endgültig darüber, ob das kürzlich im Rathaus vorgestellte neue kombinierte Hallen- und Freibad realisiert werden soll. Angesichts der nun vorgelegten Kosten von über 41 Millionen Euro ist auch eine Sanierung der beiden jetzigen Memminger Bäder wieder im Gespräch.

Der präsentierte Vorentwurf sei das Ergebnis der Wünsche und Anregungen des Bäderausschusses, erklärte Architekt Bernhard Asböck. „Das ist die Maximalvariante. Natürlich können wir Abstriche machen, doch müssen Sie mir sagen, in welchem Bereich.“

2.513 Quadratmetern Wasserfläche

Tatsächlich entspricht der Entwurf dem gewünschten „Bad für alle“ und fand dementsprechend Anklang - sowohl bei den sozial- und familien- als auch bei den eher sportlich orientierten Stadträten. Die insgesamt zehn Wasserbecken mit einer Gesamtfläche von 2.513 Quadratmetern Wasserfläche beinhalten unter anderem ein 25-Meter-Becken der Wettkampfkategorie B in der Halle, ein Lehr- und Nichtschwimmer- sowie ein Kinderbecken.

Im Außenbereich befindet sich ein 50-Meter-Becken mit acht Bahnen zur Sommernutzung, ein Freizeit- sowie ein Kleinkinder und Nichtschwimmerbecken.

Ausgestattet ist das Bad mit allen Features moderner Kombibäder. Neben ausreichenden Liegeflächen, Aufenthaltszonen und Gastronomie ist Richtung Stadtbach ein großer Saunabereich mit Wellness- und Kosmetikangeboten geplant. Der Außenbereich im Obergeschoss ist als Dachterrasse mit Anbindung an den Garten konzipiert. Eine Ruhegalerie, die im Obergeschoss an drei Seiten um das Schwimmerbecken herumführt, ist bei Wettkampfkämpfen auch als Tribüne nutzbar.

Verglichen mit dem im Dezember letzten Jahres vorgestellten Entwurf hat sich die Beckenanordnung verändert, das Lehr- und Nichtschwimmerbecken vergrößert. Die Rutsche liegt nun außerhalb des Aufenthaltsbereich und ist auch von außen erreichbar. Ein zentrales Treppenhaus mit Aufzug verbindet barrierefrei alle Stockwerke.

Auch die technische Ausstattung wurde ausführlich vorgestellt. Sie beinhaltet eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und umfangreiche Sicherheitstechnik. "Alle technischen Installationen sind auf Energieoptimierung ausgelegt, um die Folgekosten möglichst gering zu halten", erklärten die Ingenieure der IGP GmbH.

Den Besuchern stehen im neuen Konzept 160 Pkw-Parkplätze und 185 Fahrradstellplätze zur Verfügung, vom ÖPNV werde das Schwimmbad über die Kastanienallee angefahren.

Das dicke Ende kam dann zum Schluss, als die mit über 41 Millionen doch recht stattlichen Gesamtkosten genannt wurden. „Eine erschreckende Zahl“, so Stadtkämmerer Jürgen Hindemith. Noch vor sechs Monaten ging man von etwa 34 Millionen Euro Gesamtkosten aus.

Weitere Beratungen nötig

Nach einer recht hitzigen Debatte entschied sich die Mehrheit des Stadtrates dafür, noch keinen sofortigen Beschluss zu fällen (die CSU drängte auf eine Entscheidung), sondern zunächst in den einzelnen Fraktionen über alle Optionen zu beraten.

Nägel mit Köpfen werden dann in der ersten Plenumssitzung nach der Sommerpause, voraussichtlich im Oktober, gemacht. Bis dahin sollen vor allem weitere Finanzierungsmöglichkeiten gesucht und geprüft werden. „Die Finanzierung muss mit dem Freistaat geklärt werden“, so Oberbürgermeister Manfred Schilder der die Stadträt/innen außerdem um „kreative Ideen“ bat. Nicht glücklich zeigte er sich angesichts der Aussicht, vom bisherigen Weg der Entschuldung der Stadt abzuweichen und eine Neuverschuldung in Kauf zu nehmen.

Sanierung von Hallen- und Freibad wird geprüft

Zur Debatte steht auch nach wie vor eine Sanierung des jetzigen Hallen- und Freibads, die, nicht ganz aktuellen Schätzungen zufolge, bei mindestens 15 Millionen Euro läge. Die Stadtverwaltung wurde beauftragt, bis zur Plenumssitzung im Oktober eine genauere Schätzung vorzulegen.

Unklar sind auch die Folgekosten des Badbetriebes. Hier wurde Architekt Asböck gebeten, genauere Zahlen zu präsentieren. Es muss auch beraten werden, inwiefern ein Teil der Folgekosten mit den Eintrittspreisen wieder hereingeholt werden kann, Diese sollen einerseits sozialverträglich sein, aber auch kein Defizit in die Kasse spülen.

Was noch zu verbessern wäre ...

Es entspann sich eine Diskussion über verschiedene Aspekte, die nach Ansicht einiger Stadträte im neuen Entwurf nicht ausreichend berücksichtigt wurden. So fragte Verena Gotzes (SPD), ob der durch die baldige Schließung des Bewegungsbades im Klinikum verwaiste Rehasport im neuen Lehrschwimmbecken eine neue Heimat finden könnte. Dies sei derzeit nicht geplant, wäre aber mit einem Aufpreis von 150.000 Euro realisierbar, antwortete der Architekt.

Wolfgang Courage (CRB) fokussierte den Energieaspekt und regte an, über eine Wasserwärmepumpe nachzudenken. Eine PV-Anlage sei zu wenig an regenerativer Nutzung für ein zeitgemäßes Bad.

Helmut Barth (CRB) forderte ein gesondertes Lehrschwimmbecken für die Schulen, das nicht nur provisorisch durch eine Leine vom Nichtschwimmerbecken abgetrennt ist, um bessere Voraussetzungen für den Unterricht zu gewährleisten. Das 34 Grad warme Außenbecken kritisierte er als "Heizkostenfresser", während Asböck einwandte, dass ein solches Außenbecken Standard und ein wichtiger Baustein für die Attraktivität eines Bades sei.

"Wir diskutieren schon viel zu lange", unterbrach Oberbürgermeister Manfred Schilder schließlich die Erwägung weiterer Details. "Und wir fangen jetzt nicht noch einmal von vorne an", sagte er unter Applaus der Zuhörer im Foyer.

In unserer Galerie sehen Sie einige der vorgestellten Entwürfe. Grafiken: Asböck Architekten GmbH