Memmingen (dl). Am 31. Dezember beendet der Memminger Stadtrat und Architekt Dipl. Ing. Helmut Börner nach
genau 50 Jahren seine freiberufliche Tätigkeit als Architekt. Am 1. Januar 1969
eröffneten die beiden Regierungsbaumeister und Architekten Karl Heinz Pasman
und Helmut Börner ihr Büro in der Kramerstraße. Bereits im Laufe der ersten
Jahre haben sie, meist nach Architektenwettbewerben, das Bild der Stadt
Memmingen wesentlich beeinflusst.
Zu erwähnen sind aus dieser Zeit das Bürgerstift an der Steinbogenstraße, das in zwei Bauabschnitten gebaut wurde, das Berufsbildende Schulzentrum BBZ „Jakob-Kühner“ in Gemeinschaft mit Architekt Lorenz, das VR-Bank-Gebäude an der Bodenseestraße, die „Johann-Bierwirth“-Schule in Arbeitsgemeinschaft mit Architekt Ecks und das Gebäude der AOK an der Hopfenstraße.
Daneben wurden viele Direktaufträge abgewickelt, unter anderem die Sanierung und Erweiterung des Gebäudes „Zum Storchennest“ (heute Woolworth), die Erweiterung der Sparkasse am St.-Josephs-Kirchplatz, Industriehallen für die Firma Messgerätebau (Rohde + Schwarz) und später 1999 für die gleiche Firma ein Verwaltungsgebäude und das Betriebsrestaurant.
Im sozialen Bereich folgten das Wohnheim für Menschen mit Behinderung an der Buxacher Straße für die Lebenshilfe und das Caroline-Rheineck-Haus für die Diakonie. Im Bereich Sport entstand neben der Tennishalle für den TC Memmingen eines der wichtigsten Gebäude, das von den „Architekten Börner und Pasman“ geplant und gebaut wurde, nämlich die Eissporthalle.
Daneben leiteten die beiden Architekten mehrere Jahre lang den Bauleiter der Stadthalle mit Tiefgarage, über sechs Jahre waren sie mit der Sanierung und Erweiterung des Klinikums Memmingen betraut.
Nach dem Tod von Architekt Pasman folgten ab 1990 im kirchlichen Bereich die Sanierung der Martinskirche und der Unterbau für die neue Orgel, die Sanierung des Südflügels der Frauenkirche, der Neubau des Pfarrheims St. Josef und die Sanierung der Josefs-Kirche mit der Erneuerung der Unterkirche unter der Sakristei.
Im südlichen Altstadtbereich wurde das Gebäude der Firma Amos und vor allem die Schrannenpassage und die elf Einfamilienhäuser entlang beiden Seiten der Rabenstraße errichtet.
In Steinheim entstand 1994 bis 1996 das Ortszentrum mit Apotheke, Metzgerei, einem Café, einer Bankfiliale und vielen Wohnungen. In Amendingen wurde ein ehemaliger Bauernhof großzügig in ein Wohn- und Geschäftshaus umgebaut.
2006 erfolgte mit Architektin Elke Graf der Zusammenschluss zum Büro „börner + graf architekten“. Ab dieser Zeit entstanden unter anderem die Sanierung der Senioren-Wohnanlage „Bürgerheim“, die behindertengerechte Ergänzung und der Umbau des in den 70-er-Jahren erstellten Bürgerstifts, die Erweiterung des Wohnheims der Lebenshilfe an der Buxacher Straße, eine Wohnanlage an der „Hohen Wacht“ und die Vergrößerung des Betriebes der Firma Pfeifer Seil- und Hebetechnik.
Sicher ungewöhnlich ist, dass ein Architekt die von ihm geplanten und gebauten Gebäude nach Jahrzehnten noch selbst saniert. Das erfolgte nicht nur beim Bürgerstift, sondern auch beim AOK-Gebäude und der Eissporthalle.
Weitere Bauvorhaben aus den letzten Jahren sind die energetische Sanierung der Notker-Schule einschließlich Turnhalle und Hallenbad, ein Wohnheim für Menschen mit Behinderung an der Stadtweiherstraße und der Neubau einer zum Teil denkmalgeschützten Wohnanlage in der Ulmer Straße mit zehn Wohneinheiten.
Neben all diesen Bauten in Memmingen plante und baute Architekt Börner natürlich auch in anderen Kommunen, zum Beispiel Geschäftshäuser in Fürstenfeldbruck, in Ravensburg, Wangen und Buchloe, ein Holzwerk in Lautrach, Pfarrheime in Bad Grönenbach und Woringen. In Woringen wurde auch ein Kindergarten in konsequenter Holzbauweise errichtet. Neben vielen Einfamilienhäusern in Memmingen entstanden Wohnhäuser auch in Buxheim und Kronburg.
Ermittelt man überschlägig die Gesamtbausumme für die Gebäude, die in den letzten 50 Jahren von Architekt Börner zusammen mit seinen Partnern geplant und gebaut wurden, so erreicht man die stattliche Zahl von etwa 135 Millionen Euro.
Nach dem Ausscheiden von Dipl. Ing. Architekt Börner am 31. Dezember wird das Büro von der Architektin Elke Graf unter dem Namen „Graf Architekten“ in der Ulmer Straße 8 in Memmingen weitergeführt. Derzeit sind in Arbeit eine Praxiserweiterung in Markt Rettenbach, mehrere Wohngebäude in Memmingen und Babenhausen, der Austausch von 260 Fenstern beim Bürgerstift und die Planung einer Betriebserweiterung in Memmingen.