
Unterallgäu (dl). Janina Würterle aus Berkheim holte sich gemeinsam mit ihrer Beifahrerin Julia Starke den Bahnpokal. Lydia Neuendorf aus Memmingen wird im Beiboot von Manuel Meier Vizemeisterin in der Gespann-Nachwuchsklasse.
So richtig glauben kann es Janina Würterle, 23-jährige Tochter von Ex-Bahnsportler Peter Würterle, Nichte von Langbahn-Rekord-Weltmeister Gerd Riss und Cousine der beiden Bahnsport-Asse Erik und Mark Riss, noch immer nicht: „Der Bahnpokal-Sieg ist noch so richtig unreal, weil alles so schnell ging.“
Schnell ging sie wirklich, die Karriere des einzigen deutschen Frauen-Gespanns. Beim Bahnpoka im niedersächsischen Mulmshorn, der Deutschen Meisterschaft der Nachwuchs-Gespanne, holten sich Würterle/Starke mit maximaler Punktezahl den Titel. „Dabei war das erst unser viertes Rennen überhaupt“, erklärt die Berkheimerin. Motorsport-Luft hat die angehende Textilbetriebswirtin allerdings schon früh geschnuppert: Seit zwölf Jahren ist sie im Supermoto aktiv – und derzeit Fünfte der Nationalen Deutschen Meisterschaft in der 450 Kubikzentimeter-Klasse.
„Bahnsport, das war eigentlich eine ziemliche Schnapsidee“, erzählt Janina Würterle. Sie kam auf, als Rekord-Gespann-Europameister Tommy Kunert im vergangenen Jahr seinen Abschied aus dem Bahnsport feierte – und sozusagen „Verwendung“ für sein Gespann suchte. „Ich sagte: 'jaja, machen wir', als er Julia und mich ins Spiel brachte. Ernst gemeint war das nicht.“ Einen Monat später saßen Janina Würterle und Julia Starke, Tochter von Kunerts langjährigem Weggefährten Edi Starke, tatsächlich im grasgrünen Kunert-Gespann – beim Training in Herxheim. „Viele meinten, dass das gar nicht schlecht ausgesehen hat“, erinnert sich Janina Würterle. Im März war das Allgäuer/Dortmunder Duo beim Deutschen Motorsport Bund und der Norddeutschen Bahnmeisterschaft eingeschrieben – und los ging’s.
Erste Siege in Schwarme und Mühldorf
In Schwarme und Mühldorf verzeichneten die beiden ihre ersten Siege. In Herxheim schlug der Defektteufel zu. Würterle/Starke nahm’s gelassen und locker. Entsprechend cool ging das Duo auch den Bahnpokal an, gewann Lauf eins und zwei. „Lediglich im dritten Rennen gegen Voss/Dreyer hätte es knapp werden können“, sagte Fahrerin Janina Würterle. „Ich war in der dritten Runde mit Voss gleichauf, er zog nach links und wir mussten ins Innenfeld.“ Voss/Dreyer wurden wegen übertriebener Härte disqualifiziert, Würterle/Starke der „Vierer“ für den Sieg gutgeschrieben. Eine weiße Weste behielten die beiden auch im Finale, in dem mit Meier/Neuendorf ohnehin nur noch ein Gespann für den Fall eine theoretische Chance hatte, sollten Würterle/Starke nicht punkten. Meier und seine Memmingener Beifahrerin Lydia Neuendorf sicherten sich allerdings im Endlauf Rang zwei hinter dem alles dominierenden Gespann Würterle/Starke – und wurden Deutsche Vizemeister.
Trotz Bahnpokal-Sieg wird und will sich die 23-jährige Berkheimerin gemeinsam mit ihrer ein Jahr jüngeren Beifahrerin im kommenden Jahr aber noch nicht in die Internationale Gespannklasse wagen: „Wir haben uns, auch in Rücksprache mit Tommy Kunert, entschieden, dass wir ein weiteres Jahr in der B-Lizenz bleiben und dort weiter Erfahrung sammeln.“ Langweilig dürfte es Janina Würterle („Nebenher noch Duales Studium bis Januar, Bachelor-Arbeit, Nebenjob, Supermoto und ein paar Cross-Rennen“) auch dann nicht werden. Die Konkurrenz wird sich allerdings auch im kommenden Jahr warm anziehen müssen gegen den blonden Wirbelwind aus dem Allgäu.