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"Danke, dass es Euch gibt!"

70 Jahre THW Memmingen

veröffentlicht am 04.05.2025
Festakt 70 Jahre THW Kreuzherrnsaal

Am Festakt im Kreuzherrnsaal nahmen neben THW-Einsatzkräften auch zahlreiche Vertreter anderer Hilfs- und Rettungsorganisationen sowie Gratulanten aus Politik und Verwaltung teil. Fotos: Sonnleitner

THW Festakt Kobre und Liepert

Ortsbeauftragter Klaus Liepert dankt Moderator Michael Kobre.

Memmingen (as). Zwei Schubkarren, Schaufeln und Spitzhacke, damit hat im Mai 1955 alles begonnen. Im Gasthaus „Schwarzer Ochsen“ in der Ulmer Straße fand vor genau 70 Jahren die Gründungsversammlung des THW Ortsverbandes Memmingen statt. Heute blickt das örtliche Technische Hilfswerk weit über die regionalen Grenzen hinaus auf unzählige Einsätze und Meilensteine des ehrenamtlichen Engagements im Zivil- und Katastrophenschutz zurück.

Vor allem die letzte Dekade war wie kein Jahrzehnt zuvor von Großeinsätzen bestimmt, zu denen unter anderem die Erstunterbringung von Flüchtlingen, Starkregenereignisse, Schneechaos, Corona-Krisenlogistik, und, im letzten Jahr, die Explosion im Kalker Feld gehörte. Heute betrachtet sich das THW Memmingen mit seinen spezialisierten Fachtruppen zurecht als starker und verlässlicher Teil des Hilfeleistungssystems in Memmingen, im Unterallgäu und weit über die regionalen Grenzen hinaus. So verwundert es nicht, dass der Festakt im Kreuzherrnsaal, an dem neben THW-Einsatzkräften aus zehn Ortsverbänden auch zahlreiche Vertreter anderer Hilfs- und Rettungsorganisationen sowie Gratulanten aus Politik und Verwaltung teilnahmen, eine große, vielstimmige Dankesbezeugung war.

Am Puls der Technik“
Doch zunächst hatte Kommissar Kluftinger das Wort bzw., weil dieser verhindert war, sein Autor Michael Kobre. „Klaus, Ihr macht das ehrenamtlich …“ - im Dialog mit Klaus Liepert, seit 24 Jahren Ortsbeauftragter des THW Memmingen, ging der Moderator der Frage nach, was sich, neben der Einsatzkleidung, denn verändert habe seit Gründung der Ortsverbands. Am eklatantesten ist der technische Fortschritt der Gerätschaften. Heute sei man „am Puls der Technik“, so Liepert. Von den bescheidenen Anfängen mit Schaufeln, Pickeln und einer Schubkarre als einzigem fahrbaren Untersatz hat sich der Ortsverband zu einer hochmodernen Einsatzorganisation mit Drohnen, Ortungstechnik und schwerer Bergungsausrüstung entwickelt und darf einen Fuhrpark mit vier Großfahrzeugen, Bagger, Telelader, fünf Kombis, sieben Anhängern und Pkw sein eigen nennen.

Gute Zusammenarbeit mit der „Blaulicht-Community“
Die gute Ausstattung wirke sich sehr positiv auf die Zusammenarbeit mit der „Blaulicht-Community“, also mit Feuerwehr und Polizei, aus: „Wir bieten Dinge an, die andere Hilfsorganisationen nicht zur Verfügung haben wie zum Beispiel schwere Ortungstechnik“, erklärt Liepert. Diese habe sich zum Beispiel bei der Hausexplosion im Kalker Feld im letzten Sommer bewährt.

Komplexer und professioneller geworden ist auch die Ausbildung der Einsatzkräfte. Doch das scheint junge Menschen nicht abzuschrecken, denn über Nachwuchsprobleme kann der THW nicht klagen. „Der Zulauf ist gut, es gibt sogar eine Warteliste für die Jugendgruppe“, erklärt Klaus Liepert. Moderator Kobre holt David auf die Bühne, ein Nachwuchs-Mitglied des THW, und befragt ihn nach seiner Motivation. „Ich packe lieber an als im IT-Job zuhause den ganzen Tag vor dem Computer zu sitzen“, erklärt der junge Mann. Besonders lobt er die „super Gemeinschaft“ bei der „blauen Feuerwehr“.

Z steht nicht für Zombie“
In seiner Festansprache ging Dr. Bernd Bürger, Leiter des Fachbereichs Führung und Einsatz am Fortbildungsinstitut der Bayerischen Polizei, der Frage nach der Zukunft des Ehrenamts im Bevölkerungsschutz nach und erörterte die Besonderheiten der „Generation Z“ (junge Menschen, die zwischen 1995 und 2010 geboren sind). „Z steht nicht für Zombie“, betonte er, anspielend auf die „negativen und verallgemeinernden Zuschreibungen“, die der jungen Generation Arbeitsunwilligkeit und mangelnden Ehrgeiz attestieren. Die „Generation Z“ brauche vielmehr Zeit, um die entwicklungspsychologischen Defizite überbehütender Eltern und überregulierender Institutionen auszugleichen. Das Smartphone als Suchtfaktor und die verkürzte Aufmerksamkeitsspanne durch soziale Medien seien weitere erschwerende Faktoren für die Entwicklung von Durchhaltevermögen und Konfliktlösungskompetenz. Doch mit Geduld und guter, empathischer Führung könne die „Generation Z“ zu guten Teamplayern werden.

Glückwünsche und Grußworte
Glückwünsche, Respekt und Anerkennung aus dem Bundestag und Landtag überbrachten Dr. Florian Dorn, MdB, und Klaus Holetschek, MdL. Sie lobten das THW Memmingen als kompetent, verlässlich und von beeindruckender Professionalität und Präzision. „Das THW ist das Rückgrat des Zivil- und Katastrophenschutzes“, so Dr. Dorn. „Das THW ist da, wenn es gebraucht wird“, ergänzte Holetschek, erinnernd an den Hochwassereinsatz im letzten Jahr.

"Es ist ein großes Privileg, ein THW in der Stadt zu haben“, betonte Oberbürgermeister Jan Rothenbacher. Auch er erinnerte an das „unglaublich gute Miteinander der Blaulichtfamilie“ beim Einsatz im Kalker Feld. Hier gäbe es keinen Standesdünkel und kein Kirchturmdenken.

Stadtbrandrat Raphael Niggl und Polizeidirektor Joachim Huber gratulierten zu „70 Jahren voller Teamgeist, Engagement und Hilfsbereitschaft“ und lobten die gute Zusammenarbeit des THW mit Feuerwehr und Polizei. Das THW sei ein verlässlicher Helfer und unverzichtbarer Partner und habe zum Beispiel bei der tragischen Hausexplosion entscheidend zur erfolgreichen Lagebewältigung beigetragen, so Huber. „Wir ergänzen uns großartig“, betonte auch Niggl.

„Von dieser Gruppe Menschen wird getan, was notwendig ist und das verbindet uns alle“, so der THW Landesbeauftragte Dr. Fritz-Helge Voß in seinem abschließenden Grußwort. „Seien Sie zuversichtlich und stolz auf das Erreichte“.

Die Lage ist ernst“
Voß zeigte sich sehr besorgt über die „deutliche Eskalation der geopolitischen Sicherheitslage“. Russland setzte Deutschland und Europa aggressiv unter Druck während die Trump-Administration jahrzehntelange Sicherheit in Frage stelle. Eine weitere Eskalation der Bedrohungslage sei „mehr als möglich“, zum Beispiel in Form von Sabotageakten auf kritische Infrastruktur. Auch auf kriegerische Auseinandersetzungen mit Luftschlägen bis hin zum Einsatz nichtkonventioneller Waffen habe man sich vorzubereiten. „Dann müssen, wollen und werden wir uns verteidigen.“

Dabei ginge es um die Sicherstellung der Handlungsfähigkeit des Staates ebenso wie um die Versorgung der Bevölkerung und die Unterstützung der Streitkräfte. „Das ist das, was jetzt vor uns steht“, so Voß wörtlich. Doch Demokratie und Freiheit seien es wert, verteidigt zu werden. Voß dankte für das „kräftige Signal aus Berlin“ zur Finanzierung nicht nur der militärischen, sondern auch der Zivilverteidigung und des Bevölkerungsschutzes. Er begrüßte den Weg in eine neue Wehrpflicht als Signal gesellschaftlichen Zusammenhalts. „Die Lage ist ernst, doch wir sind nicht allein und nicht handlungsunfähig. Wenn wir es gut machen, schrecken wir Angriffe ab.“

Abschließend dankte Michael Kobre der Blaulichtfamilie: „Es ist ein wahnsinnig gutes Gefühl, dass da im Notfall jemand ist, der helfen kann und weiß, wie man hilft. Danke, dass wir ruhig schlafen können, weil wir wissen, dass es Euch gibt.“

Festakt THW Orchester

Mit kräftigem Applaus wurde das Holzbläserquintett „Best of Five“ des Bundespolizeiorchesters München unter Leitung von Pierre Verrept belohnt, das die Ansprachen mit Titeln aus Film, Rock und Pop sehr schwungvoll umrahmte.