„Das fühlt sich nicht nach Schule an“

Die Lokale besucht die Theaterklasse am Marianum

veröffentlicht am 24.01.2019

Alina, Anna und Emilia (v.li.) präsentieren ihren Mitschülern ihren Szenenentwurf. Fotos: Sonnleitner

Buxheim (as). Nicht nur schulische Förderung, sondern auch die Ausbildung sozialer Kompetenzen steht am Marianum auf dem Stundenplan. Im Schuljahr 2016/2017 war das Gymnasium Kooperationsschule des Landestheaters Schwaben. Die Theaterarbeit ist einer der Bausteine für einen erfüllten Schüleralltag. Lokale-Redakteurin Antje Sonnleitner besuchte die Theaterklasse 6c.

„Samuel, reiß dich zusammen!“ - ab und zu muss Theaterklassenleiterin Barbara Marx einige Schüler der 6C ermahnen, denn die 26 Kinder im Alter von ungefähr elf Jahren sind, altersgemäß, sehr lebhaft. Dies wirkt sich beim Vortragen ihrer selbst geschriebenen Texte durchaus positiv aus.

Ein Krimi-Dinner steht dieses Jahr auf dem Programm. Die Lehrerin hat die Schüler im Klassenzimmer zum zweiten Durchlauf versammelt, nachdem sie ihre Szenen im kleinen Gruppen noch einmal nachgebessert haben. Jetzt geht’s los. Die drei Mädchen der Gruppe 1 probieren vor der Klasse die erste der sieben Szenen, aus denen sich das Stück zusammensetzt, das die Klasse am 31. Mai öffentlich vorführen wird.

Die Schülerinnen sind etwas nervös, was dem Umstand geschuldet, dass da eine Redakteurin in der Klasse sitzt, die sie beobachtet und fotografiert. Doch der Text steht, die Szene, bei der ein Stuhl als Koffer fungiert, nimmt Gestalt an.

Treffpunkt Löwengehege

Jasmin, Jumi, und Jasmina (v.li.) zeigen ihrer Lehrerin Barbara Marx den Textentwurf für ihre Szene

Es ist die erste Szene des Krimi-Dinners, das die Klasse am 31. Mai dieses Jahres öffentlich vorführen wird: Die Klasse fährt ins Schullandheim, einen Zoobesuch mit einer Tombola steht auf dem Programm. Man trifft sich am Löwengehege. Mehr erfahre ich vorerst nicht mehr, denn die Schulglocke kündigt das Ende eines langen Schultages an.

„Elf Stunden hatten wir heute“, erzählen mir Franziska und Hanna, die noch etwas länger bleiben, um mir ein paar Fragen zu beantworten. Müde und erschöpft wirken sie nicht. „Donnerstag ist der beste Schultag“, meinen die Mädchen, denn dann stehen Theater und Sport auf dem Programm.“

Franziska hat letztes Jahr beim Schattentheater Plakate und Einladungen gestaltet. Doch diesmal will sie lieber auf die Bühne, „das ist spannender“, findet sie. Hanna hat in der Grundschule schon Theater gespielt. „Ich war beim Krippenspiel sogar die Maria“, erzählt sie stolz.

"Der Schultag ist sehr rhythmisiert, Unterricht, Hausaufgaben, Entspannung und Freizeit sind gleichmäßig verteilt, er gibt viel Abwechslung“, erklärt Barbara Marx, die auch Unterstufenbetreuerin ist, dass die Schüler der gebundenen Ganztagsklasse nach so einem langen Schultag noch entspannt sind. „Hier gibt es keine Noten, das fühlt sich nicht nach Schule an“.

Schule als Lebensraum

Kurz vor Schulschluss ist die zweite Gruppe an der Reihe.

Sie führt mich durch den Flügel des Schulgebäudes, der den Klassen 5 bis 7 vorbehalten ist. Im ersten Stock sind die sechsten Klassen untergebracht, gleich neben dem Klassenzimmer gibt es viel Raum für die Nachmittags- und Schulaufgabenbetreuung. Für die Freizeit nach dem Mittagessen stehen dort Billardtische, Tischfußball und eine Tischtennisplatte bereit. Auch Rückzugsmöglichkeiten zum Lesen gibt es – und eine gemütliche Sitzecke zum Plauschen. So wird die Schule zum Lebensraum.

„Kindern und Jugendlichen zu helfen, ihre ureigenen Fähigkeiten zu entdecken, und dabei ihre Persönlichkeit zu bilden, war am Buxheimer Marianum schon immer Auftrag. Das geht auch zurück auf die Leitfigur Don Bosco und seine Pädagogik der Vorsorge“, erklärt Schulleiter Erhard Staufer.

Die Theaterklasse

Jeweils eine Klasse pro Jahrgangsstufe besucht ganztags das Marianum. „Die Schüler sind auch mit Kindern aus den Parallelklassen befreundet, aber in den Ganztagsklassen bildet sich schneller eine Gemeinschaft“, erklärt Barbara Marx. „Die Kinder kennen sich gut, sie streiten natürlich auch ab und zu, aber sie halten zusammen.“

Die Theaterklasse in Form der gebundene Ganztagsklasse als festes Projekt in der 5. und 6. Klasse wurde vor drei Jahren neu eingeführt. Und wird in Kooperation mit dem Landestheater Schwaben auf Wunsch auch weiterhin von Theaterpädagogin Claudia Hoyer unterstützt.

„Die Klassen besuchen Theateraufführungen, mit der 6c habe ich im letzten Jahr hinter die Kulissen geschaut und die Werkstätten und die Maske besucht“, erzählt Barbara Marx.

„Auch andere Fächer profitieren“

Auch die Theaterklassenleiterin geht regelmäßig auf Fortbildungen, die vom Schulwerk und vom Kultusministerium angeboten werden. Sie nimmt auch an Workshops am Landestheater teil. „Die Theaterklasse macht nicht nur Spaß, auch andere Fächer wie Deutsch profitieren davon.“ Wichtig sei auch der soziale Aspekt: Die Schüler arbeiten zusammen, müssen sich in die Gruppe einbringen und auf einen gemeinsamen Entwurf einer Szene einigen. Darüber hinaus entwickeln sie Selbstvertrauen, wenn sie sich und ihre Ideen vor anderen vorführen.

„Vom Schattentheater waren die Eltern sehr begeistert“, so Marx. Dass auch das Krimidinner am 31. Mai ein Erfolg wird, ist so gut wie sicher: „Die Kinder schreiben gerne und sie wollen ein gutes Projekt hinlegen“, weiß die Lehrerin, die die Klasse auch in Geschichte unterrichtet.