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"Der Wald war umkämpft"

Der Bauernkrieg 1525 aus forstlicher Sicht

veröffentlicht am 20.07.2025
Bauernkrieg Forstgeschichte

Dr. Joachim Hamberger, Leiter des Bayerischen Amts für Waldgenetik, trägt sich mit Teilnehmern der forsthistorischen Sommertagung sowie Ehrengästen ins Goldene Buch der Stadt ein. Foto: Alexandra Wehr/ Pressestelle Stadt Memmingen

Memmingen (dl). Der Arbeitskreis „Forstgeschichte in Bayern“ am Zentrum Wald-Forst-Holz führte Experten aus ganz Bayern nach Memmingen. Die diesjährige Sommertagung mit rund 70 Teilnehmenden fand anlässlich des Gedenkjahres „500 Jahre Zwölf Artikel“ in der Maustadt statt.

Seit Anfang der 1990er Jahre tauschen sich Forstleute, Lehrkräfte, Kulturwissenschaftler und Geographen im Arbeitskreis „Forstgeschichte in Bayern“ am Zentrum Wald-Forst-Holz (Weihenstephan) über Aspekte der Geschichte von Wald und Forst aus. Dabei treffen geschichtsinteressierte Förster auf waldinteressierte Historiker. Moderiert wurde die diesjährige Sommertagung mit rund 70 Teilnehmenden, die anlässlich des Gedenkjahres „500 Jahre Zwölf Artikel“ in Memmingen stattfand, von Dr. Markus Schaller, Geschäftsführer des Zentrums Wald-Forst-Holz, und dem Leiter des Bayerischen Amts für Waldgenetik Dr. Joachim Hamberger.

"Nutzung des Waldes war Mitauslöser"

Vor 500 Jahren war der Wald „Lebensraum, Wirtschaftsgrundlage, Energieträger – aber auch Konfliktzone“, erklärte Staatsminister a.D. Josef Miller, der die Schirmherrschaft der forsthistorischen Tagung übernommen hatte. „Die Nutzung des Waldes – vor allem die Holznutzung und das Jagdregime – gehörten zu den Mitauslösern der bäuerlichen Empörung. Der Wald war umkämpft – als Ressource und als Raum. Die Geschichte des Bauernkriegs ist auch eine Geschichte um Zugang zu Wald und Land, zur Nahrung und zur Energie.“

Waldnutzung im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit

Im Mittelpunkt der Vorträge standen Fragen der Waldnutzung im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit: Die in Memmingen verfassten Zwölf Artikel behandeln in zwei Artikeln auch den Zugang der Menschen zur Schöpfung. Wem gehört die Allmende (d.h. allen zugängliche Nutzungsrechte)? Wem gehört die Jagd? Wer darf wie viel Holz nutzen?

Zehn Referentinnen und Referenten beschäftigten sich mit der Auseinandersetzung von Juristen gegen Bauern und mit Nutzungsinteressen am Wald. Ein Blick in die „Gravamina“ und Dokumente der damaligen Zeit zeigt Nutzungskonflikte in Wald und Flur sowie forstliche und jagdliche Ursachen des Bauernkriegs auf. Eine Spurensuche der Tagung führte auch in die Jagdgesetzgebung des Nationalsozialismus.

Die Rolle der Reichsstadt Memmingen 1525

Stadtarchivar Christoph Engelhard beleuchtete die Rolle der Reichsstadt Memmingen 1525. Mehrfach standen in den Vorträgen Persönlichkeiten der Reichsstadt Memmingen im Fokus: So stellte Dr. Stephan Gampe seine neuesten Archivforschungen zum Waldbericht des Hofmeisters der Unterhospitalstiftung Michael Schwegelin aus dem Jahr 1575 und zur Holznot der Bauern in den Gemeinwäldern um Memmingen vor. Etwa zur gleichen Zeit verfasste der in Memmingen geborene Jurist Noe Meurer ein bahnbrechendes Kompendium zum Wald- und Jagdrecht in Deutschland, das laut Dr. Reinhard Heydenreuter dringend einer Edition bedarf.

Im öffentlichen Abendvortrag referierte die Luther- und Bauernkriegsexpertin Prof. Lyndal Roper (Universität Oxford) im vollbesetzten Antoniersaal über Aspekte des Bauernkrieges von 1525. Zum Abschluss der Tagung bot Stadtförster Stefan Honold einen Überblick über die Geschichte der Memminger Waldungen und lud zu einer Exkursion in den Wald der Dreikönigskapellenstiftung westlich von Lauben ein.