
Memmingen (as). Die Jungs von Viva Voce avancierten bereits auf der Meile 2013 zum Publikumsliebling und erwiesen sich auch heuer als großer „Abräumer“ in Sachen Applaus. Ihre Dynamik und Bühnenpräsenz zog die Zuschauer vom ersten Takt an in ihren Bann. Eine wahre Wonne für Ohr und Gemüt!
„Schneller, höher, weiter, besser, krasser, geiler“, so lauten die Maximen, mit denen die fünf Sänger aus Ansbach ihr Publikum selbstironisch auf das Thema des neuen Albums einstimmen: "Ego" heißt das neue Programm, das die fünf Sänger im aufgeheizten Kulturzelt „in der Saunaversion“ präsentierten. Und folgerichtig erklingt erst mal “Ein Hoch auf uns“. Doch beim „uns“ kann es natürlich nicht bleiben, wenn fünf Stars auf der Bühne sind. Man produziert sich, konkurriert um die Gunst des Publikums - David kann auch klassischer Tenor und spielt dies gegen Heikos samtigen Brummbass aus.
Doch natürlich nehmen die fünf nicht nur das eigene, sondern auch das Ego anderer Leute aufs Korn wie in Bastians angeblich biografisches Bekenntnis seiner Leib- bzw. Weibeigenschaft zuhause („Wir kennen seine Frau - und seine Mutter…“). Brandheiß aufgetischt werden die Extravaganzen der versnobten Promiküche in“Mac Schubeck“.
Das mit den kabaretttauglichen Texten haben sie drauf, die fünf, die alle zusammen zu diesem, ihrem persönlichsten Album, mit Texten, Melodien und Erfahrungen beigesteuert haben. Doch sie setzen lieber auf Vielfalt, lassen sich von allen musikalischen Stilrichtungen inspirieren. Als da wären französischer Chanson, neues Volkslied, die klassische, gut geschmalzte Arie oder auch der urtümelnde Jodler bis hin zum coolen Rap. Der anrührende Text eines Liebesliedes lässt die Damen im Publikum reihenweise dahinschmelzen.
"Es braucht immer einen, der nach vorne strebt"
Und nach über 15 Jahren gemeinsamen Wirkens lohnt natürlich auch ein Blick in den Rück-Spiegel. Das Publikum erlebt die fünf als Kirchenchorknaben und ist begeistert von ihrem Boygroup-Sound. Doch die Jungs sind gereift und von daher streckenweise auch recht ernsthaft unterwegs. Von Masken und Authentizität ist die Rede in ihren Songs. Mit „Brenna tuat’s guat“ von Hubert von Goisern besingen sie die grenzenlose Geldgier auf Kosten der Hungernden in den Entwicklungsländern.
Die zweite Programmhälfte wird dominiert von motivierenden Songs wie "Komm ans Licht" (denn die im Dunkeln sieht man nicht) - Appellen zum Aufbruch mit feierlich-hymnischem Charakter, die die Mauern im Kopf verschieben sollen: "Es braucht immer einen, der nach vorne strebt, der die Segel setzt und neue Wege geht.“ Ist das dann noch "Ego" oder schon (Lebens-)kunst? Im letzten Lied „United States of Eurasia“ von Muse, ein Tribut an Frieden und Gemeinschaft, ziehen die Stimmkünstler noch einmal alle Register ihrer Klangfülle, die wahrlich Andachtspotenzial hat.
Da die Beifallsstürme kein Ende nehmen, drehen die Jungs zum Schluss noch mal voll auf und zeigen mit heißen Dancefloor-Hits wie „Macarena“ und „Mambo Nr. 5“, dass sie noch jung genug sind, um ganz gewaltig Party zu machen und alle vom Hocker zu reißen. Und da das Publikum dann immer noch nicht genug hat, zeigt sich Mouthpercussion-Meister Jörg Schwartzmanns, mit „Dance with somebody“ von seiner Rockerseite.
Bei dieser Formation stimmt nicht nur jeder Ton (das Gesamtkunstwerk Viva Voce reist mit eigener Licht und Soundtechnik an), da stimmt auch jede Geste, jedes Wort, jede kleine Frotzelei. Das begeisterte Publikum im nicht ganz ausverkauften Kulturzelt erlebte eine ausgeklügelte Performance voller Power und Dynamik mit stimmiger und stimmungsvoller Choreografie, eindrucksvoller Vokalkunst und mitreißenden Arrangements.