
Thomas Lehenherr (links), Umweltbeauftragter aus der Biodiversitätshauptstadt Bad Saulgau, referierte in Memmingen. Rechts im Bild: Lydia Reimann (Vorständin KIMM) und Florian Frey (Vorstand BN).
Memmingen (dl). Biodiversität schafft ein gutes Stadtklima für Mensch und Natur und bedeutet mehr Lebensqualität, das war das Fazit des Referenten Thomas Lehenherr bei seinem Vortrag in der Volkshochschule Memmingen. Ein enkeltaugliches Konzept auch für Memmingen?
Organisiert wurde der Vortrag von der Klimainitiative Memmingen (KIMM e.V.) und dem Bund Naturschutz. Der Umweltbeauftragte aus der deutschlandweit bekannten Biodiversitätshauptstadt Bad Saulgau berichtete aus seiner mehr als dreißigjährigen Tätigkeit, die diese Stadt zum bundesweiten Vorbild werden ließ. Überzeugend legte er dar, wie man die Natur schützen und gleichzeitig kostengünstig, zeitsparend und ästhetisch überzeugend die Vielfalt der Natur für alle erlebbar machen kann. Die fünf Säulen seines Konzepts wurden in einem spannenden Vortrag mit fantastischen Bildern für die zahlreichen Zuhörenden erlebbar.
Stadtkern und Ortsteile renaturiert
Aufgrund von Artensterben und schwindenden Lebensräumen wurde bereits seit den 1990er Jahren Schritt für Schritt der Stadtkern Bad Saulgaus, alle Ortsteile sowie umfangreiche Außenbereiche renaturiert. Einheitsgrün und versiegelte Flächen wurden in farbenprächtige Blühstreifen, Wildblumenwiesen, standortgerechte artenreiche Staudenbeete, Wildrosenbeete und Insekten-Schmetterlingsgärten verwandelt. Alle Maßnahmen erfolgten ohne Verwendung von Pestiziden und Dünger.
Umfangreiche Gewässerrenaturierungen sowie die Anlage von Feuchtbiotopen leisten heute einen erheblichen Beitrag zur Wasserreinhaltung, Hochwasserschutz sowie Neubildung von Grundwasser. Durch Extensivierung der Bewirtschaftung in einem angrenzenden Wasserschutzgebiet konnte die Nitratbelastung des Grundwassers für die Bürger erheblich reduziert werden.
Alle Pflanzkübel der Innenstadt wurden mit insektenfreundlichen Gewürz-, Küchen- und Heilkräutern sowie Kleingemüse und Kleinobst bepflanzt. Die „essbare Stadt“ lädt Bürger und Gäste zum Probieren und Ernten ein, es gibt Anregung und Unterstützung für den eigenen Garten oder Balkon, was sehr rege angenommen wird.
Die vielfältigen positiven Effekte dieses Gesamtkonzepts auf die Qualität von Wasser, Luft und Temperatur wird von Bürgerinnen und Bürgern sehr geschätzt, die stolz auf die Entwicklung ihrer Stadt sind. Die erheblich verbesserte Lebensqualität wirkt sich auch positiv auf den Wert von Grund- und Wohneigentum aus und bietet damit Vorteile für Ökologie und Ökonomie.
Der Bekanntheitsgrad von Bad Saulgau ist durch den wiederholten Gewinn von bundesweiten und internationalen Wettbewerben zu einem Vorbild geworden. Mehr als 300 Städte und Gemeinden haben bereits begonnen das Konzept zu übernehmen.
Die Zuhörenden zeigten sich beeindruckt und wünschen sich auch für die Stadt Memmingen mehr Initiativen für eine lebenswerte, blühende und artenreiche Stadt. „Gerade für die nächsten Generationen ist es von entscheidender Bedeutung, das vorhandene Know-how für die Planung, Durchführung und Erschließung von Fördermitteln zu nutzen. Ein enkeltaugliches Biodiversitätskonzept für Memmingen ist daher das Gebot der Stunde. KIMM und der Bund Naturschutz werden dranbleiben“ resümiert Dr. Christine Sturm, eine der Organisatorinnen der Veranstaltung.
Weiterführende Informationen unter dem Link: www.bad-saulgau.de in der Rubrik Natur, Biodiversität, Nachhaltigkeit