Die beiden Projektleiter Florence Krohn und Benedikt Häutle betreuen die Kinder bei den Hausaufgaben. Fotos: Sonnleitner
Memmingen (as). Am Rübezahlplatz 1 wird jeden Nachmittag ein kleines Wunder vollbracht: Hier finden Kinder nicht nur Unterstützung bei den Hausaufgaben,
sondern auch Halt, Wärme – und die Chance auf einen starken Start ins Leben.
Es geht lebhaft zu in den Räumen des alten Gebäudes am Rübezahlplatz 1, lebhaft aber nicht chaotisch, denn „Hausmutter“ und Projektgründerin Florence Krohn ist überall gleichzeitig um zu helfen, zu erklären und auch mal zu trösten. Einige Kinder sitzen gerade beim Mittagessen in der Küche, wo sie an jedem Schultag ein kostenloses Essen zu sich nehmen dürfen – ohne Schweinfleisch, versteht sich.
Gemeinsam mit Co-Projektleiter Benedikt Häutle und weiteren ehrenamtlichen Helfern betreut Florence Krohn hier jeweils an drei Nachmittagen pro Woche insgesamt 20 Kinder vom Hühnerberg bei den Hausaufgaben. Hier gibt es zwei Klassenräume für die Hausaufgabenbetreuung und einen Ruheraum für Kinder, die Probleme mit der Konzentration haben. Die Kinder kommen nach der Schule ab 12 Uhr und bleiben bis 16 Uhr um zu lernen und zu spielen.
Freiwillig, aber nicht unverbindlich
Anmelden können sich Kinder von der Grund-, Mittel oder Realschule bis einschließlich 10. Klasse. Die Teilnahme ist freiwillig, aber nicht unverbindlich: Damit ein schulischer Fortschritt möglich ist, müssen die Kinder, die hier angemeldet sind, sich verpflichten, an vier Nachmittagen in der Woche teilnehmen.
Belohnen statt betrafen
„Über die schulische Betreuung hinaus vermitteln wir den Kindern auch soziale und ethische Grundbegriffe“, erklärt Benedikt Häutle. Die Kinder lernen respektvolle Umgangsformen und üben sich in Resilienz. Sie lernen auch, Konflikte auszuhalten, was für eine Bewährung in der Ausbildung und im späteren Beruf unerlässlich ist. „Es gibt Regeln, an die sich alle halten müssen, doch wir motivieren positiv über ein Belohnungssystem und nicht über Zwang. Die Kinder sind dankbar für klare Linien und Grenzen, die Sicherheit geben und Klarheit stiften“, erklärt Häutle.
Wer etwas gut gemacht hat, bekommt einen grünen Punkt. Bei zehn grünen Punkten dürfen die Kinder sich ein Geschenk aussuchen oder eine Aktivität. „Ich durfte sogar reiten“, erzählt die 17-jährige Maria. Die Wirtschaftsschülerin steht kurz vor dem Abschluss und ist sehr dankbar für ihre Zeit in der Hausaufgabenbetreuung. „Als ich nach Deutschland kam, konnte ich kein Wort Deutsch. Ohne die jahrelange Betreuung hier hätte ich es vermutlich nicht geschafft“, sagt sie. Dafür ist die Schülerin dankbar und hilft nun selbst jüngeren Kindern bei den Hausaufgaben.
Positives Feedback
Die Hausaufgabenbetreuung am Rübezahl Platz 1 hat sich bewährt. „Uns gibt es bereits seit über zehn Jahren“, erzählt Florence Krohn. „Wir bekommen auch immer wieder Besuch von Absolventen der Hausaufgabenbetreuung, die bereits in der Ausbildung oder im Beruf sind. Das freut uns natürlich besonders und ist eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit.“
Positive Rückmeldungen bekommen die ehrenamtlichen Betreuer auch von den Schulen: „Es sei klar erkennbar, wer in der Nachmittagsbetreuung ist, sagen die Klassenlehrer der Kinder. Auch seien die Schüler innerlich gewachsen durch die geführte Gemeinschaft mit den anderen Kindern“, ergänzt Benedikt Häutle.
„Weitere ehrenamtliche Helfer sind uns herzlich willkommen“ wirbt Häutle. „Wer sich engagieren möchte, sollte Kinder mögen und einmal pro Woche von 13.30 Uhr bis 16 Uhr Zeit haben.“
"Möchten Angebot erweitern"
Wenn alles läuft wie geplant, darf die Hausaufgabenbetreuung Ende nächsten Jahres in die neuen Räume des geplanten Begegnungszentrums für Kinder, Jugendliche und Familien umziehen, das hier am Hühnerberg entstehen soll (wir berichteten). Nicht nur dafür hofft der Verein auf Spenden: „Die Räume reichen nicht aus und wir würden unser Angebot gerne baldmöglichst erweitern“, erklären die Projektleiter. Es fehlt jedoch an weiteren Mitteln, um laufende Kosten für Mittagessen, Aufwandspauschalen für die Mitarbeiter und das Vereinsauto zu bestreiten.
Spendenkonto:
Notausgang - Hilfe für Menschen in Not e.V.
Sparkasse Memmingen
IBAN: DE05 7315 0000 0120 1301 25
BIC: BYLADEM1MLM