"Eine besondere Herausforderung"

Professor David Frommhold ist neuer Chef der Memminger Kinderklinik

veröffentlicht am 14.02.2018

Das ist er: Der neue Chef der Memminger Kinderklinik Prof. Dr. med. David Frommhold. Der charmante 43-Jährige war geschäftsführender Oberarzt am Heidelberger Universitätsklinikum. Dort hat er nebenbei erforscht, wie man das unreife Immunsystem von Früh- und Neugeborenen stärken kann. Frommhold ist Nachfolger von Prof. Dr. Rainer Burghard, der nach dem Ausscheiden von Chefarzt Prof. Dr. Martin Ries im Juni 2017 für ein halbes Jahr interimsmäßig die Kinderklinik leitete. Foto: privat

Memmingen (dl). Nach Feierabend schnürt Chefarzt Prof. Dr. med. David Frommhold gerne die Laufschuhe. Allerdings verlässt der sportliche 43-Jährige in diesen Tagen das Memminger Klinikum oft erst nach 20 Uhr. „Es gibt vor allem jetzt am Anfang sehr viel für mich zu tun“, sagt Frommhold, der seit Januar die Memminger Kinderklinik leitet. Eva-Maria Häfele von der Pressestelle des Klinikums sprach mit ihm.

Herr Professor Frommhold, Sie waren zuletzt viele Jahre als geschäftsführender Oberarzt im Heidelberger Universitätsklinikum tätig. Welchen Reiz hat für Sie das Klinikum Memmingen?

Das Memminger Klinikum hat für mich einen besonderen Charme. Die Wege sind kurz und die Hierarchien flach, was das Arbeiten sehr angenehm macht. Und für ein Krankenhaus dieser Größe (500 Betten, Anmerkung der Redaktion) ist die 66 Betten umfassende Kinderklinik mit ihren rund 4.000 stationären sowie 10.000 ambulanten Patienten im Jahr überdurchschnittlich stark ausgebaut. Wir verfügen über zahlreiche Spezialambulanzen auf hohem Niveau.

Können Sie Beispiele nennen?

Wir haben eine sehr gut aufgestellte Gastroenterologie für Magen-Darm-Erkrankungen bei Kindern, eine Neuropädiatrie für Kinder mit Nervenkrankheiten, seelischen Erkrankungen oder Entwicklungsstörungen, eine Kinderdiabetologie und -endokrinologie (bei Erkrankungen von hormonproduzierenden Drüsen, Anm. d. Red.). Ferner werden Asthmatiker oder Kinder mit Mucoviszidose in unserer Pneumologie behandelt, Herz-Kreislauf-Kranke in der Kinderkardiologie und so weiter. Sogar eine eigene Kinderchirurgie und eine Kinderdialyse für nierenkranke Buben und Mädchen gibt es im Klinikum Memmingen. Normalerweise findet man solch ein Kindernierenzentrum, wenn überhaupt, nur an großen Universitätskliniken.

Wird es in der Kinderklinik unter Ihrer Leitung grundlegende Veränderungen geben?

 Ich möchte die Behandlung von Früh- und Risikogeborenen in unserem Perinatalzentrum Level 1 (zertifizierte Einrichtung für die Versorgung von Früh- und Risikogeborenen, Anm. d. Red.) noch weiter ausbauen – sowohl was die Größe, als auch das Leistungsspektrum anbelangt. Außerdem möchte ich die einzelnen Spezialambulanzen, die ich vorhin aufgezählt habe und die schon jetzt Medizin auf sehr hohem Niveau anbieten, noch weiter stärken – inhaltlich, technisch und personell.

Zum Personal: Jetzt gilt es, einen würdigen Nachfolger für Herrn Dr. Gallwitz zu finden, den ehemaligen Leiter des Sozialpädiatrischen Zentrums (kurz SPZ, Einrichtung für Kinder mit Entwicklungsstörungen und psychosozialen Problemen, Anm. d. Red.). Herr Gallwitz ist Ende Januar ausgeschieden.

Stichwort: Personal. Viele Häuser haben Schwierigkeiten, Ärzte zu akquirieren. Wie sieht das in der Memminger Kinderklinik aus?

Es kommt immer darauf an, was man sucht. Junge Kinderärzte sind sicher leichter zu bekommen als ein leitender Arzt für die Sozialpädiatrie. Aber ich bin sicher, dass wir jemanden Geeigneten finden werden, denn wir haben viel zu bieten. Unser SPZ ist sehr gut aufgestellt.

Sie haben während ihrer Heidelberger Zeit viel geforscht und sind an der Leitung eines deutschlandweiten Forschungsverbundprojektes beteiligt. Worum geht es dabei?

Wir wollen herausfinden, welche Bedeutung Darmbakterien für Frühgeborene mit ihrer noch unreifen Immunabwehr haben. Wenn ein Kind in der 30sten Schwangerschaftswoche zur Welt kommt, ist sein Immunsystem nicht einmal halb so gut ausgebildet wie das eines termingerecht geborenen Kindes. Das ist natürlich eine große Gefahr für die Kleinen direkt nach der Geburt, spielt aber auch im weiteren Leben des Ex-Frühchens eine Rolle. Wenn wir es schaffen, die Zusammenhänge besser zu verstehen beziehungsweise das unreife Immunsystem zu stärken, wäre das ein riesengroßer Schritt nach vorne.

Einen Säugling können Sie nicht fragen, wie es ihm geht und wo es weh tut. Macht das die Arbeit schwieriger?   

Das ist natürlich eine besondere Herausforderung. Wenn ein Baby notfallmäßig zu uns kommt, müssen wir in kürzester Zeit erkennen, was ihm fehlt und gegebenenfalls blitzschnell reagieren. Ich bin seit fast 20 Jahren Kinderarzt. Ich habe während meiner Zeit am Universitätsklinikum in Heidelberg viel gesehen – auch viel Schlimmes. Das ist nicht schön, aber man lernt daraus.

Als Pädiater (Kinderarzt) hat man es nicht nur mit jungen Patienten zu tun, sondern auch mit deren Eltern. Erschwert das die Arbeit in gewisser Hinsicht?

Man sollte wissen, wie man auf die Eltern zugeht. Für den richtigen Umgang braucht man Erfahrung, die richtige Gesprächsführung sowie eine gewisse Offenheit und Einfühlungsvermögen. Bisher ist mir das ganz gut gelungen, denke ich.

Kinder haben noch ihr ganzes Leben vor sich. Ist es schwer, als behandelnder Arzt mit dieser Verantwortung umzugehen?

Man lernt es. Angst sollte man nicht haben. Denn Angst ist kein guter Ratgeber. Wenn man mit Angst an die Sache herangeht, merken das die Eltern und auch die Kinder spüren es. Deswegen ist es von immenser Bedeutung, Sicherheit zu vermitteln.

Wie schalten Sie nach einem langen Arbeitstag am besten ab?

Ich bin begeisterter Sportler, laufe gerne und spiele Badminton. Wobei ich in Memmingen noch auf der Suche nach dem richtigen Verein bin (lacht). Und natürlich holen mich meine drei Kinder im Alter zwischen acht und 15 Jahren abends auf den Boden der Tatsachen zurück.

Stichwort: Eigene Kinder. Wie schafft man es als dreifacher Familienvater, die Krankenhausschicksale nicht allzu sehr an sich heran zu lassen?

Manchmal, wenn ich ein schwerkrankes Kind sehe, denke ich schon, das könnte jetzt zum Beispiel mein Ältester sein, der da vor mir liegt. Umso mehr sehe ich es als Geschenk, dass meine Kinder gesund sind. Dieses Geschenk wünsche ich auch allen Kindern unserer Klinik, auch wenn ich weiß, dass das leider nicht immer möglich ist.

Zur Person: Professor Dr. med. David Frommhold hat in Rostock und Greifswald Medizin studiert. Seine Facharztausbildung in Kinderheilkunde absolvierte der 43-Jährige am Universitätsklinikum Heidelberg. Zudem verfügt er über die Zusatzweiterbildungen „Kinderintensivmedizin“, „Neugeborenenheilkunde“ und „Kinderlungenheilkunde“. In Heidelberg war Frommhold als geschäftsführender Oberarzt und Hygienebeauftragter tätig. 2015 wurde er zum außerplanmäßigen Professor der Universität Heidelberg ernannt. Er hat mehrere akademische Auslandsaufenthalte absolviert und war an zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten und internationalen Forschungsprojekten maßgeblich beteiligt.

 Info: Seinen ersten öffentlichen Auftritt hat der neue Kinderklinikchefarzt Professor Dr. med. David Frommhold im Rahmen der Vortragsreihe „Gesundheitsakademie“ am Mittwoch, 28. März 2018, um 19 Uhr im Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) des Klinikum Memmingen. Dabei spricht er zum Thema „Asthma bronchiale bei Kindern – Wenn die Lunge der Kleinen pfeift“. Die Veranstaltung ist kostenfrei. Angesprochen sind alle Interessierten, Betroffene und deren Angehörige.