Die Lokale Memmingen
Gefro AOK Enerix Brommler Golfclub Memmingen Innoverta Landestheater Schwaben Cineplex Kaminwerk Memmingen FC Memmingen Rechtsanwalt Philipp Hacker Radio AllgäuHit

"Eine kleine Sensation für Memmingen" - Ausgrabungen aus dem Kronen-Areal vorgestellt

veröffentlicht am 29.10.2015

bu Grabungsleiter Florian Hopfenzitz (links) erläutert im Rathaus Wissenswertes rund um die historischen Funde. Neben ihm: Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger, Dr. Hanns Dietrich vom Landesamt für Denkmalpflege, Siebendächer-Vorstand Josef Martin Lang, Prokurist Markus Sonntag und Architektin Uta Malchau. Fotos: Sonnleitner

Memmingen (as). Tief blicken, nämlich bis zurück ins Mittelalter, lassen die Funde, die bei archäologischen Ausgrabungen unter Leitung von Fabian Hopfenzitz auf dem Baugrundstück Der Siebendächer Baugenossenschaft im Bereich des Kronen-Areals gefunden wurden. Die ältesten Keramiken stammen etwa aus dem Jahr 1150, also aus der Zeit der Kreuzzüge.

Auf dem 3.000 Quadratmeter großen Grundstück wurde der Bau einer modernen Tiefgarage mit 82 Stellplätzen erst einmal vom Mittelalter eingeholt: "Insgesamt 330 Erdverfärbungen und Bebauungsstrukturen aus mittelalterlicher Zeit konnten wir feststellen", erklärt Grabungsleiter Florian Hopfenzitz . "Dabei handelt es sich v.a. um Reste ehemaliger Holzgebäude in Form von Pfostengruben, also Reste eingegrabener, Dach tragender Holzpfähle. Daneben fanden sich einige verfüllte Erdkeller sowie mehrere Brunnen und Öfen." Bei den weiteren Funden, von denen einige auf einem Tisch ausgebreitet waren, handelt es sich um Keramikscherben, Tierknochen und Reste von Glasgeschirr.

Memmingen schon im Mittelalter Verkehrsknotenpunkt

bu Wie ein Puzzle muten die Keramikscherben von Gebrauchsgefäßen aus dem 12. bis 15. Jahrhundert an.

Die Überreste stammen von Gehöften der Bauern und Handwerkern, die damals vor den Toren südlich der Stadt lebten und arbeiteten und spiegeln daher die Lebensweise im mittelalterlichen Memmingen wieder. Laut Hopfenzitz weisen die Ausgrabungen darauf hin, dass Memmingen schon im Mittelalter ein Verkehrsknotenpunkt war.

"Die Funde sind eine kleine Sensation für Memmingen" verkündet Hopfenzitz. Interessant sei vor allem, dass sich die nun nachgewiesene Siedlung außerhalb der damalige Stadtgrenzen befand. Es handelt sich also um Relikte einer ersten Besiedlung des Geländes schon 200 Jahre vor der Errichtung der heute noch sichtbaren, spätmittelalterlichen Stadtmauer.

Ein Stück Stadtgeschichte

"Solche Funde sind für den Bauherrn natürlich nicht immer angenehm", räumte Josef  Martin Lang von der Siebendächer Baugenossenschaft ein. Immerhin geriet der Wohnungsbau auf dem 3.000 Quadratmeter großen Gelände in Verzug. Und zusätzliche Kosten entsanden außerdem: Etwa 100.000 Euro hat die Baugenossenschaft als Grundstückseigentümer in die Ausgrabungen investiert. "Aber schließlich geht es um ein Stück Vergangenheit", erklärt  Lang, der die gute Zusammenarbeit der Baugenossenschaft mit der Denkmalpflege, den Archäologen und der Stadt Memmingen hervorhob. So sei es gelungen, die Ausgrabungen in drei Monaten zu absolvieren.  Doch bis Mitte 2017 sollen die drei Gebäude mit 42 Wohnungen und drei Gewerbeeinheiten fertiggestellt sein. Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf 18,5 Millionen Euro.

In welcher Form die Funde auch für die Öffentlichkeit erhalten und zugänglich gemacht werden, steht noch nicht fest. Die Siebendächer Baugenossenschaft erwägt, einige der Relikte im Erdgeschossbereich des Neubaus auszustellen.