
Memmingen (dl/as). Mit seiner Inszenierung des Komödienklassikers „Arsen und Spitzahäubla“ hat Ralf Weikinger beim festlich gestimmten Publikum im fast ausverkauften Stadttheater ins Schwarze getroffen. Auch was den Humor der US-amerikanischen Vorlage betrifft - fügt er sich doch ausgezeichnet ins schwäbische Lokalkolorit ein. Die Zuschauer belohnten das hingebungsvolle Spiel der begabten Laiendarsteller mit anhaltendem Applaus.
Das Haus der bibelfesten Schwestern Nägele gilt als Hort der Gastfreundschaft und Wohltätigkeit. Man kann Emmi (Anna Huslik) und Martha (Bärbel Bohm) einfach nicht davon abhalten, etwas Gutes zu tun, heißt es. Und der Gipfel dieser Wohltaten besteht darin, einsamen alten Herren zu ewigem Frieden zu verhelfen. Die gute, alte Tante Martha hat einfach immer Lust, neue Rezepte auszuprobieren, und der Holunderwein, den sie dazu auftischt, hat es in sich. Die Mordslust der Tanten bleibt lange unbemerkt. Ein Dutzend Leichen stapeln sich bereits im Keller, als Neffe Moritz (Robert Junger) den frisch abgelebten Gottfried Wondraschek entdeckt, der aufgrund des Besuchs von Pfarrer Dr. Huber (Gerhard Bachmayer) eilig in der Fenstertruhe „zwischengelagert“ werden musste.

Moritz, der befürchtet, den „Wahnsinn, der in der Familie Amok läuft“ weiterzuvererben, weist seine Liebste, die „ganz schön lockere“ Pfarrerstochter Lena (Alexandra Menz) von sich: „Wenn Du mich liebst, dann verschwinde endlich!“. Der ungebetene Besuch seines horrorfilmtauglichen Gangster-Bruders Jonathan (Klaus Gropper) scheint seine schlimmsten Befürchtung zu bestätigen, zumal dieser nicht nur seinen zwielichtigen Gehilfen Dr. Einstein (Dr. Klaus Rüßmann), sondern auch noch eine weitere Leiche im Schlepptau führt. Bald steht nicht nur Moritz‘ Zukunft, sondern auch sein (Über-)leben auf Messers Schneide…
Seitenhiebe auf die Kommunalpolitik
Jürgen Ulrich hat den schwarzhumorigen Komödienklassiker nicht nur in bauernstubentaugliches Schwäbisch übersetzt, seine Memmingen-gerechte Vorlage ist auch gespickt mit gut sitzenden Seitenhieben auf die Kommunalpolitik.
Lebt doch der irrenhausreife Neffe Hansi (Dr. Holger Hoffmann) in dem Wahn, Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger zu sein, dessen edelste Aufgabe es ist, den Stadtbach durch die Fußgängerzone umleiten zu müssen. Und hätte Hansi nicht die Angewohnheit, den Stadtrat mittels nachbarschaftsabträglicher Fanfaren auf seiner Trompete einzuberufen, wäre er auch nicht ins „Sanatorium zum glücklichen Günztal“ eingewiesen worden. Denn an den „Arbeitsunfällen“, die sich im Keller stapeln, ist die Memminger Polizei nicht interessiert. Nur gut, dass die wohlmeinenden Tantchen noch ein Gläschen Holunderwein für den Sanatoriumsarzt Dr. Löffelmann (Werner Manz) übrig haben…
Trotz einiger Längen im ersten Teil ist die knapp zweieinhalbstündige Inszenierung eine Mordsgaudi!
Weitere Vorstellungen täglich von 18. Juli bis 23. Juli, jeweils 20 Uhr, Sonntag 19 Uhr. Karten für 10 bis 14 Euro gibt es in der Geschäftsstelle des Fischertagsvereins im Zollergartenhaus, Am Einlaß 51/2 (geöffnet dienstags und samstags 8 bis 12 Uhr, donnerstags 15 bis 19 Uhr) und an der Abendkasse.
Weitere Infos unter www.fischertagstheater.de