
Memmingen (as/jmg/rad). Wirklichen Grund zum Feiern hatte gestern eigentlich nur die CSU. Diese dafür umso mehr, denn mit (vorläufig) 47,7 Prozent (52,4 Prozent im Stimmkreis Memmingen) haben die Christsozialen bei der „Mutter aller Schlachten“, wie Horst Seehofer die Landtagswahl nannte, die absolute Mehrheit erreicht. Die Alleinherrschaft der CSU, die 2008 mit Günther Beckstein verloren ging, ist mit 4,3 Prozent Zugewinn wieder hergestellt.
Dabei waren die Kandidaten unserer Wahlkreise, die sich im "Barium" versammelt hatten, erst einmal zurückhaltend. Das „schlechte“ Ergebnis von 2008 (43,3 Prozent) war noch in schmerzlicher Erinnerung. Als dann aber die ersten Hochrechnungen kamen, wurde die Stimmung langsam euphorisch. „Ich denke, das ist das Ergebnis der guten Politik von Ministerpräsident Horst Seehofer und seines klugen Wahlkampfes“, lobt MdL Josef Miller. Auch sein Nachfolger im Landtag, Direktkandidat Klaus Holetschek, ist begeistert: "Das Ergebnis bestätigt die gute Stimmung, die wir im Wahlkampf draußen bei den Bürgern spürten.“ Dennoch zeigt er sich überrascht, ebenso wie Listenkandidat Christoph Baur: "Das großartige Wahlergebnis übertrifft alle Erwartungen.“ Der Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke sieht das Ergebnis als Rückenwind für die anstehende Bundestagswahl. Dazu Holetschek: „Wir müssen für die Bundestagswahl jetzt nochmal Gas geben, damit Deutschland in guten Händen bleibt.“

Etwas enttäuscht, aber keinesfalls resigniert zeigte sich der harte Kern der SPD, als die Hochrechnungen über den Bildschirm flimmerten. "Wir nehmen das eher mit Galgenhumor - in Bayern ticken die Uhren eben anders“, meint die Landtagskandidatin Anne Kraus. „Die CSU kann sich in Bayern alles erlauben." Horst Seehofer bezeichnet sie als "Menschenfischer". Sie schaut lieber auf das Positive: "Ich freue mich, dass die SPD um zwei Prozent zugelegt hat (von 18,6 Prozent in 2008 auf 20,6 Prozent – Stimmkreis Memmingen: 16,1 Prozent).
Auch Landtagskandidatin Sylvana Beinemann freut sich über den Stimmenzuwachs: „Darauf können wir aufbauen für die Kommunalwahl im März und die Europawahl im Mai 2014." Sie stimmt Christian Ude zu, der soeben im TV verkündet: „Die Trendwende ist geschafft“. Das Ergebnis habe nicht die Erwartungen erfüllt, aber es sei „ein Ausgangspunkt um weiterzumachen und die Bürger und Bürgerinnen zu überzeugen“, so Beinemann.
Auf "ein bis zwei Prozentpunkten mehr" gehofft hatte Bezirkstagskandidatin Petra Beer. Sie sieht in dem Ergebnis keinen großer Erfolg aber einen kleinen Aufwärtstrend. „Dafür dass wir alle ehrenamtlich unterwegs waren, war es ein toller Wahlkampf. Wir haben getan, was möglich war - in Bayern müsste man die Leute austauschen um ein signifikant anderes Ergebnis zu bekommen“, erklärt Beer und fügt nachdenklich hinzu: "Dennoch finde ich es traumatisch, dass die CSU alleine regiert.“ Anne Kraus zog ein - wenn auch kleines - positives Fazit: "Wir haben zwei, drei Prozentpunkte mehr erreicht, als in den letzten Prognosen vorhergesagt wurde".
Stefan Liepert, Landtagskandidat der Grünen, zeigt sich enttäuscht über das Ergebnis von 8,6 Prozent (minus 0,8 Prozent im Vergleich zu 2008 - Stimmkreis Memmingen: 6,8 Prozent). Doch er spricht sich Mut zu: "Immerhin konnten wir uns in Memmingen leicht verbessern. Wir gehen auf jeden Fall mit frischer Kraft in die Kommunalwahlen", betont Liepert. Was erwartet er vom kommenden Sonntag? "Ich denke die Bundestagswahl wird für uns Grüne spannender als die Bayernwahl." Das im Bund fokussierte Thema "Steuergerechtigkeit" sieht er als richtig und wichtig an. "Vielleicht hätten wir die Energiewende noch ein bisschen mehr in den Vordergrund stellen können, damit klar wird, dass ein ökologischer Wandel nur mit starken Grünen möglich ist", so Liepert.