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Arbeitsmarkt

Fachkräftemangel in Ausbildungsberufen

Warum viele Betriebe keine Azubis mehr finden

veröffentlicht am 03.12.2025
Fachkräftemangel

Eine gestiegene Erwartungshaltung bei gleichzeitiger Orientierungslosigkeit sorgt für Frust bei Schulabgängern. Foto: pixabay/Yassay

(as). Der Fachkräftemangel ist kein fernes Zukunftsszenario mehr – er ist längst Realität. Besonders hart trifft es die Ausbildungsberufe: Viele Betriebe suchen seit Monaten, manche sogar seit Jahren, vergeblich nach geeigneten Auszubildenden.

Während früher zahlreiche Bewerbungen eingingen, bleiben heute selbst attraktive Stellen unbesetzt. Warum ist das so?

Der erste Grund ist ein demografischer. Es gibt schlicht weniger junge Menschen. Jahr für Jahr verlassen kleinere Schuljahrgänge die Schulen – und dadurch sinkt die Zahl potenzieller Auszubildender deutlich. Die Konkurrenz um die Jugendlichen wächst, und viele Unternehmen stehen sich auf engem Raum gegenüber.

Imageprobleme und gestiegene Erwartungen

Hinzu kommt ein Imageproblem vieler Ausbildungsberufe. Klassische Handwerks- oder Technikberufe gelten bei vielen Jugendlichen als körperlich anstrengend, schlecht bezahlt oder wenig modern – oft zu Unrecht. Gleichzeitig üben Medien, Schulen und manchmal auch Eltern subtil Druck aus, lieber ein Studium zu wählen. Das sorgt dafür, dass Abiturientinnen und Abiturienten seltener berufliche Ausbildungsgänge überhaupt in Betracht ziehen.

Die gestiegenen Erwartungen der jungen Generation spielen ebenfalls eine große Rolle. Viele Jugendliche wünschen sich klare Strukturen, gute Betreuung, flexible Arbeitszeiten, Entwicklungsmöglichkeiten und eine wertschätzende Unternehmenskultur. Wer diese Punkte nicht erfüllt oder nur schlecht kommuniziert, verliert Bewerber schnell an modern auftretende Konkurrenzbetriebe.

Orientierungslosigkeit

Auch die Orientierungslosigkeit der Jugendlichen ist ein Faktor. Bei über 350 Ausbildungsberufen fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Gleichzeitig fehlen vielen reale Einblicke: Praktika, Berufsorientierungstage oder persönliche Kontakte zur Arbeitswelt sind längst nicht überall selbstverständlich. Ohne greifbare Erfahrungen bleibt die Ausbildung abstrakt – und damit wenig attraktiv.

Schließlich hat sich der Bewerbungsprozess stark verändert. Die junge Generation informiert sich kaum noch über traditionelle Stellenanzeigen. Sie nutzt Social Media, kurze Videos, unkomplizierte Bewerbungswege und authentische Einblicke in den Arbeitsalltag. Unternehmen, die ausschließlich auf klassische Wege setzen, erreichen ihre Zielgruppe oft nicht mehr.

Fazit: Was Betriebe heute brauchen, ist ein Umdenken: zeitgemäße Ansprache, echte Entwicklungschancen, klare Kommunikation und ein ehrlicher Blick darauf, was junge Menschen motiviert. Der Fachkräftemangel zwingt Unternehmen dazu, attraktiver zu werden – nicht nur für Azubis, sondern langfristig für alle Mitarbeitenden.