
Memmingen (as). Anlässlich des 50. Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel luden die Deutsch-Israelische Gesellschaft und die Stadt Memmingen zu einem Festakt im Rathaus ein. Zum Auftakt der Veranstaltung improvisierte Efrat Pan, 1. Vorsitzende der DIG Memmingen, eine Diskussion mit Mordechai Ish-Shalom, Gesandter für Wirtschaft und Handel am israelischen Generalkonsulat in München, und dem ev. Pfarrer Christian Kunzmann (Frauenkirche), über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen.
An der Gesprächsrunde nahmen auch vhs-Leiter Michael Trieb als 2. Vorsitzender der DIG Memmingen und Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger teil.
Pan erinnerte an das damals in Israel heftig umstrittene Luxemburger Wiedergutmachungs-abkommen, das von Konrad Adenauer und David Ben Gurion 1952 unterzeichnet wurde. (Die Opposition unter Menachem Begin brandmarkte die deutschen Zahlungen als Blutgeld.) Ish-Shalom, dessen Aufgabe es ist, die israelische Exportquote nach Süddeutschland und Österreich zu befördern, erinnerte daran, dass deutsche Produkte in den 50er und 60er Jahren boykottiert wurden. Seither habe sich viel gewandelt, darin war man sich einig.
Einigkeit bestand auch darin, dass es gälte, den „Ewiggestrigen“ mutiger als bisher zu widersprechen. „Wir Deutschen sollten nicht als Moralapostel oder Besserwisser auftreten, sondern ganz bescheiden im Hintergrund versuchen zu helfen“, so Dr. Holzinger.
Pfarrer lobt Lieferung von Kriegsschiffen
„Der Holocaust verpflichtet uns Deutsche zu Freundschaft und Wiedergutmachung“, erlärte Pfarrer Kunzmann, der die gemeinsamen religiösen Wurzeln von Juden und Christen im Alten Testament als moralische Grundlage des abendländischen Rechtssystems hervorhob. In diesem Sinne lobte er die Lieferung weiterer Kriegsschiffe und U-Boote nach Israel als klares und richtiges Bekenntnis der Bundesregierung zu dem von Feinden umgebenen Rechtsstaat Israel, Leuchtturm der Demokratie im Nahen Osten.
Israel, das alle Angriffskriege seiner Nachbarn überstanden habe, sei „ein Wunder in unseren Augen“, so Kunzmann vom "Freundeskreis Israel", der den Alleinherrschaftsanspruch Israels über die umstrittenen Gebiete in Nah-Ost als gottgewollt und die Juden als Beweis für die Existenz Gottes ansieht. Es gälte, "seine Stimme in den Medien zu erheben zugunsten des Volkes Gottes“, plädierte der Pfarrer. „Warum reden deutsche Großmäuler über eine Zwei-Staaten-Lösung“, erkundigte sich ein Zuhörer, nachdem der unumstrittene Anspruch Israels auf Jerusalem geklärt war.
Die Zukunft deutsch-israelischer Beziehungen
Mordechai Ish-Shalom sieht die Zukunft beider Länder in Forschung und Entwicklung, zumal Israel als "Startup Nation" ein hohes Kreativitätspotenzial aufweise. Da der Ehrengast auf alle Fragen auf englisch antwortete, war es nicht allen Gästen im Sitzungssaal des Rathauses möglich, seinen Gedanken zu folgen.
Michael Trieb hob Bildung als dritten, neben Religion und Wirtschaft wesentlichen Pfeiler für eine gelingende Begegnung hervor. „Wir brauchen Leute, die Herz haben und offen sind und die Bildung haben“, so Trieb.
Efrat Pan sieht persönliche Kontakte als entscheidend für ein besseres Verständnis der von Natur aus sehr verschiedenen Völker an. Einig war man sich darüber, dass der Jugendaustausch einen hohen Stellenwert habe.
Fazit der Diskussion: „Es gibt eine Zukunft“ - trotz „schwieriger Vergangenheit und psychologischer Antagonismen“, konstatierte Pan.
Im Anschluss an die Diskussion erwartete die Gäste ein kulturelles Programm mit Tanz und Klezmer-Musik.