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“Ich fahre, ich weiß nicht, wohin?" - Neues Projekt mit Asylbewerbern am Landestheater Schwaben

veröffentlicht am 12.11.2015

bu Viel öffentliche Aufmerksamkeit erfahren die 23 jugendlichen Teilnehmer beim Auftakt des 2. Projekts für Asylbewerber am Landestheater Schwaben. Fotos: Sonnleitner

Memmigen (as). Unter dem Motto “Ich fahre, ich weiß nicht, wohin? Mich wundert, dass ich so fröhlich bin“ beginnt am Landestheater Schwaben ein neues Projekt mit 23 jungen Asylbewerbern im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit. Die unbegleiteten Jugendlichen sind zwischen 17 und 21 Jahre alt und besuchen seit September das Berufsintegrationsjahr am Berufsbildungszentrum (BBZ) Jakob Küner.

Das Thema „Sprache und Kommunikation“ stand im Mittelpunkt der Vorstellung dieses zweiten Projektes mit jungen Flüchtlingen unter Leitung von Joséphine Weyers auf der Caféhausbühne des Stadttheaters. „Es ist besonders wichtig, die deutsche Sprache zu erlernen, um sich integrieren zu können und sich aufgehoben zu fühlen“, hob Schirmherr Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger hervor. „Ohne Sprache ist alles nichts“, bekräftigte LTS-Intendant Walter Weyers, verbunden mit einem Appell an die jungen Leute aus Afrika, aus dem Irak, Afghanistan und Syrien, die ohne ihre Familien nach Deutschland gekommen sind, das große Angebot der Arbeitsagentur anzunehmen.

"Solche kreativen und innovativen Projekte sind ein guter Baustein auf dem Weg in Ausbildung und Arbeit“, erklärte Horst Holas, stellvertretender Leiter der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen. „Es gibt ein breites Angebot an Unterstützung, so dass Ihr nicht auf Ersatzleistungen angewiesen seid“, informierte der Migrationsbeauftragte Helmut Lauber die Projektteilnehmer.

Sprachkompetenz, „Standing“ und Selbstbewusstsein

Holger Seitz Regisseur Holger Seitz erarbeitet mit den Jugendlichen ein literarisch-musikalisches Programm.

In einem ganztägigen Workshop werden die Jugendlichen von dem erfahrenen Regisseur und Theaterpädagogen Holger Seitz angeleitet. Ziel ist es, in nur dreieinhalb Wochen ein literarisch-musikalisches Programm auf die Beine zu stellen. „ ich weiß noch nicht genau, wohin die Reise gehen wird“, erklärt Seitz. Es ist ein Prozess, den er mit den Jugendlichen gemeinsam erarbeiten will – „eine Mischung von dem, worauf Ihr Lust habt und dem, was ich als wichtig erachte für Euer Leben in Deutschland.“ Doch die Lernziele stehen fest: Sprachkompetenz, „Standing“ und Selbstbewusstsein. Der Spaß am Spiel soll dabei nicht zu kurz kommen, der gemeinsame Prozess Nähe und Gemeinsamkeit vermitteln, anstatt zu überfordern.

An der Motivation wird es nicht scheitern: „Die jungen Leute nehmen begeistert am Unterricht teil“, erklärte Günther Schuster, Oberstudienrat am Kaufmännischen Berufsbildungszentrum Jakob Küner. Die Berufsintegrationsklasse, die sie gemeinsam besuchen, ist eine von 440 bayernweit an knapp 100 Berufsschulstandorten. „Die Zusammenarbeit mit dem Landestheater ist ein absoluter Glücksfall für uns und eine wunderbare Möglichkeit, die Sprachkompetenz zu verbessern und Selbstbewusstsein zu vermitteln“, so Schuster. „Die Wirtschaft braucht Sie!“, ermunterte er die Jugendlichen. In Zeiten drohenden Fachkräftemangels seien Berufsschüler ein entscheidender Faktor.

Am 18. Dezember, 19 Uhr, werden die Ergebnisse des Workshops im Rahmen einer Aufführung, zu der regionale Unternehmer geladen sind, im großen Haus aufgeführt. Im Anschluss an die Projektpräsentation findet eine Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Referenten zum Thema "Zuwanderung - Bewährungsprobe für die Demokratie?" statt. Karten gibt es unter Telefon 08331-945916.

Info: Um Vorurteile und Berührungsängste abzubauen, engagiert sich das Landestheater Schwaben mit besonderen Projekten für die Integration sozialer Randgruppen. In den letzten Jahren fanden bereits Projekte mit psychisch Kranken, Menschen mit Behinderung, Demenzkranken, Jugendlichen mit Migrationshintergrund, Arbeitslosen und Häftlingen statt.