"In jeder Hinsicht das falsche Signal"

Kreisverbände der Jungen Union sehen Amazon-Ansiedlung kritisch

veröffentlicht am 18.12.2020

Die Junge Union spricht sich gegen eine Ansiedlung des Online-Konzerns Amazons am Allgäu Airport aus. Wie berichtet, möchte das Unternehmen dort ein Verteilzentrum errichten. Foto: Radeck

Memmingen (dl). Die Kreisverbände der Jungen Union in den Landkreisen Unterallgäu, Oberallgäu, Ostallgäu, Lindau und Neu-Ulm sowie in den kreisfreien Städten Memmingen und Kempten sehen die geplante Ansiedlung von Amazon auf kommunalen Grundstücken am Flughafen Memmingen als problematisch an.

Es liege bisher kein stichhaltiges öffentliches Konzept vor, wie Amazon einen nachhaltigen Mehrwert für die Region schaffen soll, heißt es in einer Pressemitteilung. Die bisherige Informationspolitik sieht die Junge Union als unzureichend an.

Sorgen über die möglichen Folgen

"Die Diskussionen in der Region sind in den letzten Tagen von Sorgen über die möglichen Folgen der Ansiedlung geprägt. Sie zeigen auch, dass eine Entscheidung über das Projekt erst nach einer vollständigen Information der Bürger getroffen werden kann", schreibt David Stiegeler, Kreisvorsitzender der JU Memmingen. Gleichzeitig müssten Planungen dieser Tragweite aus Sicht der Jungen Union auf einer möglichst breiten Basis in den gewählten Gremien und unter Einbindung der Öffentlichkeit gefällt werden. "Eine Entscheidung in Hinterzimmern führt zu Unverständnis und Ärger in der Bevölkerung."

Amazon erfülle Erwartungen nicht

Investitionen in die Region seien grundsätzlich zu begrüßen, "aber die Flächen in unserer Region für die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie sind begrenzt. Neue Unternehmen sollten ein Mehrwert hinsichtlich der Schaffung von sicheren Arbeitsplätzen, Erhöhung der lokalen Steuereinnahmen und ein Zugewinn für den (lokalen) Markt sein. Idealerweise sollte dadurch also nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung in der Region angestoßen werden. Es ist bisher unklar, inwiefern Amazon diese Erwartungen erfüllen kann", gibt die JU zu bedenken.

"Unfairer Wettbewerbsvorteil"

Bisher habe Amazon eher mit unsicheren Beschäftigungsverhältnissen oder durch ihre massive Gewinnverlagerung ins Ausland Schlagzeilen gemacht. "Amazons aktive Vermeidung der Steuerlast in Deutschland generiert keine wesentlichen Steuermehreinnahmen für die Kommunen, sondern führt vielmehr zu einem unfairen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Unternehmen vor Ort. Dieses Geschäftsverhalten sollte nicht auch noch durch den Verkauf von kommunalen Flächen unterstützt werden", so Stiegeler.

Frachtflüge am Flughafen Memmingen?

Äußerst skeptisch zu sehen sei zudem die Ankündigung seitens Amazons, keine Frachtflüge am Flughafen Memmingen durchführen zu wollen. "Warum dann der Standort Flughafen? Die Abwicklung des erhöhten Fracht- und Verkehrsaufkommens durch Flüge und LKWs ist den Menschen in unserer Region nicht vermittelbar und belastet unsere Infrastruktur und Umwelt noch zusätzlich. Ein Haltungswechsel durch die Hintertür ohne transparente Einbindung der Bürger ist daher brandgefährlich für den sozialen Frieden der Region", warnt die Junge Union.

"Als Vertreter der jungen Generation liegt uns die Zukunft und nachhaltige Entwicklung unserer Landkreise und Städte sehr am Herzen. Unser Ziel ist, unsere Innenstädte zu beleben und unseren lokalen und regionalen Handel zu stärken. Unsere heimische Umwelt soll geschützt und sozialer Zusammenhalt gestärkt werden. Eine Ansiedlung von Amazon am Flughafen Memmingen sendet in jeder Hinsicht das falsche Signal und ist daher aus der Sicht der Jungen Union kritisch zu bewerten", heißt es abschließend.